Nicht nur die Besucher, sondern auch die Preise sind auf dem Wasen in die Höhe gestiegen. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Alles wird teurer – auch auf dem 175. Cannstatter Volksfest. Wie viel Geld geben die Besucher auf dem Wasen aus? Wir haben uns umgehört und haben getestet, wie viel Geld nötig ist für den Wasengenuss.

Teelicht-Ofen statt Heizung, Discountmarke statt Bio – mit der Inflation im Rücken greifen aktuell viele Verbraucher zu günstigeren Alternativen. Gerade wenn das Geld nicht so locker sitzt, wird nur mit Bedacht eingekauft und ausgegeben. Mit rund 13 Euro für eine Maß Bier und acht Euro für die Riesenradfahrt spricht ein Besuch auf dem Cannstatter Volksfest nicht für einen budget-freundlichen Spaß – trotzdem werden bis zu vier Millionen Besucher erwartet. Wie viel Geld lassen die Besucher auf dem Wasen liegen?

Lea (21) wartet mit „45 Euro und ein paar Zerquetschten“ vor dem Festzelt auf ihre Freunde. Ob ihr das reicht? „Nein“, befürchtet die Studentin und lacht. Auch Philipp (20) ist mit Begleitung auf dem Wasen und findet: „20 Euro wären zu wenig.“ 30 Euro hat der Student vor seinem Besuch auf dem Volksfest abgehoben und für Langos, Cola und zwei Fahr-Attraktionen ausgegeben.

Sind 20 Euro wirklich zu wenig? Wir waren mit zwei unterschiedlichen Budgets dort und haben zwischen Boxauto und Zuckerwatte herausgefunden, ob der junge Stuttgarter Recht hat.

Was bekomme ich für 20 Euro?

Einmal Zahlen, doppelt Fahren: Nur drei Euro zahlen zwei Personen für den Klassiker unter den Volksfest-Attraktionen: Das Boxauto. Danach ein Schaumkuss – die typische Nascherei für nur 90 Cent und ein paar Lose für einen Euro. Da bleibt sogar noch genügend Geld für „The King“ eine Riesen-Schaukel mit Spaß-Garantie in 26 Meter Höhe. Wie ein gelungener Wasentag mit dem Budget von 20 Euro aussehen könnte? Ein Vorschlag ohne Abstriche:

– Überkopfschaukel „The King“: 5 Euro

– Crêpe mit Zimt und Zucker: 2,50 Euro

– Softdrink: 3,50 Euro

– Rote Wurst: 4 Euro

– Schokokuss: 90 Cent

– Boxauto: 3 Euro

– Zwei Lose: 1 Euro

Insgesamt: 19,9 Euro

Was bekomme ich für 50 Euro?

Mit 50 Euro im Wasen-Portemonnaie muss man auf nichts verzichten und geht sogar mit einem zuckersüßen Andenken nach Hause. Zwischen Riesenrad, Wiener Mandeln und Infinity Tower stehen einem jegliche Schlemmerbuden offen. Ein Tag auf dem Wasen mit rund 50 Euro könnte folgendermaßen aussehen:

– Riesenrad: 8 Euro

– Festbier: 6 Euro

– Langos mit Käse und Schmand: 6,50 Euro

– Looping-Karussell „Infinity“: 7,50 Euro

– Freifallturm „Fortress Tower“: 8 Euro

– 250 Gramm Wiener Mandeln: 5 Euro

– 15 Lose: 5 Euro

– Mittleres Lebkuchenherz: 5 Euro

Insgesamt: 51 Euro

Viele Besucher setzen sich ein Limit

Inflation und Energiekrise hinterlassen auch auf dem größten Volksfest Baden-Württembergs ihre Spuren. So ist der Bierpreis seit 2019 rund zwei Euro gestiegen und liegt je nach Wirt bei rund 13 Euro.

Die Besucher des Wasens passen sich an – die Freiburgerin Isabell (18) erzählt von ihrer Obergrenze von 100 Euro, Timo (46) aus Ditzingen hat 200 Euro dabei, „will aber maximal die Hälfte davon ausgeben“, so der 46-Jährige. Schnürt die Inflation den Geldbeutel der Besucher enger als in den Vorjahren? „Angesichts der finanziellen Belastungen durch die gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten ist damit zu rechnen“, sagt Volksfestsprecher Jörg Klopfer auf Anfrage. Allerdings sei es noch zu früh für ein abschließendes Urteil.

Wie kommen Familien klar?

Das Volksfest sei ein Spaß für alle Generationen und vor allem für Familien, wie der Volksfestsprecher betont. Jeden Mittwoch sei „Familientag“, der mit vielen Vergünstigungen und Überraschungen für die Kleinsten einhergehe. Dass der Wasen auch abseits des Familientags viel Spaß für wenig Geld bietet, zeigt eine dreiköpfige Familie aus Neuhausen auf den Fildern (Kreis Esslingen). Inklusive Parken gab Hannes (34) mit seiner Partnerin Sina (29) 32 Euro aus. Mit ihrer zweijährigen Tochter konnten sie damit „Karussell fahren, Bogenschießen, zwei Würste und eine Portion Pommes essen“, berichtet Hannes.

Reichen 20 Euro?

Unser Test zeigt: Auch mit kleinem Geldbeutel hält das Cannstatter Volksfest, fernab der Festzelte, eine Menge Spaß und Leckereien bereit. Wer in einem der Zelte feiern gehen will, sollte sein Budget allerdings etwas anpassen.