Der Bühnenbildner Franz Zauleck, der Regisseur Jan Müller und der Videograf Georg Lendorff (von links) haben Hand in Hand am visuellen Konzept der WLB-Inszenierung „Wiedersehen mit Herrn Bello“ gearbeitet und gemeinsam viele überraschende und sehr originelle Ideen entwickelt. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit beschert die Württembergische Landesbühne ihrem Publikum eine besondere Inszenierung, die Zuschauer jeden Altes anspricht. Diesmal darf sich „Herr Bello“, der Titelheld aus Paul Maars gleichnamiger Kinderbuch-Reihe, auf der Theaterbühne tummeln. Dass sich die Junge WLB fürs „Wiedersehen mit Herrn Bello“ etwas Außergewöhnliches einfallen ließ, überrascht nicht - immerhin ist Paul Maar dem Esslinger Theater als Autor eng verbunden. Und viele von denen, die heute mit ihren Kindern ins Theater gehen, waren in jungen Jahren selbst Fans des sympathischen Wunderhundes Bello und seines Schöpfers. Regisseur Jan Müller und sein Team haben das „Wiedersehen mit Herrn Bello“ ausgesprochen liebevoll in Szene gesetzt - besonderen Wert legten die Theatermacher auf die visuellen Aspekte: Gemeinsam mit dem Bühnenbildner Franz Zauleck und dem Videografen Georg Lendorff hat der Regisseur ein Konzept entwickelt, das perfekt zur Geschichte passt und immer wieder staunen lässt, ohne den Darstellern auf der Bühne die Wirkung zu nehmen.

Ein kreatives Trio tüftelt ausgiebig

„Wir wollten ein Familienstück auf die Bühne bringen, das Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Spaß macht“, erzählt Jan Müller. „Wiedersehen mit Herrn Bello“ ist bereits die dritte Geschichte, in der Paul Maar von jenem wundersamen Hund erzählt, der sich mit Hilfe eines geheimnisvollen Tranks in einen Menschen verwandeln kann. Und wie die beiden Vorgänger „Herr Bello und das blaue Wunder“ und „Neues von Herrn Bello“, die bereits an der WLB zu sehen waren, hat die Esslinger Landesbühne auch Folge drei auf Theaterformat getrimmt. Diesmal trifft es Herrn Bello besonders hart: Als die Wirkung des Zaubertranks nachlässt, wird Bello wieder zum Hund - allerdings mit Nebenwirkungen: Die Pfoten sind lindgrün, und eines seiner beiden Ohren ist zu lang - dafür kann er noch immer fast wie ein Mensch sprechen. Um die Sache wieder ins Lot zu bringen, reisen Herr Bello und sein Freund Max mit der Bahn nach Marburg zu Onkel Astor und Herrn Melchior, der das nötige Wundermittelchen hat, um aus dem seltsamen Hund wieder einen nahezu perfekten Menschen zu machen. Und wie nicht anders zu erwarten, wird die Fahrt zum Abenteuer ...

Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Regisseur für eine Inszenierung wie diese neben einem versierten Kostüm- und Bühnenbildner wie Franz Zauleck auch einen Videografen wie Georg Lendorff engagiert. Und es ist auch nicht ganz alltäglich, dass ein solches Trio fast ein Dreivierteljahr lang gemeinsam am visuellen Konzept tüftelt. Wer „Wiedersehen mit Herrn Bello“ sieht, spürt jedoch sofort, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Bühnenbild, Videosequenzen, Licht, Ton und Schauspiel gehen auf virtuose Weise Hand in Hand, und alles zusammen ergibt für den Zuschauer ein stimmiges Ganzes. „Das erreicht man nur durch sehr intensive Kommunikation aller Beteiligten während des gesamten Entstehungsprozesses“, betont Zauleck. Und er erinnert sich mit Freude an eine ungewöhnlich spannende Zusammenarbeit: „Es ist sehr reizvoll, wenn man gemeinsam immer neue Ideen entwickelt und erlebt, wie eins zum anderen kommt.“ Das sieht auch Jan Müller so: „Es ist immer hilfreich, wenn man ein und dieselbe Produktion aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. So kann man sich gegenseitig inspirieren.“

Zu den Besonderheiten gehört, dass sich die ganze Geschichte im Bühnenbild widerspiegelt. Franz Zauleck hat einzelne Momente der Story herausgegriffen und in originellen comic-haften Bildern festgehalten, die übers Bühnenbild verteilt sind. Die Szenerie lohnt ohnehin einen zweiten Blick, denn die Theatermacher haben an einigen Stellen einfallsreiche Überraschungen eingebaut, die der Zuschauer im Laufe der rund 75-minütigen Aufführungen entdecken darf. Und auch die praktischen Aspekte blieben nicht unberücksichtigt, schließlich lebt die Story auch vom schnellen Wechsel zwischen innen und außen, die möglichst einfach zu handhaben sein sollten.

Wenn Wunderhund Bello mit dem Zug auf große Fahrt geht, wechseln Landschaften und Szenerien immer wieder. Und dabei - aber nicht nur dabei - kommt der Videograf Georg Lendorff ins Spiel, der viele der Wechsel in den Bildern mit virtuos eingesetzten visuellen Mitteln meistert. Licht und Schatten, wechselnde Landschaften, visualisierte Innensichten - all das unterstreicht die Wirkung der Geschichte und erlaubt dem Regisseur eine ungewöhnlich vielschichtige Erzählweise. Trotzdem ist Lendorff überzeugt, dass das ausgeklügelte visuelle Konzept den Schauspielern nichts von ihrer Wirkung nimmt: „Wenn leibhaftige Menschen auf der Bühne agieren, ziehen sie automatisch die Aufmerksamkeit auf sich.“

„Wiedersehen mit Herrn Bello“ ist heute ab 9 Uhr, am 26. Dezember ab 16 Uhr, am 18. und 19. Januar ab 9 Uhr, am 28. Januar ab 16 Uhr sowie am 19. Februar ab 9 Uhr und ab 11 Uhr im Schauspielhaus der WLB in der Strohstraße zu sehen. Karten an der Theaterkasse (Tel. 07 11/35 12-30 44).