Würste im Akkord gehen raus: In der ersten Stunde waren es laut Bahn 500. Foto: Gottfried Stoppel

Die Rote Wurst umsonst in der Waiblinger Dammstraße am Bahnhof hat reißenden Absatz gefunden. Es gab lange Schlangen für das „Dankeschön“ der Bahn für die elf Wochen Geduld wegen der Vollsperrung.

Was ist das denn für eine Veranstaltung? Eine Dame tritt an den Wurststand in der Waiblinger Dammstraße und wiederholt die Frage mit etwas mehr Lautstärke in der Stimme. Der Mann hinter der Theke nimmt sich trotz des Trubels Zeit und klärt über „die Veranstaltung“ auf. Am späten Freitagvormittag hat die Deutsche Bahn kostenlos Rote Würste ausgegeben – als Geste des Dankes dafür, dass die Reisenden in den vergangenen Wochen viel Geduld aufbringen mussten. Elf Wochen lang hieß es wegen der Vollsperrung der Bahn zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt, in den Bus des Schienenersatzverkehrs oder aufs Rad oder ins Auto zu steigen. Für viele Pendler bedeutete das, dass ihr Weg zur Arbeit mehr Zeit, Kraft und Planung kostete. In der Nacht auf Samstag, 29. Juli, endet die Vollsperrung.

Die Schlange der Wartenden zieht sich über viele Meter bis zur Ampel

In der Dammstraße, wo die Busse mit ihren Routen nach Stuttgart, Bad Cannstatt oder Fellbach starteten, war am Freitag auch die mobile Grillbude aufgebaut. Schon von weitem war zu erkennen, dass ganz schön was los war. Die Schlange der Wartenden zog sich viele Meter bis zur Ampel. Auch eine Mutter mit ihren Kindern hatte sich eingereiht. „Ich wusste Bescheid, das habe ich über den Flyer erfahren, es ist eine schöne Geste“, sagte sie. Im Vorfeld hatten Servicekräfte der Bahn Flyer in Herzchenform am Bahnhof ausgegeben, um auf die Aktion hinzuweisen. 1852 kostenlose Rote wurden ausgegeben, symbolisch für jede Stunde der Sperrung. „In der ersten Stunde haben wir 500 Würste raus“, sagte ein Mitarbeiter der DB Sicherheit. Auch vegane Wust gab es übrigens. Um kurz vor 14 Uhr war die Schlange noch nicht abgebrochen. Auch ein Busfahrer des Schienenersatzverkehr hatte sich mit einer Roten versorgt – für ihn war es der letzte Tag im Einsatz. Die Würste stammen von einem lokalen Unternehmen. Robin Schäfer von der Metzgerei Schäfer aus Weinstadt lieferte sie morgens an. Die Brötchen kamen von der Bäckerei Veit.

Dass weiterhin Durchhaltevermögen für Pendler gefragt ist, liegt auf der Hand. Die Stammstrecke wird gesperrt und die S-Bahn-Linien S2 und S3 fahren nur im Halbstundentakt. Der Halbstundentakt bedeutet eine deutliche Einschränkung. „Werden wir in diesem Jahr eine Rückkehr zum 15-Minuten- Takt noch erleben?“, fragt eine Frau aus Winterbach. Eine andere Reisende erzählte von ihrem früheren Wohnort auf der Alb. „Von dem Dorf fuhr der Bus jede halbe Stunde nach Ulm, hier fährt die S-Bahn auch jede halbe Stunde. Ist das ein Takt für einen Ballungsraum?“

Infos zur Stammstreckensperrung unter: www.s-bahn-stuttgart.de.