Bilgi Ileli erklärt den Schülerinnen, wie der Sphero funktioniert. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Mädchen das Thema Informatik näherbringen – das geht am besten über praktische Erfahrungen. So geschehen beim Girls Digital Camp an der Hochschule Esslingen.

EsslingenMädchen das Thema Informatik näherbringen – das geht am besten über praktische Erfahrungen. So geschehen beim Girls Digital Camp an der Hochschule Esslingen. Dort bekamen Schülerinnen erste Einblicke ins Programmieren. Um direkt das Interesse der Teilnehmerinnen zu wecken, setzten die anleitenden Studentinnen beim Schnupperkurs bewusst auf simple, aber dennoch eindrucksvolle Technik. Die Wahl fiel auf kleine, kugelförmige Roboter mit dem Namen Sphero. Diese bedienten die 15 Teilnehmerinnen mit einem Tablet, ließen sie fahren und veränderten ihre Farbe. Die Mädchen waren mit großem Elan bei der Sache. „Ich finde das alles sehr interessant“, sagte Amelie Schwammberger. Die Sechstklässlerin brachte schon eine wenig technische Vorerfahrung mit. Sie bearbeitet hin und wieder Fotos mit ihrem Vater. Doch das ist kein Muss, nicht einmal für ein Studium. Das sagt zumindest Bilgi Ileli, die im März den Master in angewandter Informatik beginnt und beim Girls Digital Camp mitwirkt. „Natürlich schadet es nicht, wenn man schon einmal kleinere Sachen programmiert hat. Doch es ist definitiv nicht notwendig, man lernt alles während des Studiums.“ Die wichtigste Voraussetzung für ein solches ist für sie Fleiß: „Man muss Spaß daran haben, neue Dinge zu lernen.“

Den hatten auch die Teilnehmerinnen des Schnupperkurses. Schritt für Schritt erkundeten sie weitere faszinierende Eigenschaften der Roboter. „Die Spheros können viele verschiedene Dinge, man muss sie nur richtig programmieren“, sagte Gabriele Gühring, Professorin an der Hochschule Esslingen und Begleiterin des Projekts. Und so lernte die Gruppe im Verlauf von drei Stunden anhand einfacher Programmier-Blöcke, wie man Schleifen anwendet, Variablen setzt und vieles mehr. „Das Ziel ist es, den Sphero so zu programmieren, dass er am Ende selbstständig Slalom durch einen Hütchenparcour fährt und während der Zieleinfahrt auch noch jubelt“, erklärt die Professorin. „So lernen die Mädchen spielerisch Basiselemente jeder Programmiersprache.“

Doch das war längst nicht alles, was das Girls Digital Camp an diesem Nachmittag für die jungen Schülerinnen zu bieten hatte. In einer Pause wurden sie in das VR-Labor der Hochschule geführt. Hier gaben ihnen zwei Referenten einen kurzen Einblick in die virtuelle Realität, sie durften VR-Brillen aufsetzen und erfuhren, wie Touch-Oberflächen funktionieren.

Gühring und die restlichen Organisatorinnen hoffen, durch derart anschauliche Vorführungen die Mädchen für die Informatik zu begeistern. Doch selbst in der heutigen Zeit gibt es noch einige Vorurteile r gegenüber Frauen in technischen Berufen. Diese wollen die Studentinnen den Mädchen nehmen. Sophie Böttcher ruft junge Frauen, aber auch Männer dazu auf, unvoreingenommen an das Thema heranzugehen: „In der Informatik wird immer im Team gearbeitet, es ist sehr kommunikativ. Dass wir allein im Keller vor dem Computer sitzen, ist einfach ein Märchen.“ Ileli schließt sich ihr an: „Wir wollen den Mädchen und Frauen die Angst vor einem technischen Studium nehmen – denn die ist absolut unbegründet. Es ist ganz anders, als man sich es vorstellt.“

Technische Studiengänge sind immer noch sehr männerdominiert, an der Hochschule Esslingen sind lediglich 15 Prozent der Informatik-Studierenden Frauen. Darum wollen Frauen wie Ileli und Böttcher den weiblichen Nachwuchs für ihre Leidenschaft begeistern. „Informatik ist einfach sehr vielseitig. Außerdem ist es ein schönes Gefühl, etwas selbst programmiert zu haben“, wirbt Ileli.

Die Girls Digital Camps finden von Oktober 2018 bis Oktober 2020 in den Wirtschaftsregionen Rhein-Neckar, Ostwürttemberg, Stuttgart und Esslingen, Südlicher Oberrhein/Ortenau und Mittlerer Oberrhein/Karlsruhe statt. Das Land Baden-Württemberg bezuschusst das Projekt mit 1,3 Millionen Euro.