Gefeiert wird im Alpenschick. Foto: Andreas Rosar

Beim Fasching im Herbst machen alle mit. Auch für die Gäste aus dem Ausland gehört es zum guten Ton, ins Zelt geht es im Folklorefummel.

Man trifft ja mittlerweile Menschen aus aller Herren Länder beim Cannstatter Volksfest. Wer über den Platz läuft, der ist nicht nur in einen Klangteppich eingewoben von den besten Hits der 70er, 80er und 90er und den Lautmalereien der Rekommandeure, es mischen sich auch Sprachfetzen aller Couleur darunter. Der Wasenhocker macht sich oft einen Spaß daraus herauszufinden, wo die Leute herkommen. Bei manchen ist es einfach. Die Jungs, die das R von ganz tief unten holen, sind an ihren T-Shirts erkenntlich. „Freiwillige Feuerwehr Hintertupfingen beim Löschen.“ Wobei wir Hintertupfingen schreiben, wir wollen niemand bloßstellen, denn die Männer von der Alb hatten nicht nur den Durst gelöscht, sondern waren angesichts des enormen Bierkonsums dabei, auch ihre Festplatten im Kopf zu löschen. Wie überhaupt zum Trinken eine gewisse Gruppendynamik gehört. Junggesellen und Bräute samt Gefolge, alle uniform gekleidet. „Bräutigang“, „Der Hässliche heiratet, wir saufen nur“, „Letzte Auswärtstour“, das kann man sich nur lustigtrinken.

Im Gruppenfummel

Auch manche Gäste aus dem Ausland tragen Gruppenfummel aus Baumwolle mit Aufdrucken, die meisten aber werfen sich in Schale. Es hat sich bis nach Japan, Wales, Brasilien, Spanien und ins hinterletzte Kaff nach Wisconsin rumgesprochen, dass die Deutschen in riesigen Zelten feiern, aus riesigen Bechern trinken und karierte Hemden und Lederhosen anhaben. Stilecht gekleidet war etwa das Quartett aus Wales aus einer Stadt, die so viele Konsonanten hat, dass der Wasenhocker sie vergessen hat. Sie trugen sogar Wadenwärmer und Hut mit Gamsbart. Eine bessere Karikatur eines Bayern findet man kaum. Sie waren erst beim Oktoberfest, sind dann mit dem Zug nach Stuttgart. Die Klamotten fürs Wochenende haben 1500 Pfund gekostet. Sie haben sie gleich nach der Ankunft in München erstanden.

Vorsicht vor dem Onlinehandel

Bei Amadeus im Albdorf gibt es „Tracht, Kult und Lifestyle“. Dort decken sich jene ein, die sich in Jeans und Pulli völlig underdressed fühlen und sich für den Zeltbesuch schnell in einen Alpenländer verwandeln wollen. Da gibt es auch Unterhosen mit einem Hirschkopf auf der Hosenmitte und dem Aufdruck „Wunderhirsch“. Nun ja . . .

Wer an Ort und Stelle kauft, weiß gleich, ob der Alpenschick passt. Wenn das Dirndl kneift und die Lederhose zwickt, kann es ein langer Abend werden im Zelt. Und es kann einem nicht passieren, was Tom aus Virginia passiert ist. Er bestellte im Internet – und trägt nun zwei rechte Haferlschuhe. Aber gut, er will nur auf der Bank stehen.