Der Stuttgarter Flughafen aus der Luft. Dort hat die Flughafengesellschaft viel in die Infrastruktur investiert, um das Passagierwachstum zu bewältigen.Archiv Foto: FSG Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Beim Blick auf das Ticket vergeht manchem Passagier die Reiselust. Zusätzlich zum eigentlichen Preis zahlen die Fluggäste eine Gebühr. Die beträgt bis zu 42 Euro pro Ticket. Die meisten Fluggesellschaften geben so Kosten für die Nutzung weiter. 2,7 Milliarden Euro sind das pro Jahr an deutschen Airports. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede. Frankfurt, München und Hannover sind nach einer Statistik des Bundesverbandes Deutscher Fluggesellschaften (BDF) am teuersten. Stuttgart liegt da im Mittelfeld.

„Direkt vergleichen kann man das nicht, denn je nach Größe ist die Infrastruktur der Flughäfen sehr unterschiedlich“, sagt Johannes Schumm, der Pressesprecher des Stuttgarter Flughafens. Und diese Investitionen umfasst die gebühr nicht alleine, es geht auch um Sicherheit und Umweltschutz. In Stuttgart wurden die Flughafenentgelte 2014 das bisher letzte Mal angepasst. Statt bislang sechs gibt es nun zwölf Lärmklassen bei den Flugzeugen. Außerdem wurde ein neuer Emissionsanteil bei den Landegebühren festgelegt. Was die Fluggesellschaften bezahlen, hängt von den Maschinen ab. Auch deshalb sei es schwierig, Aussagen zu treffen, welcher der teuerste Flughafen sei, gibt Schumm zu bedenken. 10,5 Millionen Passagiere hatte Stuttgart 2015 - in Frankfurt waren es 61 Millionen.

Der Großflughafen Frankfurt war in die Kritik geraten, weil dort die Entgelte regelmäßig erhöht wurden. Das liegt vor allem am Ausbau der Infrastruktur des Interkontinentalflughafens mit einer neuen Startbahn und hohen Investitionen in den Terminals. Michael Engel, Geschäftsführer des BDF, hatte 2015 von der Flughafengesellschaft Fraport „wettbewerbsfähige Infrastrukturgebühren“ gefordert. 2015 lag der Rhein-Main-Flughafen 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt und verlangte 28 Prozent höhere Gebühren als München. Neben Entgelten für Lärm und Emissionen bezahlen Fluggäste für das Abstellen der Maschinen, für die Infrastruktur und für die Sicherheitskontrollen. „Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen“, sagt Mike Peter Schweizer, Pressesprecher der Fraport. Als Deutschlands größter Drehkreuzflughafen habe Frankfurt eine deutlich aufwendigere Infrastruktur (siehe Anhang).

„Investitionen in die Infrastruktur sind langfristig zu betrachten“, sagt Schumm. Diese Kosten würden über die Entgelte umgelegt. Das ist auch im internationalen Flugverkehr so, wie das Beispiel des Flughafens in Dubai zeigt. Da zahlen Passagiere und Transitreisende eine Gebühr, weil der Drehkreuz-Flughafen in den Vereinigten Arabischen Emiraten seine Kapazitäten erheblich erweitert hat.

Eine exakte Statistik der Flughafengebühren im bundesweiten Vergleich hat auch Isabelle Polders, die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) in Berlin, nicht. „Durch lärmgestaffelte Entgelte wird für Fluggesellschaften ein Anreiz geschaffen, leiseres Gerät einzusetzen“, sagt sie. Daher betrachtet Verkehrsminister Alexander Dobrindt diese als ein wichtiges Instrument, um umweltpolitische Ziele durchzusetzen und um Investitionen für Airlines attraktiv zu machen. Genehmigt werden die Gebühren von den Landesluftfahrtbehörden. Die Flughäfen beziehen bei der Festlegung die Fluggesellschaften ein. Zwar seien die Entgeltregelungen durch die geänderte Gesetzgebung transparenter geworden, sagt BDF-Geschäftsführer Engel. Dennoch sieht er den dringenden Bedarf, weiter nachzubessern.

„Da geht es auch um die Konkurrenz der Flughäfen untereinander“, räumt Polders von der ADV ein. Aus ihrer Sicht kann auch der Blick auf die Entgelte eine Rolle spielen, wenn sich eine Fluggesellschaft für einen Standort entscheidet. „Das haben die Betreiber im Hinterkopf“, sagt die Verbandssprecherin. Das ist ihrer Meinung nach aber nur eines der Kriterien.

Das sieht auch Schumm so, der die Entwicklung in Stuttgart im Blick hat. „Fluggesellschaften betrachten den Markt. Entscheidend ist, ob die Passagierzahlen stimmen.“ Dennoch kann die Höhe der Entgelte das Zünglein an der Waage sein, wenn eine Airline mehrere Flughäfen in Erwägung zieht. Schumm verweist auf Investitionen in Start- und Landebahnen, Vorfeldeinrichtungen oder die Infrastruktur in den Terminals. Toiletten und Waschräume sind für Passagiere und Besucher, anders als auf Bahnhöfen, kostenlos. Das zahlen die Passagiere im Ticketpreis mit.

Die Frankfurter Entgeltpolitik

Internationales Drehkreuz: Der Rhein-Main-Flughafen Frankfurtist der größte Flughafen Deutschlands. Dort werden pro Jahr 61 Millionen Passagiere abgefertigt. Als viertgrößter Flughafen Europas und zwölftgrößter Airport im weltweiten Netz hat Frankfurt auch viele Transit-Passagiere, die dort nur umsteigen. „Da ist das Flughafenentgelt deutlich niedriger, weil sie unsere Check-Ins oder die Sicherheitskontrollen nicht nutzen“, sagt Mike Peter Schweizer, Pressesprecher der Fraport.

Anreize für Fluggesellschaften: Der Flughafen Frankfurt schafft nicht nur über lärmgestaffelte Landegebühren Anreize für Fluggesellschaften, dort neue Strecken anzubieten. Wer eine neue Verbindung einrichtet und mindestens 7500 Passagiere pro Jahr befördert, bekommt pro Passagier zehn Euro erstattet. Das gilt für neue Airlines, die von Frankfurt aus fliegen. „So teilen wir das Risiko, wenn eine Fluggesellschaft eine Verbindung wagt“, sagt Schweizer. Auch solche, die schon lange in Frankfurt sind, werden für Passagierwachstum belohnt, wenn dieses einen Prozent oder mehr beträgt. „Das ist auch im Sinne der Passagiere“, begründet Schweizer dieses System mit Rabatten, die nachträglich erstattet werden.