Der Wasen soll Wasen bleiben und nicht auf die Wiesn schielen, rät Angermaier-Chef Axel Munz. „In Cannstatt ist’s familiärer als bei uns“, lobt der Münchner Trachten-Patron beim Weißwurst-Frühstück von Sonja Merz.
Zunächst war er auf dem Wasen, danach erst auf der Wiesn: Ein bisschen Glamour sollte Harald Glööckler aufs Cannstatter Volksfest bringen – prompt ging’s daneben. Der Designer war verärgert, weil man ihn in seiner alten Heimat Stuttgart beim Fassanstich nicht begrüßt hat. Kurz vor Ende des Oktoberfestes hat sich Prince Pompöös auch noch im Münchner Trachten-Trubel (erneut an der Seite seiner Stuttgarter Freundin Rita Thea) gezeigt. Genau im selben Outfit kam er ins dortige Käfer-Zelt wie zuvor in Stuttgart in die Schwabenwelt: Die blaue Weste über der Lederhose offenbarte dank geöffneter Knöpfe Einblicke auf seine von Schönheitschirurgen geformte Brust.
„Das ist eine Ehre für Stuttgart“
Dass München, was die Zahl der Adabeis und Möchtegerns betrifft, ganz klar vor Stuttgart liegt, sei doch nur eine Ehre für den Wasen, findet der Münchner Trachtenchef Axel Munz: „Ihr braucht keine Superpromis, um ein schönes Fest feiern zu können. Ihr seid allein gut genug!“ Viel familiärer gehe es auf dem Volksfest zu, lobt er.
Am Dienstag, dem letzten Oktoberfest-Tag, hat sich der Angermaier-Patron für Stuttgart entschieden. In der Loge von Festwirtin Sonja Merz zeigte sich am Mittag beim traditionell verspäteten Weißwurstfrühstück, wie familiär die Wasen-VIPs miteinander umgehen. Macher des Volksfestes, zahlreiche Kommunalpolitiker, Künstler, Theaterleute, Moderatoren, Winzer, Schauspieler, Unternehmer, Gastronomen sind da – man liegt sich in den Armen und kennt sich.
Influencer senden Botschaft
Sonja Merz, die ihre Tochter Katharina Renz als Nachfolgerin für den Wasen aufbaut, aber noch so viel Spaß an der Arbeit hat, dass sie so schnell nicht aufhören will, hat diesmal 150 Gäste eingeladen – eine Vielfalt an Entscheidungsträgern der Stadt. Jede und jeder bekommt ein Lebkuchenherz mit dem jeweiligen Vornamen. Hinzu gesellen sich zwölf Influencerinnen und Influencer aus Süddeutschland, die zum Teil über eine Million Follower haben. „Influencer sollten nicht unterschätzt werden“, sagt die Künstlerin Christa Winter, „sie haben einen großen Einfluss auf unsere Jugend.“ Die Botschaft der Digital Heroes ist klar: Kommt auf den Wasen! Der ist cool und absolut in!
Zwei Breakdancer tanzen in Lederhosen, bis der Holzboden so sauber ist, dass man darauf essen kann. Gregor Hägele, der bei „Voice of Germany“ dabei war und beim ESC-Vorentschied, singt unter anderem „Angels“ von Robbie Williams – fast die gesamte Loge stimmt mit ein. Der Schulleiter von Gregor Hägele war Konstantin Merz, der Ehemann der Wirtin und Enkel des Stuttgarter Schulgründers. Der Chef der Schule hilft nun für 17 Tage auf dem Volksfest mit, trägt leere Krüger fort oder betreut die Ehrengäste.
Besucherrekord steht bevor
Marcus Christen, Abteilungsleiter von in.Stuttgart, strahlt. Das Wetter, sagt er, sei auf dem Volksfest seit zehn Jahren nicht mehr so gut gewesen. Dies sei vor allem für die Schausteller optimal, wenn es nicht regnet. Und deshalb rechnet er mit einem Besucherrekord bis Sonntag, wenn der Wasen schließen muss. Einen Umsatzrekord verzeichnet auch Axel Munz aus München: Trachten haben sich seit Jahren nicht mehr so gut verkauft wie in dieser Saison. Obwohl es in Stuttgart immer mehr Schlagerpartys in Zelten gibt, bei denen die Gäste blumenbunte Outfits tragen.
Angermaier-Chef Munz hat zuletzt etwa Tokio Hotel für die Wiesn eingekleidet. Wert legt er auf die Feststellung, dass die pinkfarbene Hose von Bill Kaulitz allerdings nicht von ihm stammt. Das Foto von dem mit einem Männermodel knutschenden Bill in Pink ging viral. „Ich wollte ihn zu einer hellen Lederhose überreden“, sagt der Trachtenchef, „aber Bill hat lieber Pinkhosen aus Plastik angezogen.“ In seiner Firma gibt es nur Leder, aber keine Plastik, versteht sich.