Auf unterschiedlichen Ebenen sollen Radfahrer und Fußgänger im geplanten Neckaruferpark verkehren. Zur Vergrößerung Foto: Skizze RVK Frankfurt

Das Bündnis Esslingen aufs Rad drängt auf den neuen Radschnellweg. Dennoch dürfe die Stadt notwendige Sanierungen am bisherigen Neckarradweg nicht noch länger aussitzen.

EsslingenDer geplante Radschnellweg durchs Neckartal wird die B 10 nach Stuttgart spürbar entlasten. Das Teilstück durch den ebenfalls neu geplanten Neckaruferpark sollte möglichst noch vor dem Abriss der Hanns-Martin-Schleyer-Brücke fertig sein. Dennoch sollte die Stadt Esslingen die schlimmsten Ärgernisse für Radler auf dem bisherigen Neckarradweg nicht solange auszusitzen. Das waren die wichtigsten Ergebnisse einer Informationsveranstaltung über den Planungsstand des Radschnellwegs, zu dem das Bündnis Esslingen aufs Rad eingeladen hatte.

Für Petra Schulz vom VCD ist es unbestritten, dass es diese zügige Verbindung für Pedaleure zwischen Reichenbach und Stuttgart auch wirklich braucht. Über 25 Radschnellwege seien in Holland bereits in Betrieb – genutzt von Kindern und Senioren ebenso wie von sportlich ambitionierten Menschen. Weshalb für sie der Begriff „Radautobahn“ für solche Strecken auch nicht taugt. In Holland seien die Radschnellwege eine wichtiger Baustein im Anti-Stau-Programm, um nicht viele Stunden auf verstopften Straßen zu verlieren. Mit geschätzt 6000 Radlern am Tag könne der geplante Radschnellweg im Neckartal die B 10 mit ihren täglich 70 000 Autos deutlich entlasten. Zumal das Esslinger Teilstück laut der Machbarkeitsstudie, die der Landkreis in Auftrag gegeben hatte, „das höchste Entlastungspotenzial hat“.

Dass der bisherige Neckarradweg in diesem Bereich schon seit längerem für Radler gesperrt und auch für Fußgänger eine Zumutung ist, dass die alternative Verkehrsführung über Neckarstraße und Bahnhofsplatz für Radler keine Alternative ist, dass sich Pedaleure und Fußgänger auch beim Freibad kaum aus dem Weg gehen können, dass der Rad- und Fußgängerweg weiter flussaufwärts nur noch zum Fußgängerweg mit geduldeten Radlern degradiert wurde: Das sind für die Radverbände ganz klar „Versäumnisse der Stadt“, wie sich Petra Schulz und ihre ADFC-Kollegen Thomas Albrecht und Thomas Rumpf einig waren. Die müsse sie auch umgehend beseitigen. Und zwar, noch bevor der neue Radschnellweg komme.

Die favorisierte Variante dieser zügigen Verbindung teilt sich in der Kreisstadt wie berichtet in eine innerstädtische und eine Neckarroute auf, die sich im Merkelpark wieder treffen. Dass in dem geplanten Neckaruferpark zwischen Pliensaubrücke und Rossneckar – ein schmales Handtuch, eingepresst von Neckar und Bahngleisen – die Interessen von Fußgänger und Radlern kollidieren, hat die Vorsitzende des Bürgerausschusses Innenstadt erst jüngst in einem Brief an die Gemeinderäte massiv kritisiert. Man sollte der Schärfe dieser Stellungnahme nicht ein so großes Gewicht beimessen, ist indessen aus anderen Kreisen des Bürgerausschusses zu hören. Man habe bereits vor diesem Schreiben einen gemeinsamen Gesprächstermin mit den Vertretern der Radinitiativen vereinbart. „Ich kann die berechtigten Interessen des Bürgerausschusses durchaus verstehen. Wir sollten aber sehen, dass wir eine gemeinsame Lösung hinbekommen“, so Joachim Schleicher vom Esslinger ADFC.

Schleicher erläuterte den Zuhörern den geplanten Verlauf des neuen Radschnellwegs, wie ihn die Machbarkeitsstudie des Landkreises empfiehlt: Von der Hedelfinger Brücke kommend soll er über stillgelegte Bahngleise und dann weiter über den Daimler- Parkplatz führen. Dann geht es weiter entlang der Sportplätze beim Jugendhaus Mettingen auf einen derzeit geschotterten Feldweg, der parallel zum derzeitigen Neckarradweg führt. Der Streckenabschnitt direkt unten am Fluss soll künftig den Fußgängern vorbehalten sein, während die Radler dann auf dem Bahndamm entlang der Gleise fahren sollen. Das Regierungspräsidium habe die Planung von der Grenze zu Stuttgart bis an den Rossneckar schon ausgeschrieben, berichtete Schleicher.

Für die innerstädtische Variante, die über die Fahrradstraße in der Hindenburgstraße führt, schlägt die Studie vor, auf der Kiesstraße jeweils eine Fahrspur für Radler und Busse freizuhalten. Wer aus der Hindenburgstraße in Richtung Neckar will, soll über eine neue Rampe von der Vogelsangbrücke hinunter an den Fluss kommen. Wer vom Neckar aus in Richtung Hindenburgstraße möchte, den führt die Machbarkeitsstudie über die Unterführung an der Villa Merkel und die Fabrikstraße in Richtung Kies- und dann Hindenburgstraße. Wofür die Unterführung verbreitert werden müsste. Das sind bislang jedenfalls die Vorschläge aus der Machbarkeitsstudie, die die Stadt noch verfeinern muss.

Der Neckaruferpark ist in der Entwurfsplanung – mitsamt dem Teilstück des Radschnellwegs. Mit ersten Ergebnissen ist laut Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht im September zu rechnen. Schleicher hofft, dass der betreffende Abschnitt des Radschnellwegs noch vor dem Park vollendet ist, dessen Einweihung für 2022 angedacht ist. „Schließlich würde es Sinn machen, dass er vor dem Abriss der Schleyer-Brücke fertig ist. Dann könnte er auch zur Entlastung des Verkehrsaufkommens dort beitragen.“