Das neue Grafenpaar der Karnevalsfreunde Esslingen: Graf Patrick I. und Gräfin Julia I. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

Mit frischem Wind, einer neuen Präsidentin und erneut mit einem Grafen an der Seite der Gräfin haben die Karnevalsfreunde Esslingen die fünfte Jahreszeit eingeläutet. Dies war zwar am Sonntag kurz nach 11.11 Uhr, aber die traditionelle Ordensparty begann fünf Tage vor dem offiziellen Start. Trotzdem begeisterten die Garde- und Schautänze das Publikum in der Gemeindehalle Altbach.

Bei so einer Ordensparty, auch wenn es sich um eine närrische handelt, muss Ordnung herrschen. Denn der offizielle Start in die fünfte Jahreszeit ist erst am 11. November um 11.11 Uhr. So steckten die Ehrenburgherren Markus Grübel, parlamentarischer Staatssekretär (CDU), und der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler schnell ihre mitgebrachten Kappen wieder weg. Der Brauchtumskodex schreibt nach enger Auslegung vor, dass diese vorher nicht getragen werden dürfen. Auf diese Vorschrift wies Gerhard Worbach, Vizepräsident des Landesverbandes der Württembergischen Karnevalsvereine hin.

Sei’s drum. Bei den Esslinger Karnevalsfreunden herrscht wieder frischer Wind. Der neue Vorstand mit der neuen Präsidentin Elke Liebrich ist buchstäblich aus den etwas altertümlichen Jacketts geschlüpft und hat sich ein modern-elegantes Outfit verpasst. „Nie mehr Vorstand“, hatte sich Liebrich, Mutter von drei Kindern, eigentlich geschworen. Die 41-Jährige kommt von den „Rocking Stars“ aus Plochingen, sprich aus dem Rock’n Roll. Nachdem die heute zehnjährige Tochter bei den Karnevalsfreunden tanzte, machte die ebenfalls Tanzbegeisterte bei der Elterngruppe, den flotten Amseln und schrägen Vögeln, mit. Und in einem Trainingslager sprang der Funke über.

Gräfin nach einjähriger Pause zurück

Dies muss wohl auch bei der neuen beziehungsweise einstigen Gräfin Juli I. der Fall gewesen sein. Nach einer einjährigen Pause schwingt dieses Jahr die 20-jährige Julia Fingerle gemeinsam mit dem zwei Jahre älteren Freund Patrick Klusch das Zepter. Die Karnevalsfreunde waren froh, wieder einen Grafen gefunden zu haben. So musste man in der vergangenen Kampagne ohne auskommen. „Ich mache es der Liebe wegen“, erzählte Patrick I., im bürgerlichen Leben Industriemechaniker, mit einem Augenzwinkern.

Das Publikum in der vollbesetzten Gemeindehalle in Altbach traute kaum seinen Augen. Da tanzte doch tatsächlich auch ein Junge auf der Bühne und das zum ersten Mal in der 18-jährigen Vereinsgeschichte. Der Neunjährige ist noch nicht lang bei den Tanzkindern dabei. „Ich habe mit meiner Schwester auf der Wiese geübt und das hat Julian, der nebenan wohnt, gesehen und wollte gleich mitmachen“, erzählte die zehnjährige Lambrini nach der Aufführung.

Jugend- oder Stadtgarde, akkurat wurden die Beine geschwungen, und auch die Schautänzer begeisterten das Publikum mit akrobatischen Darbietungen. Und die Eltern wirbelten als Nonnen in einem Ausschnitt aus dem Musical „Sister Act“ über die Bühne.

Aber was wäre eine Ordensparty ohne Orden? Dieses Jahr ziert der „Dicke Turm“ der Esslinger Burg nebst dem närrischen „Till“ die Auszeichnung, und das Grafenpaar hatte alle Hände voll zu tun, diesen umzuhängen. Ehrenburgherrin Karin Pflüger, die wie viele andere auch bedacht wurde, hatte ihrerseits einen Scheck über 500 Euro für die Jugendarbeit der Karnevalsfreunde mitgebracht.