Bevor sie im Gelben Sack landet, wird die Getränkedose zur spielerischen Herausforderung. Foto: Karin Ait Atmane - Karin Ait Atmane

Mehr als 30 Kinder waren beim Ferienprogramm der Ganztagsschule in Reichenbach unter dem Motto „Holidays for future“ Feuer und Flamme für Mülltrennung und Recycling.

ReichenbachFeuer und Flamme für Mülltrennung und Recycling: Das waren mehr als 30 Kinder beim Ferienprogramm der Ganztagsschule in Reichenbach. Unter dem Motto „Holidays for future“ haben sie sich die ganze Woche lang mit verschiedenen Aspekten des Themas befasst, teilweise auch ganz praktisch.

In welchen Müll gehört ein Trinkglas? Der Pressebesuch liegt mit seinem Tipp auf „Weißglascontainer“ voll daneben. Trinkgläser haben nämlich eine andere Materialzusammensetzung als Flaschen oder Gurkengläser und müssen deswegen in den Restmüll, ist zu erfahren. Die Teilnehmer am Ferienprogramm wissen das mittlerweile, nur ihre Eltern konnten sie nicht alle überzeugen, wie einer verrät. Die Erst- bis Fünftklässler haben in den vergangenen Tagen noch viele andere spannende und überraschende Dinge erfahren.

„Irgendwie gruslig“

Die größte Überraschung für Elke Stockburger, die die Ganztagesbetreuung und damit auch das Ferienprogramm leitet, ist aber, mit wie viel Herzblut alle bei der Sache sind. „Das bewegt sie schon“, sagt sie. Selbst mit recht „verkopften“ Themen wie dem „Earth Overshoot Day“ hätten die Kinder etwas anfangen können. An der Pinnwand im Vesperraum hängen mehrere Zeitungsartikel neben einem Foto von Greta Thunberg. Teilnehmerin Sarah erzählt, wie sie mit ihrer Mama zum Bäcker gegangen ist und keine Papiertüte verbrauchen wollte. Sie selbst kam auf die Idee, eine Plastikdose von zu Hause mitzunehmen.

Eigene Gedanken machen sich viele. Ob man den Müll nicht einfach ins All schießen könne, war eine der Fragen, die am Vortag bei Remondis aufkamen. Die ganze Gruppe durfte eine Führung bei dem lokalen Recyclingunternehmen machen, und alle waren ziemlich beeindruckt: von den Bergen aus Gelben Säcken, den vielen Transportbändern und den kleinen Kunststoffwürfeln, zu denen ausgediente Papiertonnen zusammengepresst werden. „Wir haben gesehen, wie der Bagger alles draufschiebt, das war richtig cool“, sagt Noah. Dass es ziemlich streng gerochen hat und „irgendwie gruslig“ war, erwähnen die Kinder erst auf Nachfrage, das steht für sie nicht im Vordergrund. „Ich finde gut, dass man so viel recyceln kann und nicht alles wegschmeißt“, so Noah.

Recycling im Kleinen wurde aber auch im Rahmen des Ferienprogramms mit verschiedensten Bastelaktionen betrieben. So wurde quadratisches Schokoladenpapier zu Geldbeuteln, Kronkorken zu Kühlschrankmagneten und Eisstiele zu schicken Armbändern. Zwischendrin brach dann noch das „Häkelfieber“ aus, bei Mädchen wie bei Jungs: Woraufhin man aus Wollresten Katzenspielzeug und Ketten herstellte. Und für den Kinderflohmarkt am Donnerstagnachmittag haben die Kinder ihre Zimmer entrümpelt und konnten verkaufen und einkaufen nach Herzenslust – ganz ohne Ressourcenverbrauch.

Eine Rakete aus Müll

Abfall kann auch zu einer Rakete, einem Boot oder einer Burg werden: Das ist bei der Müllrallye rund ums Reichenbacher Schulzentrum zu erleben. An einer der sechs Stationen liegt ein Haufen Verpackungsmüll auf dem Boden. Aus ihm sollen die Kinder in wenigen Minuten etwas Neues schaffen. Gar nicht so einfach, denn zuerst muss man sich einig werden übers gewünschte Objekt. Die „Müll-Ninjas“ entscheiden sich für eine Burg und stellen schnell fest, dass Käseschachteln eine sehr solide Basis liefern. Tetrapacks, Bonbonschachteln und eine Konservenbüchse finden aber auch ihre Bestimmung.

Im Weitsprung-Sandkasten wird mit Müllgreifzangen nach Puzzlestücken gesucht, an einer anderen Station heißt es Zeitungspapier falten, vom schlichten Hut bis zum „Himmel- und Hölle“-Spiel. Beim Getränkedosenbalancieren mit Mikadostäben ist Geschicklichkeit gefragt, beim Zeitstrahl heißt es schätzen: Wie lange brauchen eine Bananenschale, eine Plastikflasche oder eine Glasflasche zum Zerfallen? Das ist nicht einfach, die Station Mülltrennung meistern dagegen alle spielend.

Ob die Passanten auf der Straße auch so sicher sind, wollen die Mädchen und Jungen am letzten Tag als „Müllreporter“ herausfinden. Der Bürgermeister hatte jedenfalls schon Besuch von der ganzen Schar, die ihm vorbeigebracht hat, was sie als „Mülldetektive“ in Reichenbach aufgesammelt hatte. Fünf blaue Säcke voll waren es, zur Belohnung gab’s ein Eis. „Das machen wir zwei Mal im Jahr“, sagt Elke Stockburger.