Der Täter hat es auf Altpapiercontainer und Mülltonnen abgesehen, er hat aber auch schon mehrere Fahrzeuge in Brand gesteckt. Foto: 7aktuell/Kevin Lermer

Und schon wieder hat in Kernen ein Auto gebrannt. Um ihre Arbeit zu intensivieren hat die Polizei die Ermittlungsgruppe „Rebe“ eingerichtet.

Es hat erneut gebrannt. Wieder in Kernen. Am Mittwochmorgen musste die Feuerwehr in die Frauenländerstraße ausrücken, um dort Flammen an einem Mercedes zu löschen. Erst am vergangenen Montag hatte ein Fahrzeug in der Frauenländerstraße gebrannt. Zum Gerücht, dass es am Mittwoch auch zur Verhaftung eines Tatverdächtigen kam, will sich die Polizei auf Anfrage nicht äußern. Sie teilt aber mit, dass ab sofort die Ermittlungsgruppe „Rebe“ mit rund 50 Mitarbeitenden der Kriminal- sowie der Schutzpolizei eingerichtet wird, um die Ermittlungen zu intensivieren.

Das am Mittwoch gelöschte Feuer reiht sich in eine Serie von mutmaßlichen Brandstiftungen ein, die Polizei und Feuerwehr in Kernen seit Juni in Atem halten. „Einschließlich dem Brand vom Mittwoch ordnen wir dieser Serie, die am 3. Juni begonnen hat, insgesamt 23 Fälle zu“, sagt ein Sprecher der Polizeidirektion Aalen. Allgemein gelte: „Wir prüfen mit unserer Kriminaltechnik die Brandursachen und versuchen durch unsere Ermittlungen, Zusammenhänge zwischen den Taten herzustellen.“ So komme man auf die knapp zwei Dutzend Fälle.

Mehrere zehntausend Euro Schaden

Gebrannt haben in der Vergangenheit überwiegend Mülleimer, Altpapiercontainer und Autos. „In fünf Fällen haben Fahrzeuge gebrannt, wobei es in einem sechsten Fall beim Versuch geblieben ist“, ergänzt der Sprecher. Die Schadenshöhe betrage insgesamt mehrere zehntausend Euro. Personen seien durch die Feuer bislang nicht verletzt oder konkret gefährdet worden. Dennoch sei die Bevölkerung in Kernen beunruhigt. Das zumindest hätten Rückmeldungen aus der Gemeinde gezeigt, sagt der Sprecher. „Wir rufen die Bevölkerung zur Besonnenheit auf und bitten darum, weiter achtsam zu bleiben und uns verdächtige Beobachtungen niederschwellig zu melden – also lieber einmal mehr bei der Polizei anrufen als einmal zu wenig.“ Viele Hinweise zu den Taten seien bislang allerdings noch nicht eingegangen.

Konkrete Angaben zu diesen Hinweisen oder über Beweismaterial könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht werden. „Wir ermitteln intensiv und konzeptioniert.“

Verdächtiger verhaftet, dann entlassen

Zwischenzeitlich hatte die Polizei einen Tatverdächtigen ausfindig gemacht und diesen in Untersuchungshaft genommen. Jener 55-jährige Mann war am 28. August nach zwei Bränden an einem Tag ins Visier der Ermittler geraten. Zunächst war an dem Tag an einem Wanderparkplatz im Haldenbachtal in Stetten ein Auto in Flammen gestanden. Das Fahrzeug brannte völlig aus, der Schaden: 20 000 Euro. Drei Stunden später brannte es erneut, ebenfalls in Kernen-Stetten, im Außenbereich eines Grundstücks. Ein Passant, der das Feuer bemerkte, konnte es löschen und verhindern, dass die Flammen auf eine Scheune übergreifen.

Der mutmaßliche Brandstifter sei in der Nähe des Tatortes gesehen worden, teilte die Polizei danach mit. Man habe „belastendes Beweismaterial“ sicherstellen können, das der mutmaßliche Täter mit sich geführt habe. Auch bei einer Durchsuchung seiner Wohnung wurden die Beamten demnach fündig. Daraufhin kam der Beschuldigte am 23. August aufgrund der zu diesem Zeitpunkt bestehenden Verdachtslage in Untersuchungshaft.

Bürgermeister dankt Polizei und Feuerwehr

Rund zwei Wochen später war er wieder auf freiem Fuß, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erläutert: „Der Haftbefehl wurde am 8. September auf Antrag der Staatsanwaltschaft aufgehoben und der Beschuldigte aus der Haft entlassen.“ Ein dringender Tatverdacht habe sich „zu diesem Zeitpunkt aufgrund der durchgeführten Ermittlungen nicht mehr begründen lassen“, so der Sprecher. „Ein Verfahrensabschluss ist derzeit nicht absehbar.“ Da es sich um ein schwebendes Verfahren handele, könnten keine Einzelheiten zu dessen Stand und Entwicklung mitgeteilt werden.

Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch dankt der Feuerwehr und der Polizei für deren Engagement. „Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben die Feuerwehrleute und deren Familien sehr belastet, die Anspannung ist spürbar“, so der Schultes. „Ihnen sowie auch deren Arbeitgebern gebührt mein besonderer Dank.“ Die Einsatzkräfte, bei der Feuerwehr allesamt Freiwillige, hätten in den vergangenen Wochen im Schnitt fast alle zwei Tage ausrücken müssen. Auch in der übrigen Bevölkerung sei die Verunsicherung spürbar und auch nachvollziehbar gewesen. „Ich habe Verständnis, auch für mich sind diese Ereignisse erschütternd, aber wir schenken der Polizei und der Feuerwehr unser Vertrauen.“

Bürgermeister rät zu Besonnenheit

Auch der Bürgermeister ruft zur Besonnenheit auf. „Melden Sie verdächtige Beobachtungen an die 112. Aufmerksamkeit ist gut und immer richtig, verzichten wir aber auf Mutmaßungen und Unterstellungen und Verdächtigungen. Falsche Verdächtigungen schaden den Einzelpersonen und tun auch uns als Gemeinschaft in Kernen nicht gut“, rät Benedikt Paulowitsch.

Immer wieder erliegen Menschen der Faszination des Spiels mit dem Feuer: Im Rems-Murr-Kreis etwa hatte es ein Serienbrandstifter in den Jahren 2018 und 2019 vornehmlich auf Holzstapel abgesehen. Damals ging der Polizei ein 38-Jähriger in die Fänge – der aus Kernen-Stetten stammte.