Markus Hahn und Bettina Witthuhn bespielen künftig die Räume am Hafenmarkt, in denen Jörg Ilzhöfer seine Kochschule samt Mittagstisch betrieben hat. „Mattis“ soll ihr Lokal heißen - was für „Markus ’ und Bettinas feine Maultaschen“ steht. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Was passiert, wenn sich die Chefin vom „Rosenhäusle“ mit einem Wirt von „Hahn’s Mostbesen“ zusammentut? - Das ist die Geburtsstunde von „Mattis“. Der Name steht für „Markus’und Bettinas feine Maultaschen“. Denn Bettina Witthuhn (52), die am Sonntag ihre schwäbische Gaststätte in der Oberen Beutau das letzte Mal öffnet, und Markus Hahn, der mit Eltern und Bruder auch weiterhin den „Mostbesen“ in Wäldenbronn betreibt, übernehmen die Räume von Jörg Ilzhöfer am Hafenmarkt. Nachdem der Maultaschenkönig von Esslingen mit seiner Kochschule ins Stuttgarter Haushaltswarenparadies Tritschler abwandert, wollen die beiden künftig die kleine, aber feine Lokalität in Esslingen bespielen. Ebenfalls mit selbstgemachten Maultaschen und mit kleineren Spezialitäten aus der schwäbischen Küche - wie sie eben die Verhältnisse in dem rund 30 Plätze bietenden Raum zulassen. Aber ausschließlich als Lokal.

Lebenstraum geht in Erfüllung

Spätestens jetzt muss schwarz auf weiß geklärt werden, dass Witthuhn und Hahn zwar freundschaftlich und künftig auch geschäftlich miteinander verbunden sind - Markus Hahn aber amourös nur mit seiner Frau Angela verbandelt ist. Auch dem „Mostbesen“ in Wäldenbronn, der zwei Mal im Jahr für dreieinhalb Wochen offen ist, wird er nicht untreu. Dafür aber seinem bisherigen Arbeitgeber, der Volksbank Esslingen. „Ich erfülle mir mit dem Lokal einen Lebenstraum“, begründet der 47-jährige Bankkaufmann seinen Ausstieg aus dem Angestelltenverhältnis.

Gemeinsam mit seiner Frau bietet er seit ein paar Jahren Stadtrallyes für Gruppen, Firmen oder Vereine durch Esslingen an. Zum Ausklang dieser Touren hatten sie diverse Esslinger Lokale in ihr Repertoire aufgenommen - unter anderen auch Bettina Witthuhns „Rosenhäusle“. So verfestigte sich der Kontakt. Und als Witthuhn und Hahn in der EZ gelesen hatten, dass es Ilzhöfer nach Stuttgart zieht, entstand der Gedanke an ein gemeinsames Lokal am Hafenmarkt. Für Bettina Witthuhn, die das „Rosenhäusle“ in der Oberen Beutau 2007 übernommen und auf die Erfolgsspur gesetzt hatte, bietet es die Chance, nicht mehr die alleinige Verantwortung und den Zeitaufwand in einem Beruf zu haben, der einen auffressen kann. Ihre Gäste im „Rosenhäusle“ werden trauern. „Es läuft so gut wie noch nie. Meine Gäste und ich waren wie eine große Familie“, fällt auch ihr der Abschied aus ihrem bisherigen Lokal schwer. Die 60 Sitzplätze auf zwei Ebenen und Witthuhns Niernle, Kutteln, vor allem aber der Rostbraten waren begehrt bei Stammtischen und Firmen. Aber als Alleinkämpferin in Küche und Gaststube geht eine Sechs-Tage-Woche bis in die Nacht hinein an die Substanz. Witthuhn: „Und am siebten Tag macht man die Buchhaltung.“

Das neue Lokal am Hafenmarkt soll nun vor allem Tagesgäste bedienen. Angedacht sind vorerst Öffnungszeiten von montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr und samstags bis 16 Uhr. Im Sommer können sich die beiden für ihre Gäste allerdings schon auch lauschige Abende auf dem Hafenmarkt vorstellen. Immerhin gibt es dort Platz für noch einmal gut 30 Personen. Und für die Stadtrallyes sowie andere Vereins- oder Gruppenveranstaltungen sind durchaus auch Abendtermine möglich. „Unser Konzept sind Maultaschen in verschiedensten Varianten. Mit Fisch, klassisch, saisonal, auch süß ...“, so Witthuhn. Und wer möchte, kann sie auch vakuumiert kaufen und mit nach Hause nehmen.

Die beiden bauen nicht nur auf die Freunde eines preisgünstigen Mittagstischs, sondern auch auf Touristen, denen sie - in einem nächsten Schritt - die schwäbischen Spezialitäten auch zuschicken wollen. Beide freuen sich auf den Hafenmarkt und ihre Nachbarn, zum Beispiel auf das Wollegeschäft von SWR-Moderatorin Barbara Scherrer, das jüngst vom Marktplatz hierher gezogen ist. „Wir müssen den Hafenmarkt wieder beleben“, so Witthuhn. Wer ihr „Rosenhäusle“ am Blühen hält, steht indessen noch nicht fest. Das Lokal wird verkauft.

Hahn: „Am 1. März können wir in die Räume am Hafenmarkt rein, aber wir müssen komplett umbauen.“ Und so hoffen die beiden, dass sie Ende März ihre Gäste dann im „Mattis“ empfangen können.

Wird schon klappen. Als gelernter Banker kann Markus Hahn ja rechnen.