Offenbar ist mindestens ein Wolfsrudel im Schwarzwald unterwegs (Symbolfoto). Foto: IMAGO/Dominik Kindermann/IMAGO/Dominik Kindermann Kindermann Do

Das Umweltministerium geht davon aus, dass in Baden-Württemberg mindestens ein Wolfsrudel unterwegs ist. Das zeigt ein Bild aus einer Fotofalle.

Offenbar sind in Baden-Württemberg nicht nur Einzelgänger unterwegs: Es gibt erstmals einen klaren Hinweis darauf, dass Wölfe im Südwesten Nachwuchs bekommen haben.

Ein Fotofallenbild von Anfang Juni zeige eine Wölfin im Südschwarzwald mit einem „erkennbaren Gesäuge“, teilte das Umweltministerium am Dienstag in Stuttgart mit. Mit „Gesäuge“ werden die Milchdrüsen eines weiblichen Wildtiers beschrieben.

Wie eine Sprecherin der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg ergänzend mitteilte, sind Experten aufgrund der Aufnahme davon überzeugt, dass sich die Wölfe vermehrten. Das Bild der FVA zeigt die Wölfin, aber keine Welpen.

Hinweise auf Wolfspaar am Schluchsee

In den vergangenen Monaten hatten Fachleute bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass sich auch der Südwesten auf ein Rudel einstellen müsse. Es hatte bereits mehrere Hinweise auf ein mögliches Wolfspaar im Raum Schluchsee im Südschwarzwald gegeben. Die aktuelle Aufnahme wurde nun in der Gemeinde Schluchsee im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gemacht.

Wölfin im Südschwarzwald: Das Bild einer Fotofalle liefert den Beweis für ein Rudel. Foto: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt

„Die im Durchschnitt vier bis sechs Wolfswelpen werden meist Ende April/Anfang Mai geboren und verlassen erst mit mehreren Wochen die Wurfhöhle“, berichtete das Ministerium.

Die Rudelbildung fordert nach den Worten von Agrarminister Peter Hauk (CDU) Weidetierhalter in der Region heraus. Ein Wolfsrudel sei «höchst problematisch» - es herrsche nun „Alarmstufe Dunkelrot“. Die Entwicklung hänge nun vom Umgang mit Problemwölfen ab, die demnach auch ausgewachsene Rinder angreifen. Herdenschutz allein reiche nicht mehr aus, erklärte Hauk. „Niemand will den Wolf mehr ausrotten. Die Wölfe, die mehrfach übergriffig werden, müssen entnommen und bejagt werden“, forderte er.

Markus Rösler von der Grünen-Fraktion im Landtag teilte mit, Baden-Württemberg sei das zehnte Bundesland, in dem sich Wolfsrudel bildeten. Das Land sei gut darauf vorbereitet. Mit einem „qualifizierten Herdenschutz“ könnten Weidetiere zwar nicht vollständig, aber weitgehend geschützt werden. Die AfD-Fraktion nannte laut einer Mitteilung die Schutzmaßnahmen der grün-schwarzen Landesregierung hingegen „lächerlich“. Weiter erklärte der Abgeordnete Udo Stein: „Der Wolf muss, um ihn begrenzen zu können, unbedingt ins Jagdrecht.“

Nabu erfreut über die Sichtung

Die Umweltverband Nabu begrüßte das Wolfsrudel - es sei das erste seit mehr als 150 Jahren im Südwesten. „Vor dem Hintergrund des dramatischen Artensterbens ist der Nachweis des ersten Wolfsrudels im Land ein besonderer Tag für den Naturschutz“, hieß es in einer Mitteilung.

Laut Umweltministerium hat der Rüde des Paars im Südschwarzwald den Codenamen GW1129m. Die Fähe, also die Wölfin, heißt demnach GW2407f. Beide seien ausgewachsene Tiere.

Der Wolf breitet sich seit seiner Rückkehr nach Deutschland auch in Baden-Württemberg aus, allerdings deutlich langsamer als in vielen anderen Bundesländern. Wölfe gelten als streng geschützte Art. Ein Abschuss ist verboten, außer sie verhalten sich gegenüber Menschen aggressiv. Laut Umweltministerium haben sich drei Wölfe im Schwarzwald niedergelassen.