Das Feuerwerk zum Konstanzer Seenachtfest findet dieses Jahr zum letzten Mal in gewohnter Form statt. Dann soll die Bevölkerung entscheiden, wie es mit dem Fest weitergeht. Foto: dpa

Klimaschutz und Böller - das schließt sich für viele Städte aus, für andere nicht. Konstanz stellt das Feuerwerk beim Seenachtfest zur Disposition, Stuttgart ist gegen städtische Böllerei. In Heidelberg ist das trotz Klimanotstands kein Thema.

Stuttgart (dpa/lsw) Klima oder Kracher? Umweltschützer warnen schon lange vor der hohen Feinstaubbelastung durch die Silvester-Böllerei und städtischen Feuerwerke. Einige größere Kommunen sind angesichts der schärfer werdenden Klimadebatte noch unsicher, wie sie mit Feuerwerk zum Jahreswechsel umgehen sollen.

Private Böllerei auf öffentlichen Plätzen können die Städte abseits des Sprengstoffgesetzes nur in Ausnahmefällen verbieten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat dennoch ein Silvester-Böllerverbot für 31 Städte beantragt - als Maßnahme zur Luftreinhaltung. Die Anträge richten sich an die Kommunen, deren Innenstädte besonders mit Feinstaub belastet sind. Dazu zählen in Baden-Württemberg neben Stuttgart auch Heilbronn, Esslingen und Ludwigsburg.

Wie geht man dort um mit Feuerwerk und einem möglichen Verbot? Die Deutsche Presse-Agentur hat sich umgehört:

STUTTGART: Das Ambiente ist großartig, das ehrwürdige Schloss bietet sich an: Trotzdem ist die Landeshauptstadt wegen des Klimaschutzes gegen ein städtisches Feuerwerk auf dem Schlossplatz. Touristikchef Armin Dellnitz könnte sich stattdessen Lichtinstallationen und Musik vorstellen. Auch private Böllerei an Silvester würde das Rathaus gerne verbieten lassen - auch aus Sicherheitsgründen. Bei einem generellen Verbot sieht Stadtsprecher Martin Thronberens aber ein Problem: «Um Feuerwerke in Stuttgart zu verbieten, müssten sie gegen geltendes Recht verstoßen», sagte er. «Es gibt bislang keine Rechtsgrundlage, um Feuerwerke aus Gründen des Umweltschutzes zu verbieten.» Wäre ein solches Verbot leicht zu begründen, «hätten wir es schon gemacht».

KONSTANZ: Die Bodensee-Stadt geht in der Debatte um das traditionelle Seenachtfest auf die Bevölkerung zu: In einer Umfrage will die Kommune herausfinden, wie die Konstanzer das Fest in Zukunft feiern wollen und wie es umweltfreundlicher gestaltet werden kann. Das Fest findet in diesem Sommer zum letzten Mal in seiner bisherigen Form statt - denn noch sei man an bestehende Verträge gebunden und könne die Veranstaltung nicht neu gestalten, sagte ein Sprecher der Stadt, die als erste den Klimanotstand ausgerufen hat und seit längerem über das jährliche Feuerwerk diskutiert. Für das kommende Jahr werde neu entschieden.

ESSLINGEN: In der Altstadt greift eine Sonderregelung. Weil es wegen Böllern und Raketen immer wieder gebrannt hat, beschloss die Stadt, Feuerwerk hier wegen der Fachwerkhäuser auch an Silvester und Neujahr zu verbieten. «Das Anliegen der Deutschen Umwelthilfe wird die Stadt Esslingen prüfen», sagte Stadtsprecher Roland Karpentier. Allerdings könne das bestehende Verbot rechtlich nicht über die Innenstadt hinaus erweitert werden.

LUDWIGSBURG: Laut Sprecher Heinz Mayer will die Stadt Böllern an Silvester nicht verbieten. Auch das große Feuerwerk im Schlossgarten finde weiterhin statt.

HEILBRONN: steht vor einem Böllerverbot in der Innenstadt. «Wer das Thema Luftreinhaltung ernst nimmt, muss leider auch über den für manchen schmerzhaften Schritt eines "Böllerverbots" zu Silvester nachdenken», sagt Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD). Das Ordnungsamt bereite daher ein Verbot für das Stadtzentrum vor. «Gleichzeitig prüfen wir, ob wir außerhalb dieser Grenzen eine öffentliche Ersatzfläche zur Verfügung stellen können», ergänzt der Rathauschef.

HEIDELBERG: Heidelbergs Schlossbeleuchtung zieht mit ihren bengalischen Feuern und Feuerwerken gleich dreimal im Jahr Tausende Touristen an. Ein Verbot von Böllern in der Stadt ist bislang kein Thema. Auch die Schlossbeleuchtung wird nicht infrage gestellt. «Die Grenzwerte für Feinstaub wurden in Heidelberg bislang nie überschritten», sagt Stadtsprecher Christian Biester. «Ein Verbot von Feuerwerken ist in Heidelberg daher kein Thema.»

KARLSRUHE: Das Thema Silvester-Feuerwerk beschäftigte den Karlsruher Gemeinderat schon im März diesen Jahres, da Mitglieder der Grünen forderten, die Belastung von Mensch und Tier durch den bei Silvesterfeuerwerken entstehenden Feinstaub zu reduzieren. Bisher hielt die Stadt eine Erweiterung der Verbote, die durch das Sprengstoffgesetz gegeben sind, jedoch nicht für erforderlich. Die rechtlichen Voraussetzungen für den Erlass eines örtlich begrenzten Böllerverbots würden dennoch überprüft, so Sprecher Gerrit Münster.

STÄDTETAG: Viele Städte, viele Meinungen - da möchte sich der baden-württembergische Städtetag nicht positionieren. «Das überlassen wir komplett den Kommunen», sagte eine Sprecherin. «Es gibt wegen der unterschiedlichen Gemengelage auch keine Empfehlungen.»