Ilkay Gündogan bleibt ein leiser Kapitän. Das stört Julian Nagelsmann nicht. Die Qualitäten des Barcelona-Stars sind für den Bundestrainer andere. Auch bei der EM.
Bei seiner Auswechslung wusste Ilkay Gündogan genau, wo er zuerst hingehen musste. Der Weg führte noch auf dem Platz zu Toni Kroos, dem er die schwarz-rot-goldene Kapitänsbinde an den Arm streifte. Viel war gesprochen worden über die Situation Gündogans durch die Rückkehr des Real-Stars. In der Team-Hierarchie könnte der eher ruhige Dirigent abfallen. Gündogan zeigte beim 2:1 gegen die Niederlande - in seinem 75. Länderspiel - deutlich mehr als drei Tage zuvor beim 2:0 in Frankreich seinen Wert für die Fußball-Nationalmannschaft.
Julian Nagelsmann gefiel aber noch mehr als die Leistungssteigerung die Reaktion des 33-Jährigen zwischen den Partien. „Er war sehr selbstkritisch, sagte, ‚ich habe zu viele Bälle verloren’. Es ist alles gut, es war auch eng auf der Position zentral. Aber der Umgang mit der Situation war top“, sagte der Bundestrainer am Dienstagabend. „Heute war er stabiler.“
Auswechslung kein Signal der Degradierung
Die Auswechslung sei kein Signal für eine Degradierung, sondern eine Schutzmaßnahme auf Empfehlung des Teamarztes. „Bei Barcelona spielt er jedes Spiel 90 Minuten, weil die viele Verletzte haben. Er war nicht taufrisch, das spürt er auch“, sagte Nagelsmann und blickte Richtung EM-Sommer. „Wir wollen ihn topfit haben.“
Auf der Zehnerposition sind dann viele Rollenspiele denkbar. Leroy Sané ist nach dem Ende seiner Sperre von Nagelsmann dort vorgesehen, Thomas Müller ist als Routinier-Backup denkbar. Und gegen Oranje zeigte Chris Führich als direkter Ersatzmann Gündogans, dass er frische Elemente und einen direkten Zug zum Tor einbringen kann.
Gündogan hatte demonstriert, dass er als Mittelsmann zwischen Jamal Musiala und Florian Wirtz mit seiner Ruhe und Erfahrung das Spiel sortieren kann. Zaubern, so hatte der Barcelona-Profi schon vor dem Frankreich-Spiel gesagt, könnten dann seine jungen Nebenleute.