Auf dem Dach des Klohäuschens am Bahnhofsplatz sind bereits die Geräte für den Hotspot von Unitymedia installiert worden. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Vorbereitungen für die Einrichtung von kostenlos zugänglichem Internet laufen. Noch vor Weihnachten will die Stadt das öffentliche Netz offiziell freischalten.

EsslingenSchon lange wünschen sich vor allem viele junge Esslinger ein frei zugängliches Internet in der Innenstadt. Jetzt dürfte das freie Surfen in der City bald Wirklichkeit werden: Die Stadt ist gerade dabei, die Infrastruktur für ein flächendeckendes WLAN an Markt-, Rathaus- und Bahnhofplatz sowie am ZOB aufzubauen. Parallel dazu kümmern sich Ehrenamtliche des Vereins Freifunk um eine gute Netzabdeckung in der östlichen Altstadt. Sie sind allerdings auf die Kooperation von Anwohnern und Gewerbetreibenden in der Küferstraße sowie an Blarer- und Ottilienplatz angewiesen – und hoffen noch auf weitere Freiwillige. Noch vor Weihnachten soll das kostenlos zugängliche Netz stehen.

Lange hatte man sich in Esslingen schwer getan mit der Entscheidung, ob man ein freies WLAN in der Innenstadt anbieten soll oder nicht. Es hatte mehrerer Vorstöße – unter anderem vom Jugendgemeinderat – bedurft, bis sich der Gemeinderat im Dezember des vergangenen Jahres bereit erklärte, ein öffentliches Netz anzubieten. Die Räte haben sich dabei für eine kombinierte Betreiber-Lösung entschieden: Am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), auf dem Bahnhofsplatz sowie auf dem Markt- und Rathausplatz soll ein professioneller Anbieter das Netz bereitstellen. In der östlichen Altstadt übernimmt das der Verein Freifunk. Vorerst soll das Projekt auf drei Jahre angelegt sein. In dieser Zeit will man erste Erfahrungen sammeln und dann entscheiden, wie es weitergeht.

Komplizierte Vorbereitung

In den vergangenen Monaten ist es ruhig geworden um das Thema, das Ende des vergangenen Jahres heiß diskutiert worden war. Das dürfte auch daran liegen, dass es einige Vorarbeiten zu erledigen gab. „Das ist eine komplizierte Sache“, sagt Michael Metzler, Geschäftsführer der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH (EST), die das Projekt betreut. Auch, weil einige Router für das öffentliche Netz an Privatgebäuden platziert werden müssen. Das sei ohne die Kooperation der Hausbesitzer nicht möglich. Denn die Geräte müssen nicht nur an der Außenfassade der Häuser angebracht werden, teilweise müsse man auch bohren, um die Router an die Stromversorgung und das Netzwerk im Haus anschließen zu können. Bei historischen Gebäuden ist die EST zudem auf die Genehmigung des Denkmalschutzes angewiesen.

Doch inzwischen ist laut Michael Metzler alles geklärt: An insgesamt acht Standorten in der City dürfe der Betreiber Unitymedia die Router anbringen. An einigen Stellen ist das bereits passiert, etwa am Klohäuschen auf dem Bahnhofsplatz oder auf dem Bäckerkiosk neben der Treppe zur Bahnhofsunterführung. Auch die ehrenamtlichen Freifunker sind schon voran gekommen. Sie wollen das Projektgebiet Küferstraße, Blarer- und Ottilienplatz mit freiem WLAN versorgen. Bislang haben sich in diesem Bereich vier Freiwillige bereit erklärt, einen Router in ihren vier Wänden aufzustellen. Hier ist die Installation einfacher als beim professionellen Provider, weil die Geräte nicht an der Außenwand, sondern innen möglichst nah am Fenster angebracht werden. Im Prinzip müsse man nur den Router befestigen und die Stecker einstecken, erklärt Patrick Cervicek vom Verein Freifunk.

Die weit schwierigere Arbeit bestehe darin, die Menschen zu überzeugen, mitzumachen. Viele hätten Angst, auf Kosten sitzen zu bleiben, Bandbreite im heimischen Internet zu verlieren oder sich auf lange Zeit zu verpflichten. Aber bei all diesen Punkten könne er die Leute beruhigen, sagt Cervicek: Die Kosten für das Projekt trage die Stadt, erfahrungsgemäß wirke sich die Teilnahme an Freifunk nicht spürbar auf das eigene Datenvolumen aus – und wer trotz Zusage doch nicht mehr mitmachen wolle, könne einfach den Stecker vom Router ziehen.

Noch einige Löcher im Netz

Mit den vier privaten Zugangspunkten decke man schon einen guten Teil des Projektgebiets in der östlichen Altstadt ab, sagt Cervicek. Allerdings gebe es noch einige Löcher im Netz, etwa im Bereich der Ecke Küferstraße/Ritterstraße sowie in der Mitte der Küferstraße. Zudem würde der Verein das Gebiet gern so gut ausleuchten, dass es nicht ins Gewicht fällt, wenn einer der Hotspots einmal ausfallen sollte. Deshalb würden die Freifunker gern spätestens alle 50 Meter einen Router aufstellen. Doch dafür brauchen sie Freiwillige, die das in ihrem Haus zulassen. Cervicek appelliert auch an das soziale Gewissen: „Es geht hier nicht nur darum, den Kunden von Geschäften einen Gefallen zu tun, sondern auch um digitale Teilhabe.“ Mit Freifunk könne man Menschen den Zugang zum Internet ermöglichen, die sich keinen teuren Vertrag leisten können – und das ohne eigene Verluste.

Michael Metzler ist guter Dinge, dass das Netz in den anvisierten Bereichen der City bis Ende des Jahres steht. Noch vor Weihnachten wolle man das kostenlos nutzbare WLAN, das unter dem Namen „free wifi Esslingen“ läuft, offiziell freischalten, kündigt er an. Derzeit werde noch ein Logo entworfen, das auch auf den Schildern zu sehen sein wird, auf denen man auf das öffentliche Netz hinweisen will. Zudem suche man noch Hauseigentümer und Gewerbetreibende in der östlichen Altstadt, die die Freifunker unterstützen. Interessenten können sich bei der EST unter Telefon 0711/ 39 69 39 69 oder per E-Mail an info@esslingen-marketing.de melden.

Verein für freie Funknetzwerke

Verein: Freifunk ist eine nicht-kommerzielle Initiative für die Verbreitung freier Funknetzwerke. Der Verein will nach eigenen Angaben jedem einen freien Zugriff ins Internet ermöglichen, ohne dass dabei auf Mobilfunkabdeckung, Volumenbeschränkungen oder sonstige Vertragsbedingungen geachtet werden muss. Genutzt werden dafür handelsübliche WLAN-Router, die mit der Software des Vereins bespielt werden und sich selbstständig miteinander vernetzen. Das so vom Freifunk-Router aufgebaute Netz ist laut dem Verein völlig abgetrennt vom vorhandenen Netz desjenigen, der den Freifunk-Router bei sich eingerichtet hat. Wer möchte, könne auch nur einen limitierten Anteil der Bandbreite seines eigenen Netzes für das Freifunknetz zur Verfügung stellen.

Mitmachen: Wer bereit ist, einen Freifunk-Hotspot bei sich einzurichten, braucht einen WLAN-Router sowie einen Internetanschluss, über den der verschlüsselte, abgetrennte Datenverkehr zwischen dem Router und dem Freifunknetz ins Internet laufen kann. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.freifunk-esslingen.de.