Das alte Leonberger Krankenhaus war der Drehort. Foto: /Einholz

Im ehemaligen Leonberger Krankenhaus wurde 1970 „Ein Chirurg erinnert sich“ mit Claus Biederstaedt gedreht – quasi die Mutter aller Arztserien. Am Donnerstag ist eine alte Folge in der Stadtbibliothek zu sehen.

Kaum war die letzte Klappe gefallen und die Schauspieler, Filmmannschaft und Techniker waren abgezogen, rollten die Abrissfahrzeuge am Gebäude der ehemaligen chirurgischen Abteilung des Leonberger Kreiskrankenhauses in der Bahnhofstraße an. Das war im Winter 1970. „Eigentlich war der Abriss für Oktober terminiert, doch dann hat der damalige Süddeutsche Rundfunk auf den letzten Drücker die leer stehenden Räumlichkeiten von September bis Dezember für Dreharbeiten angemietet“, weiß die Leonberger Stadtarchivarin Anke Steck.

Es war das Tagesgespräch in der Stadt. Die Mannschaft der Feuerwehr wurde als Statisten hinzugezogen. Nachbarn wussten Interessantes zu berichten. Und es konnte passieren, dass einem der aus Film und Fernsehen bekannte Schauspieler Claus Biederstaedt auf dem Leonberger Marktplatz über den Weg lief.

In Leonberg war man stolz

Zwei Jahre später sorgte dann beim Fernsehpublikum die Ausstrahlung der Arztserie „Ein Chirurg erinnert sich“ für Furore. In der Titelrolle war der damals äußerst populäre Biederstaedt zu sehen. Gebannt verfolgten viele Millionen Zuschauer in fünf Folgen die verschiedenen medizinischen Fälle des Chirurgen Dr. Ebner.

In Leonberg war man besonders stolz, denn die Szenerie für „Ein Chirurg erinnert sich“ hatte die Stadt abgegeben. Die Serie war so etwas wie der Vorläufer für die spätere sowohl hierzulande als auch im Ausland äußerst populäre „Schwarzwaldklinik“.

Keine Fortsetzung der Serie möglich

Dem Leonberger Stadtarchiv ist es gelungen, die Serie aus dem Archiv des SWR zu bekommen. Am Donnerstag, 19. Oktober, wird um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek die Folge „Komplikationen“ gezeigt, in der auch einige Leonberger Komparsen zu sehen sind. Aus ihrer früheren Tätigkeit in Remseck hat Anke Steck Kontakte zum SWR und zum Haus des Dokumentarfilms und ist so auf die Fernsehserie gestoßen. Vorlage für das Drehbuch von „Ein Chirurg erinnert sich“ war die Autobiografie „Hinter uns steht nur der Herrgott“ von Hans Killian, einer der Pioniere der deutschen Anästhesiologie.

Dr. Ebner ist in den 1930er Jahren Krankenhauschirurg. Als Arzt mit Leib und Seele muss er täglich schwerwiegende Entscheidungen treffen, die über Leben und Tod seiner Patienten entscheiden. Dr. Ebners berufliche und private Partnerin ist die Assistenzärztin Dr. Mirca Zelnàcova, gespielt von der 1940 in Prag geborenen tschechischen Schauspielerin Jana Brejchová. Die Serie hat fünf Episoden. Bedingt durch den Abriss des alten Krankenhauses wurde „Ein Chirurg erinnert sich“ nicht fortgesetzt. „Das enge Zeitfenster für die Dreharbeiten hat den Schauspielern einiges abgefordert und ließ ihnen kaum Zeit für andere Auftritte“, hat die Stadtarchivarin recherchiert. So habe Claus Biederstaedt mit großem Bedauern eine Beteiligung als Gast der „Fernsehlotterie“ abgesagt. Dabei haben ab Ende der 1960er Jahre sich immer mehr Künstler ohne Gage für die gute Sache der Lotterie eingesetzt.

Ein Krankenhaus geht, ein Schulhaus kommt

Das alte Leonberger Krankenhaus wurde bis 1968 betrieben, im Juli desselben Jahres erfolgte der Umzug in den Neubau . Die Pläne der Stadt – das war 1969 –, das Gebäude als Schulhaus zu nutzen, wurden verworfen. Ein zweites Gymnasium war in dem aufstrebenden Mittelzentrum dringend notwendig geworden. Stattdessen einigten sich 1970 Gemeinderat und Verwaltung auf einen Schulhausneubau. Heute steht hier das Johannes-Kepler-Gymnasium, in dem im September 1972 der Unterricht aufgenommen wurde.

D as Leonberger Stadtarchiv zeigt am Donnerstag, 19. Oktober, 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek in der Liststraße 19 die Folge „Komplikationen“ aus der fünfteiligen Arzt-Serie „Ein Chirurg erinnert sich“. Der Eintritt kostet drei Euro.