Foto: Ait Atmane - Ait Atmane

Die Concordia Deizisau hat beim Konzert zu ihrem 150. Geburtstag das Publikum einen Teil des Programms wählen lassen und ihre eigene Hitparade veranstaltet.

DeizisauDas Motto war so einfach wie wirkungsvoll: „Sie wünschen, wir singen!“ Die Concordia Deizisau hat beim Konzert zu ihrem 150. Geburtstag das Publikum einen Teil des Programms wählen lassen und die Hits und Evergreens reihten sich aneinander. Das Zuhörer in der Gemeindehalle haben sie genossen – und mitgesungen.

Aus einer „Hitliste“ konnten die Fans der vier Concordia-Chöre im Vorfeld ihre Favoriten auswählen. Ihre Wünsche fanden sich nun in der Hitparade wieder, ergänzt durch weitere passende Titel. Neben vertrauten Melodien tauchen auch zumindest den Älteren bestens bekannte Gestalten auf der Bühne auf. Die Dame mit der Föhnfrisur, die da am Tisch mit dem Logo von „Radio Neckar-Welle“ sitzt, wer war das doch gleich? „Am Mikrofon begrüßt Sie Ruth Mönch“, sagt sie und greift in den Stapel Postkarten, die die Sendung „Sie wünschen, wir spielen“ auf ihren Tisch gespült hat. In ihr hat der SDR in den 70er- und 80er-Jahren tagtäglich Hörerwünsche erfüllt.

Jetzt liest die Moderatorin von einem Kärtchen mit Ziegenböcken auf einem Kreisverkehr ab, dass der Deizisauer Gemeinderat sich für seinen flotten und musikbegeisterten Bürgermeister das Stück „Diese flotte Melodie“ wünsche. Gesungen wird es vom Seniorenchor S’Chörle, der weitere Lieder wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“ folgen lässt. Die Moderatorin erfragt die Wünsche wie damals telefonisch, wobei sie die Nummern ins piepende Tastentelefon tippt – das ist der Klang vergangener Zeiten.

S’Chörle ist an diesem Abend krankheitshalber etwas dezimiert, aber die zwölf Frauen und fünf Männer auf der Bühne sind entspannt und locker, sie bewegen sich zur Musik und rufen schon bald die ersten Mitklatscher hervor.

Und dann ist es 19 Uhr, 24 Minuten und ein paar Sekunden und hier ist nicht Berlin, sondern Deizisau. Richtig: Das war Dieter Thomas Hecks legendärer Einstieg in die samstägliche Hitparade. Statt seiner schlüpft Tanja Bäumler ins Jackett, unterstützt von Ko-Moderatorin Natascha Paschke „für die englischen Titel“. Von denen folgen gleich drei Stück auf den Plätzen 10 bis 8 der Hitparade, ebenfalls ein Sprung über Jahrzehnte mit „Sound of Silence“ oder „Hit the Road Jack“. Die Happy Voices, der große Chor der Concordia unter Leitung von Konstantinos Kalogeropoulos, wippt und tanzt dabei in Jeans und hippiebunten Oberteilen mit.

Jede Generation hat ihr Fernsehformat. Bei den Star Teens und Star Kids ist das „Die ultimative Chartshow“, die seit 2003 ausgestrahlt wird. Als Einstieg ein „absoluter Oberkracher der Schnulzenszene“, wie Vivien Raigel ankündigt. Sie führt souverän und mit sichtlichem Vergnügen durch die Charts. Und der Concordia-Nachwuchs, an diesem Tag 16 Kinder und Jugendliche, übertrifft die Älteren noch an Leidenschaft und Hingabe und ist in seinen festlichen Kleidern Ohrenschmaus wie Augenweide. Völlig unverkrampft und gesanglich sehr stark präsentiert sich die Jugend unter Leitung von Mareike Kottmann. Beim Medley, in dem sie eine ganze Latte von Hits ansingen, werden die jungen Sängerinnen und Sänger allesamt zu Solisten, denn sie treten der Reihe nach einzeln oder zu zweit ans Mikro.

Charts und Hitparade, Star Kids und Teens und Happy Voices wechseln sich ab. Bademantel und Sonnenbrille haben bei Songs von Udo-Jürgens und Elton John ihren Auftritt, zwischendrin streut Chorleiter „Konsti“ fulminante Klavierstücke ein, bei denen die Tasten nur so hüpfen. Dann wird es spannend, die vorderen Plätze der Hitparade sind dran und mit der Bond-Melodie „Golden Eye“ steigt die Spannung im Saal.

Als Leuchtstäbchen ans Publikum verteilt werden und alle Concordia-Chöre sich auf der Bühne versammeln, steigt sie weiter. Dramaturgisch geschickter hätten die Deizisauer gar nicht wählen können: Ihre Nummer eins, Leonhard Cohens „Halleluja“, markiert den emotionalen Höhepunkt eines bewegenden Abends.