Neue Wohnungen für eine zukunftsfähige Stadt. Doch die Flächen dafür fehlen in Esslingen. Foto: Das Erste/SWR/Thomas Schneider/obs Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Die Entwicklung auf dem Hengstenberg-Areal in Esslingen erlebt an einer Stelle einen Rückschlag. Pläne, in der früheren Produktionshalle von Hengstenberg an der Mettinger Straße eine Markthalle zu eröffnen, haben sich zerschlagen. Die potenzielle Betreiberin, die Metzgerei Häfele aus Winnenden, hat aus dem Projekt zurückgezogen. Hagen Schröter, Geschäftsführer der Esslinger Wohnungsbau GmbH, die auf dem Hengstenberg-Areal als Investorin auftritt, ist aber sicher, dass es schnell zu einer Nachfolgelösung kommt. Im Gespräch sind ein Lebensmittelgeschäft, Gastronomie oder Einzelhandel als mögliche Nutzer schon nach den Sommerferien.

Die Anfang Januar 2012 bekannt gewordenen Pläne, auf dem Hengstenberg-Areal eine Markthalle zu eröffnen, sind in der Stadt überwiegend positiv diskutiert worden. Schließlich stand mit der Winnender Metzgerei Häfele, die in der Region mit etlichen Verkaufsstellen und mobilen Verkaufsfahrzeugen vertreten ist, ein renommierter Partner parat. Zudem verfügt das Unternehmen über Erfahrungen mit einem Markthallen-Konzept und betreibt seit Jahren erfolgreich eine kleine Markthalle in Winnenden. Was dort funktioniert, scheint nicht auf Esslingen übertragbar zu sein. Konkret: Das Konzept, mit regionalen Partnern und Produkten anzutreten, lässt sich an der Mettinger Straße nicht umsetzen. Schröter: „Häfele sagt, er kriegt es nicht hin.“ Eine Stellungnahme dazu war gestern von der Firmenleitung des Unternehmens nicht zu erhalten. Häfele wäre für die etwas mehr als 1000 Quadratmeter große Fläche im „Bauteil B“ auf dem Areal als Generalmieter aufgetreten und hätte sich etwa für Obst, Backwaren oder andere Angebote Partner mit ins Boot holen müssen.

„Vielversprechende Verhandlungen“

Ein bereits bestehender Vertrag zwischen der EWB und Häfele wird nun laut Schröter aufgehoben, wodurch die Esslinger Wohnungsbau GmbH keinen wirtschaftlichen Nachteil erleide. Der Geschäftsführer bedauert die Entwicklung, „da wir gerne mit der Metzgerei Häfele ihr Markthallen-Konzept umgesetzt hätten. Aber die EWB ist erfahren und souverän genug, in dieser Sachlage die richtige Entscheidung zu treffen.“ So befinde sich die EWB bereits in „vielversprechenden Verhandlungen“ mit mehreren Interessenten aus dem Lebensmittelbereich, aus dem Einzelhandel und aus der Gastronomie.

Ein ursprünglich für Mai anvisierter Eröffnungstermin lässt sich ohnehin nicht halten, auch weil diverse Umplanungen im Gesamtprojekt Zeit gekostet haben. Allerdings ist Hagen Schröter zuversichtlich, schon nach den Sommerferien eine konkrete Nachfolgelösung anbieten zu können, indem entweder ein Lebensmittler, ein gastronomischer Betrieb oder ein Einzelhändler in den bisher für die Markthalle reservierten Räumen eröffnet. Dass dies so schnell gehen kann, hängt mit dem momentanen Zustand der Mietflächen zusammen. „Wir sind sehr weit, die Technik ist komplett vorhanden und Details lassen sich daher schnell umsetzen“, versichert Schröter.

400 Arbeitsplätze

Das Potenzial für einen erfolgreichen Geschäftsbetrieb in der früheren Hengstenberg-Produktionshalle ist laut Schröter vorhanden. Südwestmetall und weitere Unternehmen sorgen für rund 400 Arbeitsplätze auf dem Areal, zur benachbarten Volkshochschule kämen täglich bis zu 600 Besucher, zwischen 200 und 400 Besucher seien pro Tag allein auf dem Hengstenberg-Areal zu erwarten und ebenfalls in der Nachbarschaft werden bald mehr als 300 Studenten wohnen.

In das Bedauern über das geplatzte Markhallen-Konzept mischt sich bei Hagen Schröter aber auch die Freude über eine andere Entwicklung: Die traditionsreiche Firma Hengstenberg ist an ihren Stammsitz in der Mettinger Straße 109 zurückgekehrt. Die Zentrale hat am Montag ihre neuen Räume im sogenannten „Bauteil B“ im Osten des Hengstenberg-Areals bezogen. Die Verwaltung ist in einem Neubau zwischen dem Turm des ehemaligen Bestandsgebäudes und der Villa auf rund 2200 Quadratmetern untergebracht. Bauherr und Besitzer des Neubaus ist auch in diesem Fall die EWB, die das Areal nach dem Umzug von Hengstenberg nach Zell erworben und entwickelt hat.

EWB-Geschäftsführer Hagen Schröter freut sich über den neuen Mieter: „Das war immer ein Traum von uns, Hengstenberg zurück zu seinen Ursprüngen zu holen. Jetzt ist aus dem Traum tatsächlich Wirklichkeit geworden.“

Ein bunter Mix auf dem Gelände

Am 6. und 7. Mai wird auf dem Hengstenberg-Areal die nächste Hürde bei der Entwicklung des Geländes genommen. An diesen Tagen eröffnet das Fitness- und Gesundheitsstudio „In Shape“ . Die rund 1600 Quadratmeter große Trainings- und Wellnessfläche ist in drei Obergeschossen im Neubau am Rossneckar untergebracht, der mit seiner Klinkerfassade an die historischen Hengstenberg-Gebäude erinnert.

Die „Wichtel-Brauerei“ wird derzeit im Untergeschoss des Gebäudes ausgebaut, in dem sich auch das Sportstudio befindet.

Eine bunte Mischung von Nutzungen prägt auch das übrige Gelände zwischen Bahnlinie und Mettinger Straße. Im Herbst sollen ein weiteres Studentenwohnheim sowie der Neubau des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen in Baden-Württemberg bezugsfertig sein. Südwestmetall ist mit einem großen Komplex auf dem Gelände und eine Tiefgarage wird Platz für etwa 600 Autos bieten.