Nutzen wegen der Energiekrise mehr Menschen Vereinsduschen? Foto: dpa/Annette Riedl

Sich bei Vereinen duschen, um daheim Geld zu sparen? Laut dem Vorsitzenden des Freiburger Kreises soll es das geben. Wir haben bei Vereinen im Kreis Esslingen nachgefragt.

Viele Menschen entwickeln ungewöhnliche Strategien, um ihre Kosten daheim zu drücken. Den Begriff „Duschtourismus“ hat vor einigen Wochen der Vorsitzende des Freiburger Kreises, Boris Schmidt, in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ geprägt. Der Freiburger Kreis ist eine Arbeitsgemeinschaft größerer deutscher Sportvereine mit mehr als 180 Mitgliedsvereinen. Boris Schmidt wird in dem Interview, in dem es auch um Energiekosten und abgestelltes Warmwasser bei Vereinen geht, so zitiert: „In meinem Verein, der TSG Bergedorf, ist es hingegen zu einem regelrechten Duschtourismus ausgeartet. Manche Leute kommen nur noch zum Duschen statt zum Sport, um privat Kosten zu sparen.“

Duschbesucher vom Fußballverein

Sich auswärts waschen, um daheim zu sparen, gibt es das Phänomen auch hier? Der TSV Neuhausen begrüßt laut dem Vorstandsvorsitzenden Ulrich Krieger derzeit regelmäßig die Spieler des ansässigen Fußballvereins FVN in seinen Duschkabinen. Dies habe den Hintergrund, dass zwar der TSV noch warme Duschen in seiner Halle anbietet, aber es in den städtischen Anlagen nur noch Kaltwasser gebe. „ Der FVN hat angefragt, und wir haben es ihnen erlaubt“, so Krieger. „Allgemein gibt es derzeit in Neuhausen eher das Gegenteil von Duschtourismus. Die Leute gehen jetzt nach Hause zum Duschen.“ Dadurch sei energietechnisch wenig gewonnen, da die Sportler deswegen oft heimfahren würden und anschließend wieder zurück, um noch eine Weile im Restaurant oder einer Kneipe zusammenzusitzen.

Beim TSV Bernhausen kann Jutta Wahl aus der Geschäftsstelle auch nicht von „formiertem Duschen“ berichten. Im Gegenteil: „Eigentlich sind wir diejenigen, die drauf bestehen, dass geduscht wird.“

Nach Spielen werde gerade bei Jugendlichen darauf geachtet, dass sie nicht ohne Dusche den Heimweg antreten. Das sei hygienischer, und „es gehört in unserer Philosophie zum Abschluss im Mannschaftssport“. Dass manche Sportclubs ihr Warmwasser abgedreht haben, kann sie bestätigen, „die rufen uns dann im Vorfeld an“, beim TSV Bernhausen sei diese Sparmaßnahme indes kein Thema. „Bei uns in Filderstadt duscht man nach wie vor warm“, stellt Jutta Wahl klar.

Keine Meldungen zu Fremdduschern

Achselzucken auch in den Geschäftsstellen des TSV Leinfelden und des Ostfilderner TV Nellingen. Nadine Reich ist in Ostfildern nichts von einem Duschtourismus zu Ohren gekommen, aber „es ist nicht auszuschließen, dass Einzelne das tun“. Beide Vereine nutzen städtische Anlagen. In Leinfelden-Echterdingen etwa könne man gar nicht rein, ohne auch am Sportprogramm teilzunehmen, erklärt Stefanie Zuber. Das Wasser sei nach einer kurzen Kalt-Pause in den Sommerferien wieder warm, Meldungen über Fremdduscher habe sie aber weder aus den Abteilungen noch von der Stadt oder vom Hausmeister erhalten.

Warmes Wasser kommt auch aus den Leitungen in der Kleinturnhalle der Sportvereinigung Esslingen. Der Verbrauch dort ist laut Daniela Biet aus der Geschäftsstelle allerdings nicht gestiegen. Die Leute gingen wegen der alten Anlagen lieber heim.