Die bisherige Containeranlage auf dem VfB-Clubgelände weicht einer neuen Fitnesshalle. Foto: Baumann

Beim VfB Stuttgart haben die Bauarbeiten für ein neues Fitnesszentrum begonnen. Der Sanierungsstau auf dem Clubgelände ist gewaltig, doch die Möglichkeiten sind begrenzt.

Die Bagger sind angerückt, die ersten Spatenstiche gesetzt: Beim VfB Stuttgart haben die Umbauarbeiten auf dem Trainingsgelände begonnen. Anstelle des jahrelangen provisorischen Containerdorfs soll eine neue Fitnesshalle inklusive Kraftraum entstehen. Im Laufe der Rückrunde sollen die Arbeiten auf dem Trainingsgelände abgeschlossen sein, wie ein Sprecher des Clubs bestätigte. Etwa zwei bis drei Millionen Euro lässt sich der Fußball-Bundesligist den Neubau kosten.

Er ersetzt ein eigentümliches Provisorium, das vor zehn Jahren aus Platzgründen aus übereinandergestapelten Containern neben dem Trainingsplatz errichtet wurde. Darin untergebracht sind Ergometer und Fitnessgeräte für Regenerations- und Kräftigungsübungen. Nun dürfen sich die Spieler auf „zeit- und wettbewerbsgemäße Räumlichkeiten“ freuen, wie es in Cannstatt heißt. Nach seiner Rückkehr nach Stuttgart im Frühjahr hatte Vorstandschef Alexander Wehrle mit Blick auf die Baucontainer festgestellt: „Mit Profifußball hat das nichts mehr zu tun.“

Der „Palazzo Prozzo“ ist nicht mehr zeitgemäß

Das gilt in abgemilderter Form für weite Teile des Clubzentrums. Wurde der Neubau in den 80er Jahren noch als Palazzo Prozzo verspottet, gilt er inzwischen in weiten Teilen als überholt. Denn strukturell hat sich an Geschäftsstelle, Trainingsgelände und Kabinentrakt nicht viel verändert. Dafür sind die Anforderungen an einen Bundesligaclub heute ganz andere, was sich in stetig steigenden Mitarbeiter- und Mannschaftszahlen ablesen lässt. Der VfB beschäftigt auf der Geschäftsstelle rund 250 Angestellte und unterhält zehn auf der eigenen Anlage trainierende Mannschaften.

Trainingsgelände und Clubzentrum platzen aus allen Nähten. Die Marketingabteilung ist im benachbarten Carl-Benz-Center untergebracht, die Fanbetreuung im Stadion, die Kommunikationsabteilung in einem Container. Einzig die Verwaltung hat noch Platz auf der Geschäftsstelle, wo die Scoutingabteilung im Keller arbeitet.

Es mangelt vor allem an Platz zum Trainieren

Für die zehn Mannschaften (die noch in Obertürkheim trainierenden Frauen nicht mitgerechnet) stehen sechs eigene Trainingsplätze zur Verfügung. Zwei weitere werden entlang der Mercedesstraße gemeinsam mit anderen Vereinen genutzt. Zum Vergleich: Ein Club wie Borussia Mönchengladbach verfügt über elf Plätze. Die Borussia hat ihr Stadion- und Clubgelände vor Jahren ins Niemandsland auf die grüne Wiese verpflanzt. Der VfB sieht sich in Cannstatt verwurzelt und legt Wert auf die räumliche Nähe von Stadion und Clubzentrum. Doch entlang der Mercedesstraße geht es eng zu, die umliegenden Flächen gehören zu Teilen der Stadt, Mercedes und dem Polizeisportverein. Sämtliche Bestrebungen der Vergangenheit, mehr Gelände zu erwerben, liefen ins Leere.

Nun kommen neue Probleme hinzu: Perspektivisch sollen auch die VfB-Frauen an der Mercedesstraße andocken. Was die durch veränderte Unterrichtszeiten und den Trend zur Ganztagsschule zunehmend begrenzten Platzverhältnisse speziell für die Jugend weiter einschränken würde. Vieles ballt sich abends. Die Möglichkeiten sind begrenzt, was auch in finanzieller Hinsicht gilt. Am über 100 Millionen Euro teuren Neubau der Stadion-Haupttribüne beteiligt sich der VfB über höhere Pachtzahlungen. Über den neuen Kraftraum hinaus scheinen größere Investitionen ins Clubgelände in absehbarer Zeit schwer vorstellbar.