Audi-Chef Stadler stritt lange alle Vorwürfe ab. Foto: dpa/Lukas Barth

Die Verhandlung in München geht mit den Plädoyers der Verteidiger seinem Ende entgegen – und die bergen dann doch noch Überraschendes.

Der drei Angeklagten im Audi-Prozess hatten gestanden, die Bewährungsstrafen stehen im Fall des früheren Audi-Chef Rupert Stadler und des Ingenieurs Giovanni P. fest oder sind absehbar: Auch der frühere Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, kann mit einem milden Strafrahmen rechnen. Doch überraschend bargen die Plädoyers der Anwälte des mitangeklagten Ingenieurs Zündstoff.

Den Strafverteidigern Walter Lechner und Klaus Schroth ging es um die Einordnung der Schuld ihres Mandanten Giovanni P. Fast drei Stunden lang übten die Anwälte Kritik an deutschen Staatsanwälten und US-Justiz sowie an Volkswagen und Audi. „VW und Audi haben die Staatsanwälte regelrecht in die Irre geführt“, erklärte Lechner. Instrument dafür sei die US-Anwaltskanzlei Jones Day gewesen, die konzerninterne Ermittlungen im Diesel-Abgasskandal geführt und dabei sowohl mit der deutschen als auch der US-Justiz kooperiert hatte, das aber auf verfälschende und manipulierende Weise.

Sie wussten von nichts

Ziel sei gewesen, VW- und Audi-Führungskräfte aus der Schusslinie zu nehmen und die Schuld auf einzelne Entwickler abzuwälzen. Stadler und Hatz hatten stets behauptet, nichts gewusst zu haben. Ende April gestand Hatz zunächst das Gegenteil und auch, die Betrugssoftware veranlasst zu haben. Mitte Mai folgte Stadler mit dem Eingeständnis, per Unterlassung betrogen zu haben. Er hatte manipulierte Dieselautos verkaufen lassen, obwohl er davon ausgehen musste, dass sie eine illegale Software zum Abschalten der Abgasreinigung enthielten.

„Wir nennen es ein sogenanntes Geständnis“, sagte Lechner. Für Prozessbeobachter waren Stadlers Ausführungen nicht auf Anhieb als Geständnis erkennbar, so viele Einschränkungen und Relativierungen waren darin enthalten. Außerdem kam es erst, nachdem der Richter erklärt hatte, dass Hatz und Stadler ohne Geständnis mit Haft ohne Bewährung zu rechnen hätten.

Wurde die deutsche Autoindustrie geschützt?

„Mit Milliardenbeträgen sind Führungskräfte freigekauft worden, und untere Chargen hat man hängen lassen“, sagte Schroth mit Blick auf seinen Mandanten. Dennoch sei es der US-Justiz und nicht der deutschen oder dem Kraftfahrtbundesamt zu verdanken, dass der Abgasbetrug aufgedeckt wurde. „Die deutsche Autoindustrie blieb lange unangetastet“, sagte Schroth.

Die Anwälte von Hatz bezeichneten die Plädoyers ihrer Kollegen als „denunziatorisch auf besonders unangenehme Weise“. Ansonsten vertrauen sie wie auch Stadlers Verteidiger darauf, dass Richter Weickert kommende Woche das angekündigt milde Urteil für ihre Mandanten fällt.