In Hirschlanden wird westlich der Schwabstraße auf einem abfallenden Gelände gestaffelt gebaut. Foto: Jürgen Bach

Die Kommunen ändern zunehmend ihre Vorgehensweise, um Geflüchtete unterzubringen: Statt temporäre Lösungen zu suchen, werden Wohngebäude errichtet, die perspektivisch dazu dienen sollen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Container sind landauf, landab lange Zeit die Lösung gewesen für die Unterbringung von geflüchteten Menschen. Die Kommunen konnten sie schnell aufstellen, um den ebenso schnell wie massiv gestiegenen Bedarf an Wohnraum zu decken. Die Container waren schließlich deutlich schneller errichtet, als ein neues, reguläres Gebäude von den Behörden genehmigt und gebaut worden wäre. Doch inzwischen ändert sich das Bild: Kommunen rücken von der temporären Containerlösung ab. Ein Grund dafür mag sein, dass die Mietkosten für Container nicht unerheblich seien, wie etwa der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) immer wieder anklingen ließ.

Der Ditzinger Gemeinderat hat in seiner vorletzten Sitzung den Bebauungsplan „Westlich der Schwabstraße“ beschlossen. Damit ebnete er unter anderem den Weg für eine Flüchtlingsunterkunft in Hirschlanden, die gebaut werden soll.

Immer mehr Städte und Gemeinden gehen dazu über, Flüchtlingsunterkünfte selbst zu bauen und eben keine Container mehr zu mieten. Dahinter steht eine perspektivische Überlegung: Werden die Gebäude eines Tages nicht mehr zur Flüchtlingsunterbringung benötigt, stehen sie dem freien Wohnungsmarkt zur Verfügung. Schließlich fehlt es an bezahlbarem Wohnraum.

Ditzingen ist daher nicht die erste Kommune, die diesen Weg beschreitet – zumal sie selbst auch schon an anderer Stelle in der Stadt nach diesem Prinzip Wohnraum für Geflüchtete geschaffen hat. Renningen nimmt dafür auch eine Landesförderung in Anspruch. Damit ist sie in der Nutzung zunächst gebunden, kann nach zehn Jahren aber über die Gebäude verfügen, sobald Kapazitäten frei werden. Einer der Bauten wird sich in Malmsheim im Bereich Merklinger Straße/Auenweg befinden und Platz für 35 Personen bieten. Die Landesförderung kommt aus dem Programm „Wohnraum für Geflüchtete“. „Daraus ergibt sich die Chance einer Folgenutzung als bezahlbare städtische Mietwohnungen, für die ebenfalls ein großer Bedarf besteht“, teilte die Renninger Stadtverwaltung jüngst mit.

Die Gemeinde Weissach war diesen Weg – Nachfolgenutzungen zu berücksichtigen – bereits im Jahr 2019 gegangen, als sie eine neue, zweiteilige Unterkunft in der Flachter Straße plante. Nach rund einem Jahr Bauzeit waren die Gebäude fertig. Die Unterkunft besteht aus zwei Gebäuden für maximal 70 Personen „Wichtig bei der Planung war für uns die spätere Umnutzung in Wohnungen“, erklärte der Architekt Bernd Conzelmann vom Stuttgarter Büro Arcin bei der Vorstellung der Planungen.

Ebenfalls zwei Gebäude – mit insgesamt Raum für 90 Menschen – bauten die Leonberger: Auch diese werden zunächst als Anschlussunterbringung für Geflüchtete genutzt. Zugleich sollte damit aber auch weiterer Wohnraum für die heimischen Wohnungslosen geschaffen werden, der ebenfalls dringend benötigt wird.

Raum für 50 Geflüchtete

Derweil wird in Ditzingen nach dem Ratsbeschluss nun verwaltungsintern weitergearbeitet. Klar ist nach der Entscheidung des Gemeinderats auch, dass man ausschließlich auf städtischen Grund baut, also nicht erst noch in Verhandlungen mit Eigentümern eintritt. „Wir wollen ungern ein Grundstück überplanen, das uns gar nicht gehört“, sagte Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU).

Allerdings drängt auch die Zeit, um eine auslaufende gesetzliche Regelung zumindest für den Bau der Flüchtlingsunterkunft nutzen zu können.

In dem Gesetz wird das beschleunigte Verfahren zur Aufstellung von Bebauungsplänen geregelt. Es beschränkt sich auf geschlossene Ortslagen, die nicht größer als ein Hektar sind. Der Bebauungsplan „Westlich der Schwabstraße“ für die Unterbringung von 50 geflüchteten Personen ist 0,4 Hektar groß.