Unter den Augen der Klassikwelt spielt das neue SWR Symphonieorchester im September nach einer umstrittenen Orchesterfusion zum ersten Konzert auf. Die mehr als 90 Musiker führen in der Liederhalle in Stuttgart Werke von Gustav Mahler, Kaija Saariaho, Peter Eötvös und Béla Bartók auf. Eötvös steht selbst am Pult. Die Musiker stammen aus dem Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg (SO) und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (RSO). Die Ensembles hatten nach 70 Jahren ihre Eigenständigkeit verloren - zum Ärger vieler Musikfreunde, die um die kulturelle Vielfalt fürchten.

Im Juli nimmt die Unesco in Istanbul Bauten des schweizerisch-französischen Architekten und Stadtplaners Le Corbusier (1887-1965) in sieben Ländern auf die Liste des Welterbes auf. Nach zwei vergeblichen Anläufen werden dabei auch zwei Häuser der 1927 erbauten Stuttgarter Weissenhofsiedlung zum Weltkulturerbe ernannt. Die zwei Häuser der Stuttgarter Weissenhofsiedlung sind die einzige Nominierung aus Deutschland gewesen.

Der Deutsche Theaterpreis „Der Faust“ geht an den Regisseur, Schriftsteller und Filmemacher Hans Neuenfels für sein Lebenswerk. Bester Regisseur wird Frank Castorf von der Berliner Volksbühne. Als bester Schauspieler wird Edgar Selge (68), Ensemblemitglied in Stuttgart, für eine Rolle in Hamburg geehrt. Selge überzeugt - zusammen mit Caroline Peters - auch bei der traditionellen Umfrage der Zeitschrift „Theater heute“. Theater des Jahres werden dort gleichberechtigt die Berliner Volksbühne und das Berliner Maxim Gorki Theater.

Die Bayreuther Festspiele 2016 dürften als einmalig in die Geschichte des Festivals eingehen. Aus Angst vor Terror gibt es keinen roten Teppich, keinen Staatsempfang, wenig Politiker - dafür einen Zaun, schwer bewaffnete Polizisten und Taschenkontrollen. Für den aus unbekannten Gründen kurzfristig abgesprungenen Dirigenten Andris Nelsons tritt Hartmut Haenchen (73) ans Pult. Er macht es so gut, dass er auch im kommenden Jahr den „Parsifal“ leiten wird.

Mit Bob Dylan bekommt erstmals ein Liedpoet den Literaturnobelpreis - eine nicht unumstrittene Entscheidung. Nach einer wochenlangen Hängepartie teilt der US-Songwriter mit, er könne den Preis wegen „anderer Verpflichtungen“ im Dezember nicht selbst in Stockholm in Empfang nehmen. Nun vielleicht im nächsten Jahr. Der Schriftsteller Marcel Beyer („Flughunde“) erhält den renommierten Georg-Büchner-Preis, der Deutsche Buchpreis geht dieses Jahr an Bodo Kirchhoff.

Am Berliner Ensemble, der einstigen Bühne von Bertolt Brecht, will es der 2017 scheidende Platzhirsch Claus Peymann seinem Nachfolger Oliver Reese erklärtermaßen „möglichst schwer machen“. An der Volksbühne tobt ein Stellungskrieg gegen den als Erben von Langzeit-Intendant Frank Castorf designierten Museumsmacher Chris Dercon. Und das Staatsballett lehnt die international renommierte Choreographin Sasha Waltz als künftige Chefin rundweg ab.

Nach einem einjährigen erbitterten Streit tritt im August das neue Gesetz zum Schutz von Kulturgütern in Kraft. Danach darf „national wertvolles Kulturgut nicht mehr ins Ausland ausgeführt werden. Der Handel mit geraubter Kunst aus Kriegs- und Krisengebieten wird eingeschränkt. Die Initiative von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) war bei Galeristen und Kunsthändlern auf teils massiven Widerstand gestoßen. Starkünstler Georg Baselitz hatte 2015 aus Protest seine Leihgaben in Museen abhängen lassen.