Stuttgarts Timo Baumgartl (2.v.l.) bejubelt neben dem Torschützen Simon Terodde (Mitte) das Tor zum 2:0 gegen Münchens Torwart Jan Zimmermann (Mitte). Foto: dpa

Von Hannes Kern

Stuttgart – Trainer Hannes Wolf war heilfroh, dass sich der VfB Stuttgart nach dem 0:5-Debakel in Dresden im Spiel gegen den TSV 1860 München wieder gefangen hat. Der Fußball-Zweitligist hat beim 2:1-Sieg über die „Löwen“ gute Ansätze gezeigt und sich im Rennen um die Aufstiegsplätze zurückgemeldet. Die Mannschaft zeigte, dass sie mit Rückschlägen umgehen kann und lernfähig ist. Aber Wolf fand trotz einiger guter Phasen auch Kritikpunkte.

Das „große Thema“ ist für den Stuttgarter Trainer nach wie vor „die Konstanz im ganzen Spiel“. Auch gegen 1860 zeigten die Stuttgarter ihre zwei Gesichter. Mit den ersten 25 Minuten, in denen der VfB durch starkes Offensivspiel eine 2:0-Führung herausgespielt hatte, war Wolf rundum zufrieden, weil die Mannschaft „mit Geschwindigkeit gespielt“ hat. Danach aber gefiel dem 35-Jährigen bis zur Pause nicht mehr viel. Der VfB spielte zu passiv und baute die harmlosen „Löwen“ wieder auf. Irgendwie versuchte sich die Mannschaft, in die Pause zu mogeln. Und nach dem 1:2-Anschlusstreffer wurde deutlich, dass das Gefüge bei weitem noch nicht so stabil ist, wie es sich der Trainer wünscht.

Angesichts des Umbruchs im Kader und des neuen Personals kann es so schnell auch nicht gehen. Es wird ein längerer Prozess werden. Wolf hat jedenfalls klargemacht, was er von der Mannschaft erwartet. „Ohne Intensität und Geschwindigkeit haben wir keine Chance“, sagte er. Dazu bräuchten die Spieler sowohl die körperlichen Voraussetzungen als auch die mentale Bereitschaft.

Noch nicht perfekt ist auch der Rhythmuswechsel. „Wir wollen auch Ballbesitzfußball spielen und uns auch mal zurückfallen lassen“, sagte Wolf und hofft insgesamt auf mehr Variabilität im Spiel. 

Gegen München hätten es sich die Stuttgarter wesentlich einfacher machen können. Mitte des zweiten Abschnitts erspielte sich der VfB jede Menge hochkarätiger Chancen. Allen voran Carlos Mané, der zwei „Hundertprozentige“ vergab. „Ich bin froh, dass wir uns diese Chancen überhaupt erarbeitet haben“, urteilte Wolf milde. Mané zählte trotzdem zu den positiven Erscheinungen, weil er ein ständiger Unruheherd war und immer Torgefahr ausstrahlte. Eine starke Partie lieferte auch wieder der erst 18-jährige Berkay Özcan, der cool und abgezockt das 1:0 erzielte. Im defensiven Mittelfeld zeigte Matthias Zimmermann eine solide Partie, und im Abwehrzentrum war auf Toni Sunjic bis auf wenige Ausnahmen Verlass.

Ginczeks Comeback

Ein erfreulicher Aspekt der Partie war auch das Comeback von Daniel Ginczek, der nach langer Verletzungspause und „Quälerei“ in der Reha acht Minuten vor Schluss eingewechselt wurde. Wolf warnte davor, den Stürmer schon wieder als voll einsatzfähig zu betrachten. „Das wird noch Wochen dauern“, sagte er. „Es ist für ihn immer noch ein weiter Weg zurück.“ Gleichwohl machte der Trainer seine Wertschätzung für Ginczek deutlich. Schließlich hat Wolf mit dem damals 18-Jährigen schon in Dortmund trainiert. „Der VfB wäre mit Ginczek nicht abgestiegen, und ohne seine Verletzungen wäre er bestimmt Nationalspieler geworden“, sagte Wolf.

Zumindest hat der Coach mittelfristig auch im Angriff mehr Variationsmöglichkeiten. Er kann es sich sogar vorstellen, mit Ginczek und Simon Terodde als Doppelspitze zu agieren, weil beide nach Auffassung des Trainers unterschiedliche Typen von Stürmern sind.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Die nächste Station ist am Dienstag  (20.45 Uhr) das DFB-Pokalspiel beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. „Wir fahren dorthin, um alles abzurufen und dagegenzuhalten“, sagte Wolf und hofft auf einen weiteren Schritt nach vorne.