Sie nennen ihn „Perücke“: Die Wahlkampfauftritte des marktradikalen Javier Milei muten skurril an – überzeugen jedoch viele Argentinierinnen und Argentinier. Foto: /Tobias Käufer

Das gebeutelte Argentinien steht am Sonntag vor einer echten Richtungswahl: radikal marktliberale Reformen oder doch wieder Peronismus. Besuch in einem Land, in dem die Krise Alltag ist.

Drei blaue Busse mit der Aufschrift „Milei – Presidente“ fahren ins kleine Zentrum der Stadt San Martin in der Provinz Buenos Aires. Wenig später steigt der Mann, den die einen für einen Erlöser, die anderen für eine Bedrohung der argentinischen Demokratie halten, auf die Pritsche eines Geländewagens. Die „Karawane der Freiheit“ macht sich auf den Weg. Javier Milei (53) ist der Mann, der die politischen Kräfteverhältnisse in Argentinien bereits im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen aus den Angeln gehoben hat. Seine Anhänger feiern ihn in Sprechchören mit seinem Spitznamen wegen seiner auffälligen Frisur: „Perücke, Perücke“. Nun greift er bei der Stichwahl gegen Sergio Massa, den leicht favorisierten Kandidaten des linksperonistischen Regierungslagers, nach der Macht. Auch wenn Milei im TV-Duell am Sonntag von einem angriffslustigen Massa sichtlich überrascht wurde, rechnen die Umfrageinstitute mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen.