Quelle: Unbekannt

Andrea Karimé hat eine Geschichte um Einsamkeit und Freundschaft in eine spannende Detektiverzählung verpackt. Das junge Publikum der Lesungen bei LesARTkids war da ganz Ohr.

EsslingenEin quiekendes Schwein und eine dicke musizierende Tante lassen Samba seinen Kummer vergessen. Der Junge ist traurig, weil seine Freundin Lal aus der Nachbarwohnung mit ihren Eltern nach Portugal umgezogen ist. Er vermisst sie, und seit Lals Abreise plagt ihn eine „langweilige Langweiligkeit“. In mehreren Lesungen an Schulen und öffentlich im Kutschersaal der Stadtbücherei begeisterte die Kölner Autorin Andrea Karimé im Rahmen von LesART kids nun ihr Esslinger Publikum mit ihrem neuen Buch „Samba, Schwein und das Geheimnis der Mühle“ (Picus-Verlag, 14 Euro). Sie hat diese Geschichte um Einsamkeit und Freundschaft mit viel Humor in eine spannende Detektiverzählung verpackt, und sie hatte auch noch eine Überraschung mit dabei.

Gemalte Geister und Gespenster

Gleich zu Beginn kündigt sie dieses Geheimnis an, die Spannung steigt, die Kinder gucken sich aufgeregt im Saal um. Aber Karimé, eine ebenso versierte wie temperamentvolle Erzählerin, macht die kleinen Zuschauer erst einmal mit Samba bekannt und holt ihr Publikum mitten in ihre Geschichte hinein. Weil Samba ohne seine Freundin Lal nichts mit sich anzufangen weiß, beginnt er, Geister, Gespenster und gruselige Gestalten zu zeichnen. 1171 hat er schon auf seinem Schreibblöckchen zu Papier gebracht. Als aus Lals eigentlich ja leer stehender Wohnung seltsame Töne zu hören sind, lernt er Tante Ottilie kennen, die vorübergehend dort eingezogen ist. Diese Tante, kugelrund wie ein Kürbis, spielt Fagott – daher die eigenartigen Klänge, die Samba durch die Wand hören kann. Und dann steht statt der dicken Tante plötzlich die junge Fagottistin Leah Blomenkamp auf der Bühne, packt ihr Instrument aus, setzt es zusammen und erklärt den Kindern en passant Wissenswertes über Holzblasinstrumente, Rohre, Tonlöcher und Klappen. Sehr zugewandt beantwortet sie die neugierigen Fragen: Ob das Blättchen, mit dem der Ton erzeugt wird, nach etwas schmeckt? Wie schwer das Musikinstrument ist? Ob sich der Name „Fagott“ von „Gott“ herleitet? Nachdem die Herkunft der musikalischen Klänge geklärt ist, hört Samba aber weitere fremdartige Geräusche, ein eigenartiges Grunzen und Quieken. Tatsächlich hat die Tante ein Schwein als tierischen Mitbewohner. Das freilich muss geheim bleiben – welcher Vermieter will schon ein Ferkel in seinem Haus? Nach und nach freundet sich Samba mit den neuen Nachbarn an, bis unerwartet die Tante verschwindet, und das Schwein, das einfach nur „Schwein“ heißt, ausbüxt, um sie zu suchen und mit Hilfe von Samba und seinen Zeichnungen auch zu retten. Andrea Karimé ist eine lebhafte Erzählerin, die mal frech, mal poetisch, aber immer sehr einfühlsam von Sambas anfänglicher Traurigkeit erzählt, und die im Handumdrehen die Aufmerksamkeit und die Herzen ihres jungen Publikums gewinnt: Mit Gesten macht sie klar, was es bedeutet, eine Geschichte, die man anfangs nur im Kopf hat, in ein Buch zu verwandeln: Nachdenken, am Computer schreiben und dann warten, bis ein Verlag es druckt und ein Buch daraus binden lässt. Sie liest immer nur kurze Passagen, dann bezieht sie ihr junges Publikum wieder aktiv mit ein.

Rätseln, wie es ausgeht

Im Dialog wird geklärt, was eine Mühle ist oder wie man die anfangs ungeliebte Tante wieder loswerden könnte. Zusammen wird im Reim gesprochen: „Frau Fagott, hau’ ab flott, sonst frisst dich das Monster als Kompott.“ Begeistert ahmen die Kinder die Töne des Fagotts und die Laute des Schweins nach und wagen sogar ein Tänzchen, als Leah Blomenkamp schmissig aufspielt. Andrea Karimé animiert die jungen Zuschauer, ihren Grips zu gebrauchen, aber auch der Fantasie freien Lauf zu lassen. Zwischendurch lässt die Schriftstellerin, die Musik- und Kunsterziehung studiert hat, lange als Lehrerin gearbeitet hat und heute einen Lehrauftrag an der Fachhochschule für Kinderliteratur hat, das Publikum immer mal wieder raten, wie die Geschichte weitergehen könnte und bittet um Lösungsvorschläge für besonders brenzlige Situationen. Da freilich hat sie die Rechnung ohne die pfiffigen Esslinger Kids gemacht: „Genau so ist es, Ihr seid richtig gut!“, macht sie ein dickes Kompliment.