Ein ecuadorianisches Polizeiaufgebot betritt das Studio des ecuadorianischen Fernsehsenders TC. Foto: AFP/STRINGER

Seit Montag herrscht im ecuadorianischen Guayaquil der Ausnahmezustand. Am Mittwoch kommt es dann zu zahlreichen Vorfällen krimineller Banden. Mindestens acht Menschen sterben dabei, 70 Verdächtige werden festgenommen.

 In der ecuadorianischen Stadt Guayaquil sind bei mehreren Vorfällen mit kriminellen Banden mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Zwei Menschen seien verletzt worden, darunter ein Polizist, der Schusswunden davongetragen habe, teilte die Polizei am Dienstagabend (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz mit. Es habe mehr als 20 Vorfälle in der Hafenstadt gegeben, hieß es. Insgesamt seien mehr als 600 Notrufe eingegangen.

Bewaffnete waren am Nachmittag in die Räumlichkeiten des staatlichen Fernsehsenders TC Televisión eingedrungen und hatten mehrere Mitarbeiter als Geiseln genommen. Spezialeinheiten der Polizei brachten den Fernsehsender später wieder unter Kontrolle. Ob es bei dem Vorfall in den Räumlichkeiten des Senders Tote und Verletzte gegeben hatte, war zunächst unklar.

Kriminelle haben fünf Krankenhäuser gestürmt

In einem Einkaufszentrum seien zwei Sicherheitskräfte und ein weiterer Mensch ums Leben gekommen. Kriminelle seien zudem in fünf Krankenhäuser der Stadt eingedrungen und hätten diese kurzzeitig besetzt. Die Polizei und das Militär hätten die Krankenhäuser später wieder unter Kontrolle gebracht. Insgesamt seien 14 Verdächtige festgenommen worden.

Angesichts der eskalierenden Bandengewalt in Ecuador schickte Präsident Daniel Noboa die Streitkräfte ins Gefecht gegen die mächtigen Gangs des südamerikanischen Landes. Ecuador befinde sich im Kampf gegen das organisierte Verbrechen in einem internen bewaffneten Konflikt, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Dekret.

Beamte befreien verschleppte Polizisten

Sicherheitskräfte haben am Mittwoch 70 Verdächtige festgenommen. Bei Einsätzen im ganzen Land seien zudem Schusswaffen, Munition, Sprengstoff, Brandsätze und Fahrzeuge sichergestellt worden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Zudem befreiten die Beamten drei von Gangmitgliedern verschleppte Polizisten und setzten 17 entflohene Häftlinge fest. Präsident Daniel Noboa hatte am Vortag 22 kriminelle Gruppen per Dekret als terroristische Organisationen und nicht-staatliche Kriegsparteien deklariert, die ausgeschaltet werden sollen. „Alle diese Gruppen sind jetzt militärische Ziele“, sagte Militärchef Jaime Vela in einer Ansprache. Ecuador befinde sich im Kampf gegen das organisierte Verbrechen mittlerweile in einem internen bewaffneten Konflikt, hieß es in dem Dekret weiter.

Land seit Montag im Ausnahmezustand

Wegen chaotischer Zustände in den Gefängnissen hatte die Regierung des südamerikanischen Landes erst am Montag den Ausnahmezustand verhängt. Banden lieferten sich in den Haftanstalten heftige Auseinandersetzungen und nahmen Wärter als Geiseln. Dem Chef der mächtigen Bande „Los Choneros“, Adolfo Macías alias „Fito“, war dabei laut Gefängnisverwaltung offenbar die Flucht gelungen.

Die Gewalt nahm in Ecuador in den vergangenen Jahren dramatisch zu. Mit rund 25 Tötungsdelikten pro 100 000 Einwohnern wurde im Jahr 2022 einer der höchsten Werte Lateinamerikas gemessen.