Nicht nur bei der Busfahrerin, sondern auch am Automaten und per App wird das neue Ticket zu bekommen sein. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Stadt will ein vergünstigtes Tagesticket einführen. Nun sind die Konditionen dafür festgezurrt. Das neue Angebot soll im nächsten Frühling starten.

EsslingenWem Bus und Bahn bislang zu teuer waren, der dürfte jetzt aufhorchen: Das Esslinger Stadtticket wird konkret. Im Frühjahr soll der vergünstigte Fahrschein eingeführt werden. Dieser erlaubt nicht nur beliebig viele Einzelfahrten am Tag zum Festpreis, sondern ist auch als Gruppenfahrschein zu haben. Im Ausschuss für Technik und Umwelt haben die Stadträte nun die Konditionen für das neue Angebot festgezurrt.

Nach dem Vorbild von Ludwigsburg, wo bereits im August ein Stadtticket eingeführt wurde, soll es in Esslingen vom 1. April an ein vergünstigtes Tagesticket für das gesamte Stadtgebiet geben. Als Einzelfahrschein wird dieses drei Euro kosten, als Gruppenticket für bis zu fünf Personen sechs Euro. Damit lohnt sich das neue Ticket schon ab zwei Fahrten: Derzeit kostet ein Einzelfahrschein 2,50 Euro. Für ein Einzeltagesticket für ein bis zwei Zonen muss man aktuell sieben Euro zahlen, die Gruppenvariante kostet 12,30 Euro.

Einführung mit VVS-Tarifreform

Mancher Stadtrat hätte den neuen Fahrschein zwar lieber schon zum 1. Januar eingeführt, doch Bürgermeister Ingo Rust, im Rathaus für den Nahverkehr zuständig, überzeugte das Gremium vom Start im Frühjahr: „Unser Anliegen war es, im nächsten Jahr nicht zu oft neue Preise einzuführen.“ Da zum 1. April auch die große Tarifreform des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) umgesetzt werde, habe man auch für die Einführung des Stadttickets diesen Termin gewählt.

Die Stadträte zeigten sich begeistert von dem neuen Angebot – monierten allerdings, dass die treuen Abonnenten des VVS, die schon längst auf den Nahverkehr umgestiegen sind, nicht davon profitierten. „Einen direkten Nutzen für die Abonnenten hat das Stadtticket nicht“, bestätigte Rust. Aber gerade deshalb sei es eine charmante Lösung, dieses im Zuge der VVS-Tarifreform einzuführen. Denn diese bringe gerade für Inhaber von Monats- und Jahreskarten deutliche Verbesserungen. Und die Stadt finanziere diese über die Kreisumlage ebenfalls – und zwar mit rund einer Million Euro im Jahr. Das entspricht in etwa der Summe, die Esslingen für das Stadtticket in die Hand nimmt. Insofern sei die Förderung des neuen lokalen Angebots durchaus gerechtfertigt.

Die Kosten entstehen, weil die Stadt dem VVS die Einbußen erstatten muss, die durch das Stadtticket entstehen. Schließlich bedeutet ein neuer Kunde fürs Stadtticket im Zweifelsfall einen Kunden weniger fürs reguläre VVS-Angebot. Allerdings soll keine Pauschale gezahlt, sondern nur der tatsächliche Verkauf abgerechnet werden – die Erstattung ist auf 980 000 Euro im Jahr gedeckelt.

Mit dem Stadtticket sollen vor allem Gelegenheitsfahrer zum Umstieg auf Bus und Bahn motiviert werden. Ziel ist es, rund 15 Prozent mehr Fahrgäste für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen, das sind rund 83 000 pro Jahr. Da man davon ausgeht, dass die Nutzer des neuen Fahrscheins zu unterschiedlichen Zeiten am Tag unterwegs sind, reichen laut Rust die Kapazitäten des Esslinger Nahverkehrs aus – bei 15 Prozent mehr Nutzern im Berufsverkehr würde es hingegen eng.

Bis zum 31. Dezember 2020 soll es das vergünstigte Ticket zunächst im Testlauf geben, zur Hälfte der Laufzeit ist eine Auswertung der Erfahrungen geplant. Der neue Fahrschein wird es wie gewohnt beim Busfahrer und am Automaten, aber auch elektronisch per App zu bekommen sein. Damit das neue Angebot bekannt wird, soll es gut beworben werden – unter anderem im Rahmen einer großen Umstiegskampagne im kommenden Jahr.

Erfahrungen in Ludwigsburg

Bilanz: In Ludwigsburg ist man sehr zufrieden mit dem Stadtticket, das am 1. August dieses Jahres eingeführt wurde. Es werde sehr gut angenommen, heißt es aus dem Rathaus. Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) spricht von sieben Prozent mehr Fahrten in den ersten zwei Monaten nach Einführung. Insgesamt sei das Stadtticket bereits 43 000 Mal verkauft worden. Man sei sehr zufrieden mit der Bilanz, rechne aber mit weiter steigendem Absatz.

Projekte: In Herrenberg wird zum 1. Januar 2019 ebenfalls ein Stadtticket eingeführt. Darüber hinaus gibt es laut VVS weitere zehn bis 15 Städte, die Interesse an einem Fahrschein nach Ludwigsburger Modell haben und mit denen bereits Gespräche laufen.