Der Tatort der Bluttat von Wiesloch Foto: /7aktuell.de/Hessenauer

Der Psychiatrie-Patient soll vor seiner Mordattacke unauffällig gewesen sein. Der Sozialausschuss debattiert.

Wie konnte es dazu kommen, dass ein Patient aus dem Maßregelvollzug in Wiesloch entkommen konnte? Warum wurde er nicht auf seinem Weg in die Stadt gestoppt, bevor er dort eine junge Frau mit einem Messer tötete? Gab es einen Alarmplan? Das war nur ein Teil der Fragen, die der Sozialausschuss des Landtages in einer Sondersitzung von Manfred Lucha (Grüne) beantwortet haben wollte. Der Sozialminister ist politisch verantwortlich für den Maßregelvollzug im Land.

Ermittlungen dauern an

Ein Großteil der Antworten steht freilich auch eine Woche nach der Tat noch aus. Die Ermittlungen vor Ort sind noch in vollem Gange, die Gerüchteküche in den sozialen Medien kocht jedoch schon lange hoch. Vieles von dem, was im öffentlichen Teil der Sitzung erklärt wurde war schon bekannt. Demnach ist der Patient am Freitagmittag vor einer Woche mit fünf anderen Patienten unter Aufsicht von zwei Mitarbeitern der psychiatrischen Einrichtung auf dem Weg zur Arbeitstherapie gewesen. Plötzlich und unerwartet entfernte er sich von dem Gelände. Ein Mitarbeiter benachrichtigte die Polizei und verfolgte den Mann, die andere Mitarbeiterin blieb bei den fünf anderen Patienten.

Polizei handelt schnell

Zwischen dem Eingang des Notrufes und der Festnahme des Patienten habe weniger als eine Viertelstunde gelegen, so ein Vertreter des Innenministeriums. Manfred Lucha wies darauf hin, dass der 33-jährige Somalier, der wegen mehrerer Straftaten wie sexueller Belästigung und Beleidigung eingewiesen wurde, noch am Tag vor der Tat als „nicht auffällig“ beurteilt wurde. Im Maßregelvollzug sei es durch höchstrichterliche Rechtsprechung zwingend, dass Patienten Lockerungen bekommen, so Lucha. Dafür gebe es ein System mit neun Stufen, der Mann habe Stufe fünf erreicht gehabt.

Kein Mangel an Personal

Christian Oberbauer, der Medizindirektor des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden erklärte, wie „fassungslos und erschüttert“ die Mitarbeiter seien. Die Frage aus dem Ausschuss, ob aus vielen Stellenausschreibungen auf der Homepage der Einrichtung zu schließen sei, dass es nicht genügend Personal gebe, verneinte er. Die Stellengesuche seien im Vorgriff auf eine Erweiterung im kommenden Jahr geschaltet.

Auch Matthias Michel, Ärztlicher Direktor der Psychiatrie in Weinsberg, sagte, dass Baden-Württemberg beim Personal im Maßregelvollzug „sehr gut aufgestellt“ sei. Zwar gebe es seit dem Jahr 2018 deutlich mehr Einweisungen, die Zahl des Personals wachse aber entsprechend. „So etwas gibt es in anderen Bundesländern nicht unbedingt.“

Die Mitarbeiter hätten sich bei dem Vorfall „vorbildlich verhalten“, erklärte Oberbauer. Der Patient sei mehrfach begutachtet worden, von verschiedenen Experten – und dabei nie auffällig gewesen.