Mit Bewerbungsaufgaben wollen Arbeitgeber auch das Zeitmanagementprüfen. Foto: picture alliance/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Lebenslauf und Zeugnisse reichen bei einer Bewerbung oft nicht mehr aus. Mit Testaufgaben wollen Firmen sich einen Eindruck von Bewerberinnen und Bewerbern verschaffen. Wie kann man glänzen?

Unterhaching/Mannheim - Ein Entwurf für ein Logo oder ein Konzept für den Social Media-Auftritt eines Unternehmens: In manchen Branchen stellen Unternehmen Bewerber gerne ganz konkrete Aufgaben, und entscheiden anhand der Ergebnisse, wer den Job bekommen soll. Mit diesem Wissen können Kandidaten punkten:

Was sind typische Aufgabenstellungen?

Bewerbungsprozesse sind heute oft mehrstufige Verfahren. Nicht alle Unternehmen kündigen eine Bewerbungsaufgabe als Teil des Auswahlprozesse in der Stellenausschreibung an. Oft erfährt der Bewerber davon in einem kurzen telefonischen Erstgespräch oder in der Einladung zum Bewerbungsgespräch. „Manchmal ist dort die Rede von einem Bewerber-Tag, Matching Day oder Assessment Center, wohinter sich eine Reihe von Übungen und Gesprächen verbergen“, sagt der Management-Trainer Johannes Stärk, der sich auf die Vorbereitung von Kandidaten für Assessment Center spezialisiert hat.

Typische Aufgaben sind die Erarbeitung von Konzepten oder die Untersuchung von Fallstudien in einem stellenrelevanten Themenbereich, die der Bewerber dann in einer Präsentation vorstellt. Aber auch die Simulation eines Verkaufs- oder Mitarbeitergesprächs kann gefordert sein. „Manchmal prüfen Firmen auch ganz konkrete Fähigkeiten ab, Übersetzer müssen etwa einen Beispieltext in einer vorgegebenen Zeitspanne bearbeiten oder Informatiker einen Quellcode analysieren“, erklärt Katharina Hain vom Personaldienstleister Hays.

Wie bereite ich mich darauf vor?

Sowohl Personalerin Hain als auch Coach Stärk empfehlen Bewerbern, sich bei der Vorbereitung in die Rolle des Arbeitgebers zu versetzen und sich zu fragen: Was würde ich von jemandem wissen wollen, der sich auf diese Stelle bewirbt und wie würde ich seine Kompetenzen prüfen? Das kann helfen, zu verstehen, worum es bei der Aufgabe wirklich geht.

Ansonsten gilt es, die Aufgabenstellung genau zu lesen. „Oft neigen wir dazu, zu glauben, möglichst viel Information zu liefern, lasse uns besonders kompetent wirken, doch eigentlich geht es darum, zu selektieren und das Wesentliche herauszuarbeiten“, erklärt Katharina Hain. Ist die Aufgabenstellung dennoch unklar, empfiehlt sie, ruhig beim Unternehmen nachzuhaken. Auch die Erfahrungsberichte anderer Bewerber in Onlineportalen wie Glassdoor oder Kununu zu prüfen, ist oft aufschlussreich.

Was muss man bei der Bearbeitung und Präsentation beachten?

Besonders wichtig bei der Bearbeitung sei es, das Zeitlimit zu beachten, so Hain. Denn neben inhaltlicher Kompetenz prüfen Firmen auch die Fähigkeit zum Zeit-Management ab. Ebenso wichtig ist die ansprechende Präsentation. Hier sollten Bewerber vorab klären, welche medialen Möglichkeiten zur Verfügung stehen und flexibel bleiben, empfiehlt Stärk. Manchmal ist eine einfache Gliederung auf einem Flipchart ausreichend, manchmal ist eine Powerpoint-Präsentation gefragt.

Die meisten Firmen sind technisch ausgestattet. „Doch ich würde sicherheitshalber einen eigenen Laptop zum Gespräch vor Ort mitnehmen“, rät Katharina Hain. „Obwohl es im Online-Zeitalter weniger wichtig wird, kann es je nach Unternehmen außerdem einen guten Eindruck machen, die Präsentation zusätzlich in gebundenen Mappen den Arbeitgebern zu überreichen und den Lebenslauf noch einmal dazuzulegen.“ Bei Online-Bewerbungsverfahren entfällt dies natürlich, obwohl es auch hier sinnvoll sein kann, die Präsentation vorab zuzuschicken.

Was prüfen Firmen mit solchen Bewerbungsaufgaben eigentlich?

Es geht bei Bewerbungsaufgaben weniger um Fachkompetenz, denn diese wird im Idealfall aus Lebenslauf und Zeugnissen ersichtlich. Entscheidend sind vor allem Soft Skills: Also Teamfähigkeit, Führungskompetenz oder die analytische oder kreative Denkweise der Bewerber.

„Es gibt bei diesen Aufgaben nicht unbedingt eine einzige richtige Antwort, denn mehr als das Ergebnis interessiert sich ein Arbeitgeber dafür, welchen Lösungsweg der Bewerber gefunden hat“, sagt Johannes Stärk.

Für die Unternehmen wird zudem eine größere Vergleichbarkeit zwischen Bewerbern hergestellt, die oft sehr unterschiedliche Hintergründe haben, sagt Katharina Hain. „Die Kompetenzen rücken so mehr in den Vordergrund als die rein persönliche Ebene, was gerade bei betriebsinternen Bewerbungen, wo Kollegen einander oft schon kennen, sehr hilfreich sein kann.“ Auf der anderen Seite habe auch der Bewerber die Möglichkeit, zu sehen, ob die Anforderungen der Stelle wirklich seinen Erwartungen entsprechen.