Direkt nach dem Startschuss des KRZ-Promirennens ging OB Stefan Belz in Führung. Foto: Eibner-Pressefoto//Roger Buerke

Am Rande von Schlemmen am See haben die Böblinger Cycle Days zum zweiten Mal stattgefunden. Ziel der Veranstalter war es, alle Facetten der Radkultur darzustellen – von Radrennen über Fahrräder für Leute mit Handicap, bis hin zum Zubehör für Fahrradtouren.

Ein anstrengendes Festwochenende liegt hinter der Stadt Böblingen – und auch hinter etlichen Fahrrad-Enthusiasten, die sich bei den zum zweiten Mal vom Kreis Böblingen organisierten Cycle Days in den Sattel geschwungen haben. Von der Wandelhalle bis zum Schloßbergring stand die sonst so autofreundliche Stadt im Zeichen der Zweiradmobilität. Mit einem Pumptrack für alle Altersklassen, Wettrennen, einer Codierungsaktion vom ADFC und einem kostenlosen Fahrradcheck war für alle etwas dabei, die ab und zu mal Fahrrad fahren.

Etwas abseits des Geschehens maßen sich drei große Player des Kreises Böblingen mal ohne Lokalpolitik und Finanzfragen – nämlich beim Promi Race der Kreiszeitung Böblinger Bote (KRZ) auf Pedelecs. Für die Beteiligten eine Herausforderung. „Das ist ein bisschen wie beim Rodeo, wo man das Pferd vorher nicht kennt“, sagte Erster Bürgermeister Tobias Heizmann, der mit Oberbürgermeister Stefan Belz in einem Team war, vor dem Rennen. Er fahre lieber mit Muskelkraft.

Staffelrennen am Schloßbergring

Der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Böblingen, Michael Fritz, entgegnete, er trainiere schon seit drei Monaten mehrere Stunden täglich – „indem ich im Büro meine Füße unter dem Schreibtisch leicht bewege“, beendete er den Satz im Scherz. Im Team der Kreissparkasse hatte sich kurzfristig ein Wechsel ergeben: Jan-Philipp Schlecht, Chefredakteur der KRZ, war für den ausgefallenen Daniel Wengenroth eingesprungen.

Das Landratsamt vertraten Kreiskämmerer Björn Hinck und Sozialdezernent Dusan Minic – Landrat Roland Bernhard gab den Startschuss. Das Pedelec von OB Belz flitzte auch direkt los. Minic und Fritz ließ er locker hinter sich. Nach einer Minute und 50 Sekunden dann der Wechsel. Die zweite Staffel trat für die Runde um den Schloßbergring in die Pedale. Am Ende war das Team der Stadt ungeschlagen. Knapp dahinter lag das Landratsamt, nur die Kreissparkasse musste sich mit dem dritten Platz zufrieden geben. „Am Berg war es nicht leicht, den richtigen Gang zu finden“, kommentierte Schlecht nach dem Rennen. Sein Teamkollege Fritz habe gut vorgelegt, doch gereicht habe es nicht.

Hochbetrieb an der Kongresshalle

Abseits der Fahrradrennen, von denen viele als Duathlon – zwei Runden Laufen, zwei Runden Radeln – ausgetragen wurden, hatten die Cycle Days jedoch eher den Charakter eines gewöhnlichen Volksfestes. Durch die unmittelbare Nähe zum Schlemmen am See gab es auch genügend Möglichkeiten, den kleinen oder größeren Hunger oder Durst zwischendurch zu stillen. „Das sind Synergieeffekte, die wir gerne nutzen“, sagte der geistige Vater der Cycle Days, der Kreispräventionsbeauftragte Jörg Litzenburger. „Es gibt etwas zu essen, aber es muss nicht immer Völlerei sein. So kann man sich vielleicht sein Essen durchs Radfahren verdienen.“

Auf dem Parkdeck der Kongresshalle herrschte zwischen 11 und 18 Uhr Hochbetrieb. Besonders gut frequentiert war unter anderem der kostenlose Fahrrad-Check. Rund 100 Fahrräder, E-Bikes und Pedelecs schauten sich die Mitarbeiter der Heidelberger Firma Radolino am Samstag an. Sie waren im Auftrag der baden-württembergischen Initiative Radkultur am Start, um zu beraten, Einstellungen zu kontrollieren, und kleine Reparaturen vorzunehmen. „In den ersten drei Stunden waren wir komplett überlaufen“, sagte Mechaniker Miro Fischer.

Ein Pumptrack für Böblingen?

Überlaufen war auch der benachbarte Pumptrack, den Tobias Dannenmann von der Mountainbike-Schule Besser biken in Stuttgart betreute. „Die Jüngsten, die hier gefahren sind, waren zweieinhalb Jahre alt“, sagte der 40-Jährige. So gut, wie das Angebot angenommen werde, solle sich die Stadt Böblingen überlegen, in einen eigenen Pumptrack zu investieren.

So sieht es auch Litzenburger. „Wenn man ihnen entsprechende Angebote macht, kriegt man auch Kinder und Jugendliche aufs Rad, was für ihren Gleichgewichtssinn wichtig ist“, sagte er. „Und man weiß ja, dass es da Defizite gibt.“

Graffiti und Breakdance

Und Angebote für die Jüngeren gab es auch noch am späten Nachmittag. Sprayer Kardo (Künstlername) hatte im Auftrag des Kreisjugendrings drei Planenwände aufgestellt, die er mit Kindern und Jugendlichen mit buntem Graffiti besprühte. „Die Kids sollen ihre Lebenswelt mitgestalten können“, sagte der 28-Jährige. Ähnlich drückte es Besart Kuqi vom Jugendhaus Casa Nostra aus Böblingen aus. Er bot mit seinen Schülerinnen und Schülern Breakdance zum Mitmachen an. Mit Radfahren hatte das zwar nichts zu tun, den Zuschauern gefiel es trotzdem.

Die Planungen für die nächsten Cycle Days haben schon begonnen – zumindest in Litzenburgers Kopf. „Wir wollen rausgehen mit der Aktion. Wir planen eine Ausfahrt von den Cycle Days aus Richtung Schönbuch und wieder zurück zum Fest“, sagte er.