Seit 16 Jahren arbeitet Anneliese Roth als Gleichstellungsbeauftragte im Fellbacher Rathaus. Foto: Stadt Fellbach Quelle: Unbekannt

Fellbach (red) - Seit dem Jahr 2001 ist Anneliese Roth Ansprechpartnerin, wenn es um die Gleichberechtigung von Männer und Frauen in der Kappelbergstadt geht. Die gute Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Fellbach bestätigte nun ein Gutachten des Gender-Instituts Sachsen-Anhalt in Magdeburg, das zugleich die Weiterentwicklung der Arbeit empfahl.

Sie wurden zu Beginn ihrer Arbeit vielfach als Beschwerdestelle für Frauen definiert - die Frauenbeauftragten, die später zu Gleichstellungsbeauftragten wurden. Dabei wird schnell vergessen, dass Frauen erst seit knapp 100 Jahren das allgemeine Wahlrecht besitzen und bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Zustimmung ihres Ehemannes benötigten, um ihren Beruf auszuüben. Eine Gleichberechtigung im Wortsinn konnte es vor diesem Hintergrund kaum geben - also viel zu tun für die ersten Gleichstellungsbeauftragten, die in den 90er Jahren ihre Arbeit aufnahmen.

Als Anneliese Roth im Jahr 2001 im Rathaus in Fellbach begann, konnte sie auf der Arbeit von zwei Vorgängerinnen aufbauen. „Wir reagierten in erster Linie“, erklärt die heute 56-Jährige, „unser Auftrag war, auf eine Gleichstellung in allen Bereichen der Gesellschaft hinzuwirken. Konkret bedeutete dies, Diskriminierungen abbauen, ein offenes Ohr für Missstände haben und diese an die politisch Verantwortlichen weiterleiten. „Wir arbeiteten auch daran, notwendige Strukturen aufzuzeigen, wie beispielsweise eine verlässliche Kinderbetreuung für den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen. Oder diese aufzubauen wie das Fellbacher Netzwerk häusliche Gewalt“, so skizziert sie die Arbeit in den ersten Jahren.

Geholfen hat der Fellbacher Gleichstellungsbeauftragten bei ihrer erfolgreichen Arbeit ein großes gut funktionierendes Netzwerk. „Die Umsetzung vieler Projekte wäre ohne die ehrenamtlich Aktiven nicht möglich“, ist Anneliese Roth überzeugt. Dazu gehörten auch viele Ausstellungsprojekte im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem zur Fellbacher Frauengeschichte. Von Anbeginn forderte die studierte Diplom-Pädagogin ein allgemeineres Vorgehen. „Gleichberechtigung muss immer mitgedacht werden und nicht als Korrekturinstrument gesehen werden“, so ihr Appell.

Die Zufriedenheit mit der derzeitigen Gleichstellungsarbeit ist hoch, nennenswerte Unterschiede bei den Lebensumständen zwischen Frauen und Männern werden nicht bemängelt und die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger fühlt sich gleichberechtigt, so das Ergebnis der Studie, die im Gemeinderat vorgestellt wurde. Doch knapp ein Viertel der Befragten teilten diese positive Haltung nicht. „Diese Gruppe - meist von Benachteiligung persönlich Betroffene, Unzufriedene, vor allem Alleinerziehende und alleinlebende Frauen - erreichen sie derzeit nicht“, führte Thomas Claus vom Gender-Institut Sachsen-Anhalt aus. „Der Blick von außen hilft“, bewertet Anneliese Roth die Studie.

Die Änderung der Gleichstellungsarbeit bedeute eine Strukturänderung, stellte das Gender-Institut fest. Bei der künftigen Neuausrichtung gelte es, die Gleichstellung als roten Faden bei der Arbeit zu sehen und bei Entscheidungen immer mitzudenken. „Wir müssen die Arbeit präventiv als Querschnittsaufgabe aufbauen“, erklärte auch Anneliese Roth. „Egal, ob es um den öffentlichen Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten oder Personalarbeit geht. Die jeweils spezifische Situation von Mädchen und Jungen, Frauen und Männern muss in die Planungen und die Entscheidungen hin zu mehr Chancengleichheit einbezogen werden.“