Mehr Pläne für mehr neue Wohnungen: Das fordert das Bündnis Wohnen von der Politik. Foto: oh - oh

Im Landkreis Esslingen sind 2017 rund 19 Prozent weniger Wohnungen gebaut worden als im Jahr zuvor. Darauf weisen nun die IG Bau und die Bauwirtschaft hin. Sie fordern vor dem Hintergrund zunehmenden Wohnungsmangels deutlich größere Anstrengungen für neue und bezahlbare Wohnungen.

Kreis Esslingen Vom Single-Apartment bis zum Bungalow: Im Landkreis Esslingen sind im vergangenen Jahr 1348 Neubauwohnungen entstanden – 445 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. 2017 wurden damit 19 Prozent weniger neue Wohnungen gebaut als noch im Vorjahr. Darauf hat das Verbändebündnis Wohnen hingewiesen, in dem sich Baugewerkschaft IG Bau und Bauwirtschaft zusammengeschlossen haben. Das Bündnis beruft sich bei ihren Angaben auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Insgesamt haben die Bauherren im Landkreis Esslingen demnach im vergangenen Jahr 484,3 Millionen Euro in den Neubau von Wohnungen investiert. „Das klingt viel. Tatsächlich müsste es aber mehr sein, wenn der Kreis Esslingen seinen Beitrag zur Wohnraumoffensive der Bundesregierung leisten will. Denn der Neubau von bezahlbaren Wohnungen ist die einzige effektive Antwort auf steigende Mieten und hohe Immobilienpreise, von denen auch Baden-Württemberg betroffen ist“, sagt Andreas Harnack, Regionalleiter der IG BAU im Land.

Zahl der neu gebauten Wohnungen weit unter Soll

Insgesamt seien bundesweit im vergangenen Jahr nicht einmal 285 000 Wohnungen neu gebaut worden. Dabei habe die Große Koalition von CDU/CSU und SPD eine ganz andere Messlatte gelegt: 1,5 Millionen Neubauwohnungen bundesweit bis 2021 – also 375 000 pro Jahr. Harnack: „Das bedeutet, dass der Wohnungsneubau schon in diesem Jahr um satte 32 Prozent zulegen müsste. Danach sieht es allerdings bislang weder in Baden-Württemberg noch bundesweit aus.“

Das Verbändebündnis Wohnen fordert daher jetzt den Bund, das Land Baden-Württemberg und auch die Kommunen auf, mehr für den Wohnungsbau zu tun – vor allem für bezahlbare Wohnungen und damit für Menschen „ohne extra dickes Miet-Portemonnaie“. Gerade für den sozialen Wohnungsbau müsse deutlich mehr getan werden. Ebenso für den Neubau von Wohnungen, bei denen sich die Menschen die Miete auch leisten könnten.

Auch das Wohneigentum im Kreis Esslingen müsse endlich wieder effektiv gefördert werden. „Es müssen sich wieder mehr Menschen die eigenen vier Wände leisten können – vom Maurer bis zur Industriekauffrau. Handwerker, die Wohnungen bauen, sollten auch in der Lage sein, sich eine eigene Wohnung anzuschaffen“, meint das Bündnis Wohnen. Wohneigentum sei eine wichtige Altersvorsorge. „Die eigenen vier Wände sind da und haben Bestand – unabhängig davon, wie die Rentenhöhe im Alter schwankt. Sie bieten die Sicherheit eines dauerhaften Daches über dem Kopf – ohne Angst vor Mieterhöhungen oder vor einer Kündigung“, sagt Andreas Harnack.

Appell für politische Unterstützung beim Wohnungsbau

An die örtlichen Bundestagsabgeordneten appelliert das Wohn-Bündnis, dem Wohnungsbau jetzt die politische Unterstützung zu geben, die der Bau braucht. „Es kommt darauf an, dass die Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Esslingen und ganz Baden-Württemberg in Berlin Farbe bekennen. Sie müssen sich für ein deutlich dickeres Baupaket im nächsten Bundeshaushalt stark machen, von dem dann auch die Menschen im Kreis Esslingen mehr profitieren“, sagt Harnack. Die Kanzlerin habe angekündigt, sechs Milliarden Euro für den Wohnungsbau bis 2021 bereitzustellen – also 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Benötigt würden aber mindestens vier Milliarden Euro jährlich.

„Denn im Wohnungsmangel und in steigenden Mieten steckt sozialer Sprengstoff. Gerade beim Neubau von Sozialwohnungen droht ein Desaster, wenn der Bund hier nicht ordentlich Geld in die Hand nimmt und investiert. Tag für Tag fallen Sozialmietwohnungen aus der Bindung. Der Bestand an Wohnungen für Menschen, die einen Wohnberechtigungsschein haben, schmilzt kontinuierlich ab“, warnt Andreas Harnack. Eine „Goodwill-Wohnungsbaupolitik“ der Länder, bei der die Zahl der Sozialwohnungen von der Kassenlage abhänge, sei fatal. Auch die geplante Förderung für den altersgerechten Umbau lasse „jede Hoffnung auf einen Sanierungsschub für mehr Seniorenwohnungen gegen Null laufen“. Aber gerade altersgerechte Wohnungen brauche auch der Landkreis Esslingen.

Fördergelder und steuerliche Anreize

Der Bund müsse dem Wohnungsneubau jetzt „Turbo-Impulse“ geben: Dazu gehören laut dem Bündnis zusätzliches Fördergeld und mehr steuerliche Anreize. Wirksam sei vor allem eine bessere steuerliche Abschreibung. Denn der Bau brauche verlässliche Rahmenbedingungen, um Fachkräfte und technische Kapazitäten aufbauen zu können. Ebenso müssten alle Punkte, die Union und SPD zum Wohnungsbau im Koalitionsvertrag vereinbart haben, schnell angepackt werden.

Verbändebündnis Wohnen: In dem Bündnis setzen sich die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) gemeinsam für bessere Rahmenbedingungen beim Wohnungsbau ein. cid