Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Ein altes Sprichwort hat zuletzt neue Aktualität gewonnen: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Wer nicht allzu weit fahren und dennoch etwas Besonderes erleben möchte, ist am Federsee richtig. Mit einer Fläche von 1,4 Quadratkilometern ist er der zweitgrößte See im Südwesten. Doch das Gewässer nahe dem oberschwäbischen Kurort Bad Buchau hat noch mehr zu bieten: Eine reichhaltige Flora und Fauna mit mehr als 265 Vogelarten macht den Federsee zum Refugium für Tiere und Pflanzen, das den Ehrentitel „Europareservat“ trägt. Selten erlebt man Natur so unberührt wie dort. Und wer sich in dieses einzigartige Paradies begibt, wird unwillkürlich von einer tiefen inneren Ruhe erfasst, die Kurgäste und Touristen ebenso zu schätzen wissen wie Ausflügler, die den Federsee für einen Tag erkunden.

Wer die Entstehung des Federsees erkunden möchte, muss weit zurückgehen in der Erdgeschichte: Nach der letzten Eiszeit hinterließen die Gletscher, die von den Alpen bis nach Oberschwaben vorgedrungen waren, in der Gegend um Bad Buchau einen Schmelzwasser-See, der ursprünglich rund 30 Quadratkilometer groß war und mit der Zeit teilweise verlandete. So entstand das Federseemoor. Doch der Mensch hat diesem einzigartigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen mächtig zugesetzt: Torf wurde gestochen, zur Landgewinnung wurde der Wasserspiegel abgesenkt, selbst Abwässer wurden bis in die frühen 1980er-Jahre eingeleitet. Doch zum Glück gelang gerade noch rechtzeitig die Umkehr: Nach und nach wurde der See renaturiert, die Wasserqualität verbesserte sich zusehends, verschwundene Tier- und Pflanzenarten kehrten zurück.

Ausflug in die Historie

Immerhin ein Gutes hatte der Torfabbau vergangener Zeiten: So wurden im Federseegebiet weltweit einmalige prähistorische Siedlungsstellen entdeckt, die seit 2011 zum Unesco-Weltkulturerbe „Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen“ gehören. Außergewöhnlich gut erhaltene Jagdlager, Moorsiedlungen und Pfahlbauten aus vorgeschichtlicher Zeit wurden dort entdeckt. Was „das Moor als Konservator der Lebensweise in grauer Vorzeit“ für spätere Generationen hinterlassen hat, lässt sich im Federseemuseum in Bad Buchau entdecken, das neben dem Kloster Bad Schussenried Schauplatz der großen Landesausstellung „4000 Jahre Pfahlbauten“ ist und gerade in der Ferienzeit zahlreiche Mitmachangebote für historisch Interessierte jeden Alters offeriert.

Doch auch diejenigen, die beim Ausflug nach Oberschwaben nicht in die Historie eintauchen, sondern einfach Natur und Ruhe genießen wollen, ist der Federsee ein ideales Ziel. Zahlreiche Wanderwege laden dazu ein, dieses kleine Paradies aus unterschiedlichsten Perspektiven zu erkunden. Zum Beispiel bei einem Rundgang durch den „Wackelwald“, wo man unter den Füßen spüren kann, wie sich das Moor anfühlt. Ein rund 1,5 Kilometer langer Holzsteg bietet derweil die Möglichkeit, den See mit allen Sinnen zu erfahren. Wer über den Federseesteg geht, hört den Wind über das Schilf hinwegstreichen, kann seltene Tierarten beobachten und eine Ruhe und Gelassenheit erleben, wie man sie in der Hektik des Alltags kaum mehr findet. Das Nabu-Naturschutzzentrum in Bad Buchau bietet fachkundige Führungen, aber auch die nötigen Informationen für eigenständige Erkundungen. Am stimmungsvollsten erlebt man den Federsee jedoch vor Sonnenuntergang - auf der kleinen Plattform am Ende des Stegs, wo man so eindrucksvoll wie nirgendwo sonst erleben kann, wie die Sonne hinter dem Horizont versinkt.

Tipps und Informationen

Anfahrt: Mit dem Auto erreicht man Bad Buchau aus Richtung Esslingen am schnellsten über die Autobahn A 8. Man fährt bis zur Ausfahrt Ulm-West und von dort auf der vierspurig ausgebauten Bundesstraße 30 in Richtung Friedrichshafen. Etwa zwei Kilometer nach dem vierspurigen Ausbauende verlässt man südlich von Biberach die B 30 und folgt dem Ziel Bad Buchau/Federsee. Wer’s lieber etwas geruhsamer mag, kann auch den Weg über Reutlingen, Zwiefalten und Riedlingen nach Bad Buchau wählen.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind Bad Buchau und der Federsee ebenfalls zu erreichen: Von Reutlingen aus gibt es täglich eine direkte Busverbindung nach Bad Buchau. Oder man nimmt die Bahn bis Biberach, Riedlingen oder Aulendorf und fährt von dort weiter mit dem Bus nach Bad Buchau.

Wellness: Als Kurort hat sich Bad Buchau ebenfalls einen Namen gemacht. Die Adelindis-Therme bietet auf insgesamt 14 000 Quadratmetern ein vielfältiges Wellnessangebot, das den Besuch am Federsee abrunden kann. Baden kann man drinnen und draußen, es gibt eine Saunalandschaft und einen Aktivpark im Freien. Die Therme fördert aus 800 Metern Tiefe mineralstoffreiches Wasser aus der Erde.