Bei mehreren Taten ist immer wieder geschlagen und getreten worden. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Seit Weihnachten hat es im Kreis Ludwigsburg zahlreiche schwere Zwischenfälle gegeben. Betroffen waren Passanten und Menschen bei ihrer Arbeit.

Ein Taxifahrer wird brutal zusammengeschlagen, als es um die Bezahlung geht. Er wird schwer verletzt. Einem anderen Taxifahrer wird von drei Mitfahrern die Uhr vom Handgelenk gerissen, dann wird er ebenso mit Tritten traktiert. Anderswo wird ein Busfahrer beschimpft, dann geschlagen und getreten, nachdem er den Fahrgast gebeten hatte, ein Ticket zu kaufen und eine Maske aufzuziehen. Ein Streit in einer Bahn eskaliert derart, dass einer ein Messer zückt. Vor einer Disco schlagen Unbekannte auf zwei Männer ein, der eine verletzt sich am Rücken, der andere massiv im Gesicht. Wieder anderswo wird ein Mann von zwei Männern verfolgt, bedroht und verletzt, er flüchtet in eine Tankstelle. An einem Bahnhof bekommt ein Mann einen Streit mit und wird daher mit der Faust attackiert, am Boden tritt man ihm gegen den Kopf. Einer Ladenmitarbeiterin wird ins Gesicht geschlagen, nachdem sie den lesenden Kunden gefragt hatte, ob er das Heft kaufen möchte.

Diese Vorfälle stammen aus keinem Film, sie spielen nicht in Berlin und in keiner anderen Metropole, sie sind keine Zusammenfassung aus einem Jahresrückblick. Nein, sie sind aufgeführt in den Berichten des für den Kreis Ludwigsburg zuständigen Polizeipräsidiums. In den Berichten der vergangenen zwei Wochen. Seit Weihnachten. Die Tatorte waren in Benningen, Ludwigsburg, Asperg, Freiberg, Marbach und Kornwestheim.

Was ist nur los? Privatpersonen, Bus- und Taxifahrer und Verkäufer werden in der Öffentlichkeit und beim Ausüben ihres Berufs verletzt. In Zeiten, in denen anderswo auch Rettungskräfte und Polizisten attackiert werden. Warum eskaliert es so häufig? Sind es rein persönliche Probleme der Täter, eine schwierige Vergangenheit, fehlt ihnen eine Perspektive? Was reizt sie so sehr, dass sie in dem einen Leben, das man hat, solch eine Aggressivität an den Tag legen, statt es möglichst zu genießen? Fehlt ihnen die Erziehung, haben sie eine falsche genossen? Sind schlechte Vorbilder, ein falscher Freundeskreis der Grund? Oder was?

Die Taten, sie sind so dermaßen sinnlos. Sie hinterlassen nicht nur spürbare und sichtbare Verletzungen. Sie verursachen Angst und Wut. Nicht nur bei ihren Opfern, auch in der Gesellschaft. Irgendwo scheinen wir im Zusammenleben falsch abgebogen, auseinandergedriftet zu sein. Oft in Parallelgesellschaften. Besserung ist leider nicht in Sicht. Ein Patentrezept gibt es auch nicht, aber es gibt Werkzeuge. Präventivarbeit zum Beispiel in Schulen ist ebenso wichtig wie die Reaktion des Staates, den strafrechtlichen Rahmen voll auszuschöpfen. Runde Tische bilden, das Thema angehen. Als Gesellschaft heißt es, wo möglich, Haltung zeigen, Mund aufmachen. Klar ist spätestens jetzt: Das ist kein reines Großstadtthema mehr.