„ Gelbe Säcke“- Chaos in Wernau. Foto: Peter Dietrich - Peter Dietrich

Alle zwei Wochen werden in Wernau die Gelben Säcke abgeholt. Doch manche Bewohner stellen die Säcke weit vor dem Abholtermin an die Straße. Darüber ärgern sich ihre Nachbarn.

WernauIsolde Kunz (Name geändert) ist gewiss keine pedantische Frau, das würde zu ihrem Lebensweg nicht passen. Doch einmal hat sie an der Kirchheimer Straße nachgezählt, wie viele Gelbe Säcke dort schon tagelang vor deren Einsammlung herumlagen: Sie kam auf 13. Als ehemalige Mitarbeiterin des Gesundheitsamts hat sie zum Thema auch eine berufliche Beziehung: „Da sind doch Lebensmittelreste dran, und der Bodenbach ist in der Nähe. Ich befürchte, dass da Ratten kommen. Und bei uns im Hof spielen die Kinder.“ Dass die Ratten keine Erfindung sind, hat sie vor kurzem erfahren: Eine Bekannte hatte in der Adlerstraße eine solche Ratte überfahren.

Kein Verständnis von der Stadt

„Das geht schon länger“, meint Kunz zu ihren Diskussionen mit dem Wernauer Ordnungsamt. Sie schlug vor, der städtische Mitarbeiter, der den ruhenden Verkehr überwache, solle ein Auge auf die Säcke haben, aber man habe ihr gesagt, dafür sei dieser nicht zuständig. Nach mehreren vergeblichen Versuchen mit dem Ordnungsamt habe sie schließlich direkt bei Bürgermeister Armin Elbl angerufen.

Sie habe darauf hingewiesen, dass Leute, die ihre Gelben Säcke viel zu früh auf die Straße stellen, in Baden-Baden Strafe bezahlen müssen. „Das kam in den Nachrichten.“ Elbl habe daraufhin gesagt, Wernau sei etwas anderes als die Kurstadt Baden-Baden. „Das kann man wohl sagen“, kommentiert Kunz trocken.

Von Wernauer Bekannten wisse sie, dass das Problem mit den viel zu früh hinausgestellten Gelben Säcken jetzt auch in anderen Wernauer Straßen anfange. Sie selbst will aber nicht auf die Straße gehen und andere zur Rede stellen: „Ich will keinen Ärger mit den Nachbarn. Die fragen mich höchstens, was will denn die. Wenn sich hingegen ganz offiziell die Stadt meldet, ist das etwas anderes.“

Ihr direkter Nachbar Anton Jäger (Name geändert) hat das getan, jemanden zur Rede stellen. „Ich habe ihn beim Rausstellen erwischt.“ Er sprach ihn an, worauf der Hinaussteller seine delikate Ware kleinlaut wieder mitnahm und versprach, im Müllkalender nach den Mitnahmeterminen zu sehen. Jäger kennt den beliebtesten Rausstelltag: „Immer wieder sonntags, oft schon am frühen Morgen, dann müssen die Säcke raus.“ Manchmal lägen schon freitags neue Säcke draußen, nach dem Einsammeln am Mittwoch zuvor.

Da alle zwei Wochen eingesammelt wird, liegt ein solcher Sack also ganze zwölf Tage im Freien, auch bei 30 Grad Celsius und mehr.

„Wenn der erste Sack draußen steht, werden es mehr“, sagt Jäger. Er wohnt so, dass er das Geschehen auf der Kirchheimer Straße stets vor Augen hat, es sei denn, er sieht absichtlich weg. „Das ist wie Kino. Das Härteste war die Fahrerin mit Handy am Ohr und Laptop auf dem Schoß, die direkt vor dem Haus im Stau vor der Ampel stand.“

Sie habe der Stadt vorgeschlagen, sagt Kunz, auf das Problem im Amtsblatt hinzuweisen. Doch der Vorschlag sei nicht aufgegriffen worden, weil es dort nicht jeder lese. „Da habe ich beschlossen, ich informiere die Eßlinger Zeitung.“