So ist es recht: Es wird vom Volksfest gegrüßt. Foto: /Archiv

Man hört es immer wieder: der Wasen wird eröffnet, der Wasen wird gefeiert. Das holpert nicht nur, es ist einfach grottenfalsch. Aber warum eigentlich?

Der Schwabe spart an allem, auch an Buchstaben. Ob manche deshalb lieber den Wasen eröffnen als das Volksfest? Moderatorin Stephanie Haiber ist das rausgerutscht bei der Eröffnung. Gut, sie ist aus Heilbronn. Bürgermeister Fabian Mayer ist es passiert am Traditionsmorgen. Gut, er ist sonst für Kultur zuständig. Aber der Wasenhocker kommt nicht umhin, das zu rügen. Das mag beckmesserisch wirken bei einem Fest, bei dem der kurzzeitige Sprachverlust eingepreist ist. Doch eigentlich müsste man das mit zwei Maß intus noch hinbekommen. Der Cannstatter Wasen ist der Ort, so wie das Stadion, die Messe, das Funkhaus, das Rathaus. Und man geht zum Cannstatter Volksfest. Nur das kann man eröffnen. Und nur auf dem Wasen können Hasen grasen.

Der Wasen war mal Flugplatz

Etwas Stadtkunde tut Not. Der Wasen war Sportplatz, Übungsgelände fürs Militär, Festplatz, Flugplatz. Er taugte dafür, weil er vor allem eines war: eine riesengroße leere Fläche. Nach der Einhegung des Neckars war er als Überschwemmungsgebiet nicht mehr nötig. Der Wasen ist im Süddeutschen ein Feuchtland, ein Überschwemmungsgebiet. Die Norddeutschen würden Werder sagen, das ist nichts anderes.

Volksfest zu Stuttgart?

Der ehemalige Touristikdirektor Klaus Lindemann wollte es mal machen wie der Duden. Wenn man Sachen nur lange genug falsch schreibt und sagt, werden sie allgemeingültig. Lindemann hatte beobachtet, dass überregional vermehrt über das Volksfest berichtet werde, aber man „dort immer vom Cannstatter Wasen spricht“. So entwarf er in Gedanken schon einmal ein Werbeplakat mit der Aufschrift „Cannstatter Wasen“, und dem Untertitel „Volksfest in Stuttgart“. Der Aufschrei war gewaltig. In Bad Cannstatt drohten sie mit einem Aufstand. Damit war die Sache vom Tisch. Also eröffnet man bis heute das Volksfest auf dem Wasen.