Unterwegs servierte Mario Colaone den EZ-Lesern neue Eis-Kreationen. Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Esslingen zeigt sich in der Sommerzeit von seiner schönsten Seite: Alles grünt und blüht, Straßencafés und Biergärten locken, und ein Rundgang macht bei strahlendem Sonnenschein noch mal so viel Spaß. Die schönste Art, die Stadt in der warmen Jahreszeit zu genießen, ist eine Kanutour auf dem Neckar und seinen Kanälen. Man schippert in gemächlichem Tempo dahin und entdeckt von der Wasserseite aus ungeahnte Perspektiven. Da fehlt zum Glück nur ein leckeres Eis. Doch da weiß unsere Zeitung Rat: Gemeinsam mit Kanu-Kapitän Charly Vollmer vom Veranstalter „Esslingen erleben“ und Eiskonditor Mario Colaone hat die EZ zu einer eisgekühlten Kanutour eingeladen. Und weil dieser Gedanke offenbar großen Charme hat, prasselten unserer Lokalredaktion die Bewerbungen nur so ins Haus. 14 glückliche Gewinner stachen am Ende in See, und sie durften ein Erlebnis genießen, das bei allen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Große Freude für glückliche Gewinner

Jeder Gewinner hatte einen besonderen Grund, sich für ein Plätzchen im Kanu zu bewerben. So wie Walter Eberle aus Reichenbach, der 40 Jahre lang in der Wilhelma gearbeitet und dort vielen Menschen Freude beschert hat. Jetzt ist er im Ruhestand, und seine Frau Helga fand: „Er hat’s verdient, dass man ihm auch mal eine Freude macht.“ Oder die Esslingerin Annette Hammer, die ihrer Tochter Johanna zur Mittleren Reife etwas Besonderes schenken wollte - dass die 16-Jährige am Tag der Kanutour krank wurde und ihrer Schwester Marleen Platz machen musste, war Künstlerpech. Oder Helga Kühne aus Deizisau, die mit ihrem Mann während der Kanutour ihren Geburtstag feierte. „Wir haben uns unheimlich gefreut, dass wir mitfahren dürfen“, sprachen Heidrun und Norbert Loos aus Neuhausen für die gesamte Kanu-Crew. Die beiden lesen die EZ seit 40 Jahren und finden: „Die Esslinger Kanäle muss man einfach mal vom Wasser aus gesehen haben.“

Skipper wünschen einander „immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“. Die braucht auch Kanu-Kapitän Charly Vollmer, wenn er zu seinen „Kanale Grande Touren“ startet. Diesmal musste er sein ganzes seemännisches Geschick aufbieten, um nicht auf Grund zu laufen, denn auf den ersten Metern war der Wasserstand im Rossneckar nicht gerade ideal. Doch Vollmer kennt auf den Esslinger Wasserwegen jeden Stein, und er weiß, wie man die eine oder andere Untiefe umschifft - notfalls steigt er kurz ins Wasser und legt Hand an. Unterwegs weiß der Kanu-Kapitän allerhand zu erzählen: über die Geschichte der Inneren Brücke, den „Ponte Veccio von Esslingen“, den Geiselbach und den Katzenneckar, die Hochhäuser von „Klein-Manhattan“ oder die Reize von „Klein-Amazonas“. Neben harten Fakten hatte Vollmer viele Anekdoten im Gepäck. Und die Passagiere staunten nicht schlecht über all das, was sie unterwegs zu sehen und zu hören bekamen. „Ich kenne Esslingen, aber so habe ich die Stadt noch nie erlebt“, erklärte Ella Blessing aus Aichwald, die sich auf ein besonderes Erlebnis mit ihrer zehnjährigen Enkelin Ana gefreut hatte und nicht enttäuscht wurde.

So ging die Kanutour vom Komma über den Rossneckar an der Maille vorbei Richtung Kesselwasen und weiter zum Bäckermühlen-Wehr. Dort mussten die Passagiere kurz aussteigen, damit die beiden Kanus, die für die Tour wie ein Katamaran verbunden waren, einzeln den Höhenunterschied überwinden konnten. An der neuen Weststadt vorbei ging’s Richtung Neckar und dort flussaufwärts bis zur Esslinger Schleuse, durchs Wasserhaus in den Hammerkanal und schließlich zum Wehrhaus, dem Ende der Kanutour.

Ein exklusiver Höhepunkt der zweieinhalbstündigen Tour war das Kapitänsdinner, das von Mario Colaone serviert wurde. Der Esslinger Eiskonditor betreibt seit 40 Jahren eine Eisdiele in der Küferstraße und liebt es, seine Kundschaft mit immer neuen Köstlichkeiten zu überraschen. Mehr als 600 verschiedene Sorten hat er in seinem Repertoire, wobei er chemische Helfer und Convenience-Produkte ablehnt: „Bei mir muss alles Natur und so weit wie möglich selbst gemacht sein“, verriet er sein Credo. Und weil er zu den versiertesten Eiskonditoren im Land gehört, suchen selbst die Pâtissiers großer Häuser seinen Rat. „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Kreationen“, verriet Mario Colaone. „Das ist die schönste Art, meinen Spieltrieb zu befriedigen.“ Und natürlich gab er seinen Gästen auch Einblick in die Geheimnisse der anspruchsvollen Eiscreme-Herstellung. Wenn es um süße Köstlichkeiten geht, will man natürlich nicht nur theoretisieren, sondern auch probieren. Für die EZ-Leser hatte Colaone zwei Kreationen komponiert, die er an Bord servierte: Erst ein Schoko-Sorbet mit gerösteten Nüssen und Himbeer-Espuma in zwei Konsistenzen. Und dann ein Mango-Chili-Eis mit Kefir-Espuma und Granatapfelsamen. Mario Colaones Köstlichkeiten nötigten selbst erfahrenen Kreuzfahrt-Genießern wie Birgit und Peter Gnädig aus Wendlingen Respekt ab: „Wir waren schon auf großen Kreuzfahrtschiffen unterwegs, aber das, was wir in Esslingen erleben und genießen durften, war etwas Besonderes.“

www.esslingen-erleben.de