Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

Seit’ an Seit’ schnippeln und mischen Rektorin Claudia Zährl, Lehrerin Gisela Nagel, Mütter, Väter und Kinder in der Schulküche der Ludwig-Uhland-Schule (LUS) die Zutaten für die Maultaschen-Füllung nach dem Familienrezept von Hans-Jörg Koten, dem Elternbeiratsvorsitzenden an der LUS. Beim Zwiebelschneiden sind alle gleich. Einmal im Jahr treffen sich Eltern, Lehrer und Schüler zum gemeinsamen Kochen und anschließenden Essen. Das ist Teil des Projektes „Eltern-Lehrer-Tandems“ (siehe Anhang), das seit 2011 an der Grundschule läuft - mit großem Erfolg, wie alle am Tisch einhellig betonen.

Ziel des Projektes ist es, die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern zu stärken und Verständnis für unterschiedliche Kulturen zu schaffen, denn an der LUS sind viele verschiedene Nationalitäten vertreten. Ein Team aus Eltern und Lehrerinnen organisiert seitdem neben dem Kochen mehrmals im Jahr ein Eltern-Lehrer-Café und auch Elternabende zu speziellen Themen. Das Angebot wird gut angenommen: Zwischen 20 und 40 Teilnehmer verzeichnen die Organisatoren, bei den Elternabenden waren es auch schon 70. Vor allem Eltern mit Migrationshintergrund wüssten oft nicht, dass ihre Mitarbeit an der Schule willkommen ist, sagt Ayse-Gül Aydin, selbst Mitglied im Team. „In der Türkei beispielsweise ist das nicht üblich.“ Sie ermutigt ihre Landleute, sich an der Schule einzubringen. „Wir wollten ein niederschwelliges Angebot schaffen“, betont Claudia Zährl. Deshalb wird bei allen Eltern-Lehrer-Cafés eine Kinderbetreuung angeboten.

In zwangloser Atmosphäre können sich Eltern und Lehrer austauschen, aber auch informieren. Da geht es um interreligiöse Themen wie das Neujahrsfest bei Christen, Juden und Muslimen, das Fastenbrechen oder Weihnachten und Advent, aber auch um die Gefahren von Medien oder den Umgang mit dem PC. Schulische Fragen wie Lesen lernen oder Erziehungsgrundlagen kommen auf den Tisch.

„Alle sollen sich der Schulgemeinschaft zugehörig fühlen“, sagt Zährl. Das mache es den Eltern leichter, sich bei Fragen oder Problemen an die Schule zu wenden. „Die offene und vertrauensvolle Stimmung erleichtert uns Lehrern den Zugang zu den Eltern und ich selbst fühle mich mit vielen Eltern stärker verbunden als zuvor. Wir ziehen an einem Strang“, freut sich Gisela Nagel über die positiven Auswirkungen des Projektes. „Man kann ganz unkompliziert mit den Eltern Dinge besprechen.“ Die kurzen Wege zwischen Eltern und Lehrern schätzt auch Zatiye Koten, die sich gemeinsam mit ihrem Mann und den Söhnen Salomo und Joshua am Kochen beteiligt. Durch die gemeinsamen Aktivitäten lerne man die Schule und wie sie funktioniere viel besser kennen. Auch Sabrina Grujic ist beim Kochen immer gerne dabei: „Das Miteinander ist toll“, sagt die Mutter von Amelie und Lana, die beide eifrig Schnittlauch schneiden. Hatice Islaks Kinder sind der LUS schon entwachsen, und trotzdem engagiert sie sich weiter im Team - zumal sie selbst hier in die Grundschule ging. „Das Projekt kommt gut an bei den Eltern. Sie merken, sie sind integriert, auch wenn sie die Sprache nicht so gut können.“ Aydin und andere Eltern helfen dann gerne auch als Übersetzer.

25 Gäste werden zum Essen erwartet. Viele steuern etwas bei. Mehrere Schüsseln mit Salaten stehen schon auf dem Tisch. Wenn es heute schwäbische Maultaschen gibt, werden diese ganz selbstverständlich auch in einer Halal-Version für die muslimischen Esser angeboten. Und man redet über die christliche Fastenzeit und warum Maultaschen ein „Karfreitagsessen“ ist. Jedes Mal gibt es Spezialitäten aus einer anderen Kultur - so lernt man sich besser kennen: Gekocht wurde schon Türkisch, Afrikanisch, Süd- und Nordamerikanisch. Die Eltern aus den jeweiligen Herkunftsländern sind dann für das Essen verantwortlich. „Wir haben immer einen Riesenspaß“, sagt Claudia Zährl.

Pilotprojekt des Landes

„Eltern-Lehrer-Tandems“ ist ein Pilotprojekt des Landes Baden-Württemberg und der Gemeinnützigen Elternstiftung Baden-Württemberg. Laut Projektbeschreibung sollen dadurch die Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften und den Eltern gestärkt und insbesondere kulturell und sprachlich bedingte Hürden gemeinsam überwunden werden. Die Teams aus Lehrern und Eltern sind Ansprechpartner für Eltern, Lehrer und Schulsozialarbeit und organisieren Informationsangebote zu pädagogisch relevanten Themen und zur Stärkung der Erziehungskompetenz. Ziel ist es, möglichst viele Eltern ins Schulleben einzubinden. Die Teams erhalten eine mehrtägige Fortbildung.