Tatkräftige Unterstützung beim Spatenstich für die neue Kita. Foto: Dietrich - Dietrich

2,7 Millionen Euro investiert die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Esslingen in den Bau der neuen Kita Esslingen-Zollberg. Rund 2,2 Millionen Euro bekommt sie von der Stadt erstattet.

EsslingenEin Bürgermeister soll ja gut auf die städtischen Finanzen achten. Markus Raab bewies auf dem Zollberg, dass ihm das sehr gut bewusst ist. Als er sah, wie fleißig die gut behelmten Zollberger Kindergartenkinder beim Spatenstich zu ihren kleinen Spaten griffen, reagierte er prompt: Wenn von den Kindern schon die Hälfte erledigt werde, meinte er mit einem Schmunzeln, dann könne man wohl beim Handwerkerhonorar etwas abziehen. Hinterher sah er sich den von den Kindern hinterlassenen Erdhaufen gründlich an und kam ernüchtert doch zu einem anderen Schluss: Nein, da sei eine Kürzung noch nicht gerechtfertigt. Da muss dann wohl doch der große Bagger ran, der im Hintergrund schon bereitstand.

Zuvor hatte sich Raab sehr kurz gefasst: Er wolle, dass der Spatenstich gelinge, solange noch die Sonne scheine. Er betonte aber dennoch, wie hilfreich es für die Stadt sei, bei den Kindergärten die Kirchen seit Jahrzehnten als gute Partner zu haben. Insgesamt 2,7 Millionen Euro investiert die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Esslingen in den Bau der neuen Kita Esslingen-Zollberg. Rund 2,2 Millionen Euro bekommt sie von der Stadt Esslingen erstattet. Die neue Kindertagesstätte bietet Platz für vier Gruppen, im Vorgängerbau waren es nur zwei. So groß hatte es die Kirche anfangs gar nicht wollen, sie hatte an drei Gruppen gedacht. Doch sie folgte der Bitte von Stadt und Gemeinderat und entschied sich für eine Umplanung des Gebäudes.

Neubau soll Ende 2019 stehen

Das Grundstück ist so groß, dass die Kirche rund 1000 Quadratmeter abtrennen und verkaufen kann und dennoch für die Kinder neben dem Neubau noch ein genügend großer Garten verbleibt. Mit dem Verkaufserlös soll der kirchliche Anteil an den Baukosten finanziert werden. Dieser Verkauf muss aber noch warten, denn vorerst wird die Fläche für das Kindergartenprovisorium gebraucht. Erst wenn die Kinder in die Container umgezogen sind, kann direkt nebenan der Abriss des sanierungsbedürftigen alten Kindergartens beginnen. Dieser Abriss wird noch Ende 2018 oder Anfang des nächsten Jahres sein. Der Neubau soll dann voraussichtlich bis Ende 2019 stehen – sofern, so hieß es vorsichtig, die gute Konjunktur bei den Handwerkern keinen Strich durch diese Zeitplanung mache.

Vor dem Abriss muss auch die Kirchengemeinde ihren Gemeindesaal verlassen, der bisher im Untergeschoss des Kindergartens untergebracht ist. Als Ersatz werden derzeit die Räume im Untergeschoss der denkmalgeschützten Christuskirche, die direkt gegenüber steht, umgebaut. Dort wurden feste Wände durchbrochen und durch mobile Trennwände ersetzt, zugleich werden die Heizung und Elektrik der Kirche komplett erneuert. Eine heimelige Ecke mit Holzwand muss aber genau so bleiben, wie sie bisher ist, aus Gründen des Denkmalschutzes. Im benachbarten Pfarrhaus werden in einer frei gewordenen Wohnung weitere Gruppenräume eingerichtet. Diese Investitionen in Kirche und Pfarrhaus summieren sich auf weitere 650 000 Euro, sie sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen werden.

Kirche setzt auf Architekten Barth und Partner

Dekan Bernd Weißenborn dankte der Zollberger Kirchengemeinde für ihr Verständnis und ihr Mitgehen beim Projekt. Sie muss sich umstellen und künftig mit weniger Fläche als bisher auskommen. Dieser Umzug der Gemeinderäume aus dem ehemaligen Kindergarten in das barrierefrei zugängliche Gartengeschoss der Kirche ist Teil der Gebäudekonzeption der Gesamtkirchengemeinde Esslingen, die zu den nötigen finanziellen Einsparungen führen soll. „Wir kommen in der Umsetzung der beiden Stufen gut voran“, sagte Weißenborn. „Kirche verändert sich, wir beginnen mit Gottvertrauen.“ Beim Kita-Neubau setzt die Kirche auf das Esslinger Architekturbüro Barth + Partner, mit diesem hat es beim Neubau des Gemeindezentrums der Johanneskirche am Charlottenplatz sehr gute Erfahrungen gemacht. „Für dieses Projekt hat das Büro nun einen Architekturpreis erhalten“, lobte Weißenborn.

Wenn man ein so großes Haus baue, sagte Pfarrerin Brigitte Müller zu den Kindern, dann müsse man das Gott sagen und ihn bitten, dass er auf alle gut aufpassen soll. Dann wurde gebetet, dass die Handwerker vor Unfällen bewahrt bleiben und neugierige Kinder ebenso. Die Kinder sangen „Vom Anfang bis zum Ende“. Beim Posaunenchor, geleitet von Günter Lampart, wurden die Zollberger Bläser von Bläsern aus anderen Stadtteilen unterstützt. Sie spielten „Amazing Grace“ und Ausschnitte aus Händels Wassermusik – was aber keine Aufforderung an den Himmel war, die Baustelle immer mit gehörig Regen zu überschütten.