Ein Kulturnetzwerk hat in Stuttgart gegen Rechts demonstriert. Foto: Lichtgut/Zophia Ewska

Rund 1200 Menschen haben rund um den Stuttgarter Schlossplatz gegen Rechtspopulismus demonstriert. Sie forderten unter anderem eine engere Verzahnung von Kultur und Politik im Kampf gegen rechte Kräfte.

Erst ist aus Jamaika stammende Ska-Musik auf dem Schlossplatz zu hören. Kurze Zeit später die Stimme der Stuttgarter Opernsängerin Josefin Feiler. Etwa 1200 Menschen haben sich am Samstagnachmittag vor der Bühne versammelt. Was auf den ersten Blick wie ein Konzert wirkt, ist eigentlich eine Demonstration. Es ist der Versuch des neu gegründeten Stuttgarter Netzwerks „Gemeinsam gegen Rechts“ kulturelle Einrichtungen im Kampf gegen Rechtspopulismus zu gewinnen. „Wir wollen Institutionen ansprechen, wo Publikum verkehrt“, sagt der Hauptorganisator und ehemalige Kolumnist unserer Zeitung Joe Bauer. Denn kulturelle Einrichtungen spiegelten die demokratischen Freiheiten wider.

Hasko Weber, Generalintendant des Weimarer Nationaltheaters, ist Hauptredner der Demonstration. Er plädiert für eine engere Verzahnung von Politik und Kultur im Kampf gegen rechte Kräfte.

Die Demo stand auch im Zeichen des Israel-Kriegs. Der Polizeischutz für jüdische Einrichtungen wurde verstärkt und israelische Flaggen wurden in einigen Städten Deutschlands verbrannt. „Wenn wir weiterhin leere Phrasen dreschen und die Hände in den Schoß legen, werden wir auch hier alles verlieren wie Demokratie und Menschlichkeit“, sagt die Rednerin Susanne Jakubowski, Mitglied der jüdischen Gemeinde Württemberg. Kooperationspartner des Netzwerks sind unter anderem Stuttgarter Kunstmuseen, Kinos und Theater, der Club Wizemann, die Gewerkschaft Verdi sowie die Fußballvereine VfB Stuttgart und Stuttgarter Kickers.

Demo stand im Zeichen des Israel-Kriegs

Zudem bringen sich Privatpersonen ein, um künftig Veranstaltungen in Stuttgarter Stadtteilen zu organisieren. Beispielsweise treffe sich Joe Bauer nächste Woche mit einem Stuttgarter DJ, um eine musikalische Veranstaltung zum Thema „Gefahr von rechts“ zu planen. In den kommenden Wochen sollen Veranstaltungen in Kooperation mit der politischen ZDF-Kabarettsendung „Die Anstalt“, der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg sowie dem Theaterhaus stattfinden.

„Wir schauen, was sich ergibt. Wir gehen das Thema praktisch an“, so Bauer. Die Veranstaltungen sollen zukünftig in einem Newsletter aufgeführt werden. 600 Personen hätten sich bereits dafür eingetragen. Ziel sei es, durch die verschiedenen Sparten ein möglichst breites Publikum zu erreichen. „Die Leute sollen aus ihrer Blase rauskommen. Wir wollen im Kampf gegen Rechts alle ansprechen, nicht nur die ewig gleichen linken Verdächtigen“, sagt Bauer schmunzelnd.