Der Geiger Daniel Hope (Mitte) führte rasant durch das Programm mit dem Zürcher Kammerorchester. Foto: harald hoffmann

Daniel Hope und das Zürcher Kammerorchester begeistern mit Tanzmusik durch Epochen und Länder im Stuttgarter Beethovensaal.

Wenn man über die Frage nachdenkt, wozu Musik eigentlich dient, dann ist man ziemlich schnell beim Tanz. In vermutlich sämtlichen Kulturen der Welt tanz(t)en Menschen zu rhythmusbetonter Musik. Je nach Stand der musikalischen Entwicklung kann dabei, wie bei manchen Urvölkern, zur Begleitung eine Trommel genügen. Oder, falls es die finanziellen Verhältnisse hergeben, beim Adel etwa, ein ganzes Orchester beschäftigt werden. Der Tanz hat also eine sehr lange Geschichte - im Gegensatz zum Konzert, bei dem Menschen zum Musikgenuss ruhig auf Stühlen sitzen. Wobei: was heißt schon ruhig?

Konzert führt zur Bewegungsdrang

Beim Konzert in der Reihe Faszination Klassik am vergangenen Donnerstagabend im sehr gut besetzten Beethovensaal nämlich war beim Umherblicken durchaus deutlich zu bemerken, wie viele Zuhörer ihrem Bewegungsdrang auf mehr oder weniger diskrete Weise Ausdruck verliehen. Der eine wippte mit den Füßen, ein anderer bewegte seine Schultern im Takt der Musik. Bei anderen war es nur die Mimik, die sich vom Gehörten anregen ließ, und das war bei diesem Konzert auch kein Wunder: „Dance!“ heißt das Programm, mit dem der Geiger Daniel Hope und das Zürcher Kammerorchester derzeit auf Tour sind. Und das bedeutet nichts weniger als eine tanzmusikalische Weltreise durch verschiedene Epochen und Länder.

Was die Auswahl der Werke anbelangt so legte Hope den Schwerpunkt auf bekanntere Stücke, darunter Gassenhauer wie den offenbachschen Cancan oder Bizets „Farandole“. Ergänzt wurden diese durch einige wenig bis kaum bekannte Werke, wie etwa den Fandango des Neapolitaners Nicola Conforto, einst Hofkomponist des spanischen Königs Ferdinand VI. Ein hinreißend schmissiges, kastagnettengrundiertes Stück, zu dem sich noch ein Barockgitarrist zum Orchester gesellte. Oder das Lamento di Tristan, die Orchesterbearbeitung eines der ältesten überlieferten Handschriften von Tanzmusik überhaupt, standesgemäß von einer mittelalterlich anmutenden Trommel begleitet.

Charmante Leitung, blitzsaubere Ausführung

Derart abwechslungsreich verging der Abend wie im Fluge. Der Applaus nach jedem der insgesamt siebzehn Stücke war groß, was sowohl an der blitzsauberen Ausführung durch das Zürcher Orchester lag wie an der charmanten Art, mit der Daniel Hope durch das Programm führte. Gerade eine Werkauswahl, die derart rasant durch Epochen und Kontinente fegt, liefe ohne einen roten Faden leicht Gefahr, in die kontextlose Seichtheit eines Potpourris abzugleiten. Nun ist Hope eigentlich kein Moderator sondern ein international gefeierter Violinist, und das stellte er an diesem Abend mehrfach und sehr nachdrücklich unter Beweis. Mal in klassischer Manier wie als Solist in Mozarts Rondo B-Dur KV 269, aber auch als hinreißend virtuoser Klezmergeiger in dem Salonhit „Odessa Bulgar“.

Und als Daniel Hope dann in Tschaikowskis Pas de Deux aus dem Ballett „Schwanensee“ seine Guarneri, zuerst solo und dann im Duett mit dem Cellisten, derart betörend schluchzen ließ, machte der bis dahin ungebrochene Bewegungsdrang im Publikum kollektivem Schwelgen Platz.