Carlos Santana spielt am 16. Juli in Stuttgart. Foto: Joshua N. Timmermans Quelle: Unbekannt

Von Dietholf Zerweck

Stuttgart - Zusammen mit dem traditionellen Montreux Jazz Festival und dem North Sea Jazz Rotterdam zählen sich die Stuttgarter Jazzopen zu den größten Festivals dieser Art auf der europäischen Landkarte. 30 Konzerte in zehn Tagen auf fünf verschiedenen Bühnen bringt die 23. Auflage des Festivals vom 8. bis zum 17. Juli in die Landeshauptstadt. Allein für die fünf Konzerte im Ehrenhof des Neuen Schlosses werden mehr als 30 000 Besucher erwartet - mehr als die Hälfte der Tickets dafür sind laut Veranstalter schon verkauft.

Zum Auftakt wird am 8. Juli die German Jazz-Trophy 2016 an den Saxophonisten Klaus Doldinger für sein Lebenswerk verliehen. Der Komponist des „Tatort“-Vorspanns und Soundtracks diverser Kinohits, der mit seiner „Passport“-Band seit 1971 über 30 Alben eingespielt hat und in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, wird mit Weggefährten wie Manfred Schoof und Wolfgang Dauner an diesem Abend im Eventcenter SpardaWelt auftreten. Dieser Ort wird, nachdem die Open-Air-Bühne am Mercedes-Benz-Museum wegfällt, für weitere drei Konzerte im Haus des Hauptsponsors genutzt. Der Daimler-Konzern hat sich als Sponsor und Gastgeber zurückgezogen, was Festivalleiter Jürgen Schlensog von der Opus GmbH sichtlich missvergnügt bekanntgab. Schade, denn die Betonschüssel am Fuß des Museums hat mit ihrer lockeren Atmosphäre zwischen Sonnenuntergang und intimer Bühne öfters für ins pirierte Acts gesorgt. Neuer Mobilitätspartner der Jazzopen ist BMW.

Das Herz schlägt im BIX

Mit The Eleventh House Reunited tritt eine der Pionierbands des Jazzrock/Fusion der 1970er-Jahre in (Fast-)Originalbesetzung mit dem Bandleader Larry Coryell am Hauptbahnhof auf, das Avishai Cohen Trio des israelischen Jazz-Bassisten veröffentlichte im letzten Jahr sein Debütalbum „From Darkness“, und das amerikanische Turtle Island Quartet ist mit seinen Crossover-Improvisationen auch für Klassik-Fans attraktiv. Außerdem gibt es dort in einer Sonntagsmatinee „Jazz für Kinder“ samt Trickfilm-Workshop.

Herzstück der diesjährigen Stuttgarter Jazzopen ist wieder der BIX-Jazzclub, der an sieben Tagen des Festivals bespielt wird. Der norwegische Jazztrompeter Nils Petter Molvaer verschmelzt dort Jazz und elektronische Musik, die israelisch-äthiopische Sängerin Ester Rada mischt Ethno-Jazz, Soul und Rhythm and Blues, der britische Funk-Gitarrist Jon Cleary kommt mit seiner Formation The Absolute Monster Gentlemen aus New Orleans nach Stuttgart. Die amerikanische Singer-Songwriterin Cecile McLorin Salvant bringt als Referenz diverse Auszeichnungen des Jazz-Magazins Down Beat als „Rising Star Jazz Artist“ und „Best Female Vocalist“ mit, die US-Fusion-Band Steps Ahead um den Vibraphonisten Mike Manieri erinnert an den Stil der späten 1970er-Jahre, und als weitere Jazzsängerin mit multikulturellen Einflüssen tritt Cyrille Aimée, Französin mit dominikanischen Wurzeln und lateinamerikanischen Rhythmen, auf. Am vorletzten Abend des Festivals kommt der Trompeter Christian Scott ins BIX, der am Tag zuvor zusammen mit dem New Yorker Cellisten und Posaunisten Dana Leong dem Stuttgarter Rapper Cro mit „Jazz MTV unplugged“ auf dem Schlossplatz begegnet. Dieses Konzert am 15. Juli ist bis auf Restkarten ausverkauft, auch die Abende mit Santana und Van Morrison sind nach Angaben der Festivalleitung sehr gefragt.

Erstmals in Ludwigsburg

Van „the Man“ hat sich für den ersten der fünf Top Acts im Ehrenhof des Schlosses als Opener die afroamerikanische Sängerin Lizz Wright gewünscht, die in ihrer ausdrucksstarken Stimme Gospel, Jazz, Soul, Blues und Pop verkörpert. Im zweiten Konzert auf dem Stuttgarter Schlossplatz spielt David Gilmour, früher Gitarrist und Sänger von Pink Floyd, in zwei eineinhalbstündigen Sets einen Querschnitt seiner Solo-Alben und der Hits seiner legendären Kultband. Am Schlusstag kommt der britische Jazzpop-Entertainer Jamie Cullum zum dritten Mal in Folge zu den Jazzopen nach Stuttgart.

Zum ersten Mal geht das Festival auch mit zwei Konzerten in die Region: Im Ludwigsburger „Scala“, mit dem intimen Charme eines stilvoll renovierten alten Kinosaals für Schlensog eine passende Location, spielt am 11. Juli die Band des amerikanischen Jazz-Bassisten Stanley Clarke, und am Abend darauf treten der Bluesrock-Sänger und Gitarrist Keb'Mo' und die texanische Singer-Songwriterin Ruthie Foster auf. Nach einem Dutzend Jahren ist auch der Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle wieder ein Spielort bei den Jazzopen: Das Branford Marsalis Quartett mit dem Sänger Kurt Elling sowie das Chick Corea Quintet spielen dort am 12. Juli, wo der 75-jährige Chic Corea mit seiner „Homage to Hero’s“ auf die Großmeister des Jazz zurückblickt.

www.jazzopen.com