Erfahrung und jugendlicher Hunger: Die Breakdance-Urgesteine „Battle Toys“ rekrutierten über die Jahre aus den Reihen ihrer eigenen Schüler. Antonio Marino (rechts) gehört erst seit kurzem zur Crew und spezialisiert sich auf akrobatische Bewegungen. Sein Lehrer Thomas Stark (links) gehört zur Urbesetzung der Gruppe, die 1997 gegründet wurde. Fotos: Bulgrin Quelle: Unbekannt

„Der Tanz ist akrobatischer und dynamischer geworden, der Schwierigkeitsgrad hat sich erhöht.“

Von Greta Gramberg
Für manche Menschen scheinen physikalische Grundregeln nicht unüberwindbar zu sein. Bei der jüngsten Show der Breakdance-Crew „Battle Toys“, deren Wurzeln in Plochingen und Umgebung liegen, erhält man jedenfalls den Eindruck, dass die Schwerkraft eine Marginalie ist. Der Boden scheint die Tänzer gar abzustoßen, während sie eine akrobatische Bewegung hinter die andere setzen

Die Choreografie der Truppe ist im Internet zu sehen. Die Show ist kürzlich während eines in der Szene sehr angesehenen deutschlandweiten Wettstreits namens „Battle of the Year Germany“ aufgezeichnet worden. Sie hat den elf Männern nun erstmals den Titel „Best Show“ bei dem nationalen Vorentscheid eingebracht und damit das Ticket für die Weltausscheidung „Battle of the Year International“ am 29. Oktober in Essen. Für die Crew ein Meilenstein: „Wir versuchen seit zehn Jahren da hochzukommen“, sagt Thomas Stark, der seit der Gründung der Gruppe 1997 dabei ist. 

Beim Training im Plochinger Jugendhaus wird klar: Auch die „Battle Toys“ zieht die Gravitation nach unten. Die vielen Titel, die sie in den 19 Jahren ihres Bestehens gewonnen haben - darunter der des Weltmeisters bei einem von Verbänden organisierten Turnier -, sind harter Arbeit geschuldet. Mehrmals pro Woche trainieren die „Battle Toys“. Sie kommen nicht mehr nur aus Plochingen und Umgebung, sondern reisen teilweise aus Freiburg und dem Odenwald an.

Von den ursprünglichen sechs Tänzern sind noch drei dabei. Der Rest sind ihre Schüler oder Tänzer, die von außen dazugestoßen sind. „Wir sind eine der wenigen echten Crews“, sagt der mittlerweile 35 Jahre alte Thomas Stark. Es gebe viele Gruppen, die sich extra für Wettbewerbe zusammenschließen, und nicht aus sich heraus gewachsen sind

Was das bedeutet, zeigt sich beim gemeinsamen Training. Treibende Musik wird aufgelegt, die Tänzer bilden einen Kreis, in dem im Wechsel die Einzelnen ihre Figuren üben, die die anderen dann mit einem Nicken oder einem Klatschen quittieren. Manchmal gibt es auch Kritik oder Tipps. Der 16-jährige Antonio Martino hat sich auf sogenannte „Power-Moves“ spezialisiert, eine akrobatische Form des Breakdance. Sein Lehrer Thomas Stark, der den jüngsten Zuwachs der „Battle Toys“ bereits seit sieben Jahren unterrichtet, gibt Martino Anweisungen, als er seinen Körper nur mit der Kraft seiner Arme knapp über dem Boden herumwirbelt. „Jeder hat sein eigenes Ding hier“, sagt Martino. „Man hilft sich gegenseitig und kann Tipps geben, auch wenn man selbst etwas nicht kann.“

Breakdance-Urgestein Thomas Stark hat sich mit den anderen Gründungsmitgliedern alles selbst beigebracht. Nur ein Crewmitglied ist Berufstänzer, der Rest hat andere Jobs, die die Männer mit ihrem Hobby arrangieren müssen. Thomas Stark ist Gebietsvertriebsleiter einer italienischen Kältetechnikfirma. Vielleicht hat er sich deshalb in puncto Breakdance vor allem auf „Freeze“-Bewegungen spezialisiert. Das sind kraftraubende Figuren, bei denen der Tänzer seinen Körper in einer Position oft nah am Boden mehrere Sekunden lang still hält. „Wir repräsentieren immer noch alle Stile des Breakdance“, charakterisiert Stark seine Gruppe. „Wir ergänzen uns in Erfahrung und jugendlichem Hunger.“

Thomas Stark steht mit seinen fast 20 Jahren in der Szene für die Erfahrung. Vor Auftritten und Wettkämpfen hat er kein Lampenfieber mehr. „Der Tanz selbst hat sich verändert“, erzählt der 35-Jährige. Breakdance sei akrobatischer und dynamischer geworden, der Schwierigkeitsgrad habe sich erhöht. Ermüdungserscheinungen zeigt Stark aber nicht. Neben Job, Training und diversen Auftritten bei Benefizveranstaltungen und Wettbewerben unterrichtet der Plochinger noch an mehreren Orten Breakdance-Schüler. „Man wird eingeschränkter, hat Schmerzen ab und zu“, gibt er zu. „Aber deswegen heißt es Breakdance.“

Hier gibt es eine Kostprobe der Battle Toys: