Lars Oberlechner und Otto Ruppaner (von links) probieren Rezepte aus, die jungen Leuten schmecken. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Zum kommunalpolitischen Austausch mit Häppchen baten Köngens Bürgermeister Otto Ruppaner und Küchenchef Lars Oberlechner zehn junge Leute. Gemeoinsam briet die Runde Garnelenspieße und Mini-Burger. Dazwischen kamen Themen wie Busverkehr und das Gemeinwesenhaus aufs Tapet.

Köngen Mit Mini-Pizza und grünen Cocktails in den Händen diskutieren Jugendliche und junge Erwachsene aus Köngen mit Bürgermeister Otto Ruppaner über Kommunalpolitik. In der Küche der Eintrachthalle stellte sich der Verwaltungschef ihren Fragen. „Fingerfood and Politics“ heißt das neue Format, das die Familienbildungsarbeit (Fba) mit angestoßen hat. Küchenchef Lars Oberlechner zeigte in den ausgiebigen Redepausen, wie man Häppchen) selbst zubereitet. Vier Stunden lang hatte die Runde nicht nur eine Menge Spaß. Die zehn Teilnehmer erfuhren auch einiges über Kommunalpolitik.

„Ich finde es prima, dass man den Bürgermeister mal so unkompliziert erlebt“, findet die 17-jährige Kira, Elftklässlerin des Robert-Bosch-Gymnasiums in Wendlingen. Auch Schülersprecherin Nele ist überzeugt, dass man sich politisch engagieren müsse. „Wenn man selbst nichts macht, passiert auch nichts“, sagt die 17-Jährige. Deshalb ist sie nicht nur in der Schülermitverantwortung aktiv. Die redegewandte Schülerin hat auch Politik als vierstündiges Kernfach gewählt.

Mini-Pizzen und kleine Burger

Erst mal waren die zehn jungen Männer und Frauen verblüfft, was Küchenchef Oberlechner alles mitgebracht hatte. Minutenschnell briet er Garnelen im heißen fett, formte Mini-Pizzen und stellte Burger aus Hackfleisch her. Mit all den Lebensmitteln erinnerte die Küche der Eintrachthalle an einen Bistro-Betrieb. „Ich habe das Auto neben der Tür geparkt, da musste ich nicht schleppen“, sagt der Gourmetkoch und Küchenchef lachend. Dem Familienvater gelingt es spielend, die Gruppe zum Tomaten schnippeln und Salat putzen zu bewegen. Nebenbei gibt er Tipps für eine gesunde Ernährung. Motivieren ist die Stärke des Küchenchefs, der bei der Fba Kochkurse anbietet.

Einen Draht zu den jungen Bürgerinnen und Bürgern zu finden, fällt auch Otto Ruppaner leicht. „Ich war auch mal in der Jungen Union und habe mich da engagiert.“ Einer Partei habe er sich dann aber nicht anschließen wollen, obwohl ihn Politik immer interessiert habe. Als Chef einer Kommunalverwaltung könne er etwas bewegen. Mit seinem Tablet zeigt Ruppaner, wie das geplante Gemeinwesenhaus bei der Burgschule aussehen soll. „Ich fände es prima, wenn wir da auch Ideen einbringen könnten“, sagt Nele, die sich jetzt mehr mit dem Thema beschäftigen will, das viele Köngener bewegt. „Denn da kommt ja auch unser Jugendhaus ‚Trafo’ rein.“ Der Jura-Student Simon Schurz, der das kommunalpolitische Küchengespräch bei der Fba mit angestoßen hat, findet es toll, wie sich der Abend entwickelt: „Man sieht, dass junge Leute ein Forum brauchen, in dem sie sich einbringen können.“ Wenn man am Besprechungstisch diskutiere, breche das Eis nicht so leicht. „Hier kommen alle zu Wort.“

Die Busverbindung nach Wendlingen ist das größte Problem der Gymnasiasten. „In Spitzenzeiten ist der 151-er Bus übervoll, da müsste ein 15-Minuten-Takt her“, sagt Kira. Weil viele Köngener Schüler in der Nachbarstadt auf die weiterführende Schule gehen, sehen die Schüler da ganz dringenden Handlungsbedarf. Ruppaner nimmt die Anregung gerne auf, will aber keine allzu großen Hoffnungen wecken: „Der öffentliche Nahverkehr ist Sache des Landkreises“, sagt der Verwaltungschef. Er will die Anregung der Jugendlichen an die Verantwortlichen weitergeben, weiß aber nicht, was daraus wird.

Die Pläne für ein Ärztehaus interessieren Simon Killinger besonders. Es soll auf dem Areal der Lindenturnhalle entstehen, das bebaut werden soll, wenn das Jugendhaus „Trafo“ ins Gemeinwesenhaus einzieht. Der 20-Jährige studiert Medizin in Tübingen. „Das ist ein sensibles Thema, das wir zurzeit mit unseren niedergelassenen Ärzten diskutieren“, sagt Ruppaner. In Zukunft wird es aus seiner Sicht weniger Allgemeinärzte geben, die in Vollzeit arbeiten. 70 Prozent der Absolventen im Fach Medizin seien Frauen. „Wenn die Familienplanung ansteht, möchten sie vielleicht in Teilzeit arbeiten.“ In einem Ärztehaus, das Möglichkeiten für solche Arbeitsteilung bietet, sieht Ruppaner ein Modell der Zukunft. Außerdem könnten sich die Ärzte dann teure Geräte, zum Beispiel fürs Röntgen oder für die Sonographie, gemeinsam anschaffen.

„Fingerfood and Politics“ soll keine einmalige Sache bleiben. Im Sommer schwebt Ruppaner ein Grillabend mit kommunalpolitischen Gesprächen vor. Außerdem hat er die interessierten Schüler eingeladen, mal in sein Büro zu kommen: „Dann erstellen wir gemeinsam eine Vorlage für den Gemeinderat.“