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Die Stadt Esslingen hat sich dem Problem viel zu spät gestellt, dass sie dringend ein bis zwei neue Schulen braucht. Ausbaden muss das derzeit vor allem die Realschule Oberesslingen.
EsslingenMit ihrer Schulpolitik kann die Stadt Esslingen derzeit nicht glänzen. Da spielen wechselnde Landesregierungen ebenso eine Rolle wie die schwierige Verteilung der vorhandenen Schulräume in der Stadt. Dass die Verwaltung die jüngste Phase ihrer Schulentwicklung im Frühjahr aber an der Einführung einer Gymnasialen Oberstufe für ihre beiden Gemeinschaftsschulen und nicht an der Raumnot an den Realschulen aufgehängt hat, war ein hausgemachter Fehler.
Die Diskussion über das Politikum Gymnasiale Oberstufe hatte die wesentlich komplexeren Probleme an den Realschulen völlig in den Schatten gestellt. Erst im Sommer war die Verwaltung damit herausgerückt, dass sie nicht mehr weiß, wo sie die Rückläufer aus den Gymnasien noch unterbringen soll. Doch da tobten auch schon die ideologischen Grabenkämpfe um die Gemeinschaftsschule. Leider. Der noch jungen Schulart, die ja schon durchaus beachtliche Abschlüsse hervorgebracht hat, hätte es gut getan, sich ein paar Jahre lang im geschützten Raum weiterentwickeln zu können. Stattdessen kam 2016 nicht nur eine schwarze Kultusministerin. Sondern auch der Beschluss des Esslinger Gemeinderats, seine beiden Gemeinschaftsschulen in der Innenstadt zu einer sechszügigen Schule an zwei 500 Meter voneinander entfernten Standorten zusammenzulegen. Die Folge: Das Fusionsprodukt hat deutlich an Zulauf verloren. Stattdessen stürmten die Schüler die beiden noch verbliebenen Realschulen.
Dass sich die Befürworter der Gymnasialen Oberstufe im Oktober knapp durchsetzen konnten, war mittelfristig dennoch wichtig für die Schulart Gemeinschaftsschule – und für die Stabilität der Esslinger Schullandschaft. Dass der Gemeinderat in derselben Sitzung aber keinen Plan B zur kurzfristigen Bekämpfung der Raumnot an den Realschulen zustandegebracht hat, war verheerend.
Jetzt ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit, der Realschule Oberesslingen die Ausquartierung von Klassen nicht nur mit schönen Worten, sondern auch mit Taten zu ersparen.