Die zwei Maschinen blieben nach dem Unfall am Sonntag Foto: SDMG/Thomas Krytzner - SDMG/Thomas Krytzner

Ein Augenzeuge beschreibt, wie es zu dem Unfall auf der Hahnweide vermutlich gekommen ist. Bestätigt ist die Unfallursache aber noch nicht. Offizielle Untersuchungen stehen noch aus.

KirchheimBis kurz nach halb zwei am Sonntag verlief das 19. Oldtimer Fliegertreffen für die rund 35.000 Besucher, die Veranstalter und die Einsatzkräfte noch reibungslos. Dann gab es plötzlich einen Knall und auf der Hahnweide herrschte für einige Momente Stille. „Da war es plötzlich mucksmäuschenstill“, beschreibt Siegmund „Sieger“ Maier vom Fliegenden Museum die Situation.

Eine startende Maschine war mit einem anderen Flugzeug, das noch in Warteposition stand, zusammengestoßen. Vier Menschen verletzten sich. Nun steht die große Frage im Raum: Wie konnte es dazu kommen?

Er war mit seinen Vereinskollegen auf der Höhe des Unfallgeschehens. „Wir haben hier unseren Stand, einen Segelflugzeuganhänger aufgebaut.“ Damit die unzähligen Piloten mit ihren historischen Kisten am Sonntag gemütlich den Heimweg antreten konnten, hatten die Organisatoren sogenannte Abflugfenster eingeplant. „Diese baut man ein, wenn viele Gastflugzeuge da sind, und ermöglicht den Piloten eine planbare Heimreise.“ Bei einem solchen Abflugfenster wird das Programm für eine halbe Stunde unterbrochen, damit etwa 30 Maschinen wegfliegen können. Sieger Maier erinnert sich an den Moment des Crashs: „Wir standen da, unterhielten uns und auf einmal gab’s den Schlag, einen richtig metallischen Schlag. Als ich schaute, sah ich den hochstehenden Flügel der Jodel-Maschine und dachte, oh je, jetzt ist der Tag gelaufen.“ Glücklicherweise wurden die Insassen der beiden verunglückten Maschinen jedoch nur leicht verletzt.

Wie es zu dem Unfall kam, lässt sich noch nicht genau sagen. Sieger Maier erklärt die Technik des verursachenden Flugzeuges, einer alten Jodel Ambassadeur aus England. „Dies ist ein Spornradflugzeug und rollt solange auf drei Rädern, bis es genügend Fahrt hat. Dann hebt es den Schwanz.“ Maier vermutet: „In dem Moment, als der Schwanz vom Boden abhob, ist das Flugzeug nach links weggedriftet. Leider erwischte der Pilot mit seiner Jodel eine Cessna, die quasi im Abflugstau stand.“ Durch den Aufprall mit dem Flügel wurde die Cessna herumgewirbelt, und gerade der Flügel sei dem englischen Piloten auf die Kabine geprallt, wie der Ex-Pilot weiter ausführt. „Nach dem Aufprall wurde sofort alles abgesperrt“, beschreibt Maier die Unfallsituation, „von allen Seiten kamen die Rettungskräfte und die Feuerwehr und leiteten Erste-Hilfe-Maßnahmen ein.

Da beim Crash auch Hoch-Oktan-Benzin ausgelaufen ist, mussten die Einsatzkräfte der Kirchheimer Feuerwehr einen Schaumteppich auslegen. Für Sieger Maier absolut nachvollziehbar: „Mit dem Schaum wurde verhindert, dass Benzinströme verrauchen, bei der Trockenheit herrschte ja hohe Brandgefahr.“ Zudem wurde der Rest des Treibstoffs vor Ort abgepumpt. Maier fiel am Montag ein Stein vom Herzen: „Wir können froh sein, dass kein Feuer entstanden ist, das hätte schlimm enden können.“ Solche Unfälle seien nicht vorhersehbar, wie der ehemalige Museumschef beteuert. „Das war ein ganz normaler Vorgang, die Flugzeuge standen in der Schlange und die startende Jodel knallte in eine stehende Cessna.“ Maier vermutet einen Steuerfehler beim Piloten. „Aber man muss erst den Bericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung abwarten, alles andere wären Spekulationen.“

Dass die Flugshow nach dem Crash abgebrochen wurde, begrüßt Sieger Maier. „Wir sind dankbar, dass keine Zuschauer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wenn ein Unfall auf dem Flugplatz passiert, geht erst einmal gar nichts mehr. Wir hatten Leute vom Regierungspräsidium und von der Flugunfalluntersuchungsbehörde direkt vor Ort.“ Auch wenn die Flugshow nach dem Unfall nicht mehr fortgesetzt wurde, war für die bleibenden Zuschauer immer noch einiges geboten. „Die Organisatoren haben eine Startbahn freigegeben, dass wenigstens die Piloten der kleineren Maschinen wegfliegen konnten.“ Die beiden Moderatoren, der heimische Segelflugweltmeister, Tilo Holighaus, und Luftfahrtspezialist Bernd Pfähler hielten die Besucher bei der Stange und lieferten viele Details zu den heimfliegenden Flugzeugen der Show. „Nach der minutenlangen Stille, waren wir froh, dass es trotzdem weiterging und dass keine Panik ausgebrochen ist.“ Sieger Maier bedauert den tragischen Abschluss des 19. Oldtimer Fliegertreffens und bleibt aber optimistisch: „Gott sei Dank ist nichts Größeres passiert, aber der Unfall hat keinen Einfluss auf die weiteren Oldtimer Fliegertreffen, vor allem auf die Jubiläumsveranstaltung.“

Für die Veranstalter dürfte das jähe Ende jedoch ein Loch in die Kasse reißen, da kurz nach dem Unfall keine weiteren Besucher mehr auf das Gelände gelassen wurden. Nebst dem Crash hielten sich die Einsätze für die vielen ehrenamtlichen Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst im Rahmen. Bei den Aufräumarbeiten auf der Hahnweide war der Zusammenstoß zwar auch immer wieder Gesprächsthema, aber die Mitglieder der Fliegergruppe Wolf-Hirth dachten vermutlich schon beim Wegräumen der vielen Biertischgarnituren und der Zelte an das nächste Oldtimer Fliegertreffen. Dieses findet dann zum 20. Mal auf der Hahnweide statt.