Selin und ihre Mutter Rusen vor dem Tag, der alles änderte Foto: privat

Vor rund einem Jahr erschüttert ein Erdbeben die Türkei und Syrien. Zehntausende sterben – auch wegen Pfusch am Bau. Eine Mutter kämpft um Gerechtigkeit.

Rusen Karakaya trägt Trauer: schwarzes T-Shirt, schwarze Jeans und schwarze Turnschuhe, die schwarzen Haare hochgesteckt. Um den Hals trägt sie ein Goldkettchen mit einem goldenen Schriftzug als Anhänger: „Selin“ – der Name ihrer Tochter, die beim Erdbeben in der Türkei vor knapp einem Jahr getötet wurde. Die Zeit heile gar nichts, erzählt die Hochschullehrerdin: „Ich wache immer am selben Tag auf: am 6. Februar. Wenn ich die Augen öffne, ist die Erinnerung da. Ich blicke in das Zimmer meiner Tochter, und es ist leer.“ Ihr Leben sei vorbei, sagt Karakaya. Aber ihr Kampf habe erst begonnen.