Für mehr Zuverlässigkeit auf der Schiene hat der Bund viele Milliarden Euro angekündigt (Symbolfoto). Foto: IMAGO/Markus van Offern/IMAGO/Markus van Offern (mvo)

Für mehr Zuverlässigkeit auf der Schiene hat der Bund viele Milliarden Euro angekündigt. Die Bahnindustrie hofft auf volle Auftragsbücher. Den Konkurrenten der Deutschen Bahn aber fehlt ein wichtiger Akzent.

Mit rund 40 Milliarden Euro in den kommenden Jahren will der Bund das marode Schienennetz in Deutschland wieder auf Vordermann bringen. Das freut neben den Fahrgästen auch die Bahnindustrie, für die die Sanierung Dutzender Verkehrskorridore volle Auftragsbücher bedeutet. Der „politische Rückenwind“ bringe Bewegung in den Schienensektor, teilte der Präsident des Verbands der Bahnindustrie, Andre Rodenbeck, am Dienstag mit. Der Auftragseingang der Branche sei allein im ersten Halbjahr dieses Jahres um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen.

Die Bahnindustrie in Deutschland hat zwischen Januar und Juni einen Rekordumsatz erwirtschaft. Die Erlöse des Sektors lagen dem Verband zufolge bei rund 7,8 Milliarden Euro - ein Plus von knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Wachstum kam aber vor allem durch Aufträge aus dem Ausland zustande. In Deutschland hingegen schrumpfte der Umsatz demnach um acht Prozent. Da kommen die Vorhaben der Bundesregierung sehr gelegen.

Für die kommenden Jahre plant das Staatsunternehmen Deutsche Bahn rund 40 Generalsanierungen auf wichtigen Strecken - die Bahnindustrie kann also mit vielen Infrastrukturaufträgen rechnen. Für die Finanzierung hat der Bund bis 2027 rund 40 Milliarden Euro zusätzlich zugesagt. Die erste Generalsanierung soll im Sommer 2024 auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim beginnen. Die Kosten für dieses Projekt liegen bei rund 1,3 Milliarden Euro, wie die Bahn kürzlich mitteilte.

Im laufenden Jahr sei kein einziger Kilometer Schiene neu hinzugekommen

Doch aus Sicht der Bahnwettbewerber ist es mit der Modernisierung des bestehenden Netzes nicht getan. Es brauche auch mehr Tempo beim Neu- und Ausbau von Bahngleisen, teilte der Verband Die Güterbahnen am Dienstag mit. „Die Ausbautätigkeit im Eisenbahnnetz war über die letzten 30 Jahre äußerst bescheiden und wird den wachsenden Verkehrsbedürfnissen - das sehen wir ja an der drangvollen Enge auf der Infrastruktur - nicht gerecht“, sagte Hauptgeschäftsführer Peter Westenberger am Dienstag in Berlin.

Allein im laufenden Jahr sei kein einziger Kilometer Schiene neu hinzugekommen. In den vergangenen sechs Jahren waren es demnach im Schnitt jährlich lediglich rund 23 Kilometer. Zwar soll das Schienennetz in Deutschland bis 2030 um rund 750 Kilometer wachsen. Aber: „Es ist klar, dass diese 1,2 Prozent Netzerweiterung in einem so langen Zeitraum natürlich nicht ausreichen, um das Verkehrswachstum abzufahren und mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen“, sagte Westenberger.

Die Bundesregierung hat jüngst zahlreiche Neu- und Ausbaumaßnahmen aus dem sogenannten vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans im Rahmen einer Gesetzesreform noch einmal hochgestuft. Es mangele indes an der Umsetzung, sagte Westenberger.